Warum ist die Schilddrüse so wichtig?

Mit Hilfe von Jod und Eiweißbausteinen erzeugt das Miniorgan die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin, kurz T3 und T4. Diese gelangen in jedes Organ und sind für den gesamten Stoffwechsel verantwortlich. Sie steuern u.a die Funktion von Herz, Kreislauf, Muskeln, Verdauung und Nerven. „Ohnn Schilddrüsenhormone würden wir nach wenigen Monaten sterben“, sagt der Schilddrüsenspezialist.

Wieso macht sie so oft Probleme?

Auch die Schilddrüse altert: Ab Mitte 30 verändert sich das Drüsengewebe, es bilden sich Verwachsungen oder Zysten. Zudem haben heute oft manschen Probleme, die in früheren Jahren Jodmangel-Zeiten zu wenig von dem wichtigen Spurenelement aufgenommen haben (s. Kasten). Und Frauen sind häufiger betroffen, weil offenbar die weiblichen Östrogene bei der Entstehung von Schilddrüsen-Erkrankungen eine Rolle spielen.

Was ist die häufigste Erkrankung?

Durch zu wenig Jod kann es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse kommen. Bei dem Versuch, den Mangel an Jod und damit an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, vermehrt sich Gewebe, so dass ein Kropf entsteht. Es wird mit Jodtabletten alleine oder in Kombination mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Ohne Therapie besteht die Gefahr, dass sich kalte oder heiße Knoten bilden.

Was genau bedeutet das?

In „kalten“ Knoten werden nahezu keine Schilddrüsenhormone produziert. Meistens sind sie harmlos, können sich aber in seltenen Fällen zu Krebs entwickeln. Eine Punktion schafft Klarheit. „Heiße“ Knoten produzieren unkontrolliert Hormone, so dass es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommt. Der Körper läuft dann auf Hochtouren. Typisch sind Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Schwitzen und Gewichtsverlust.

Wie werden heiße Knoten behandelt?

Mit Schilddrüsenblockern, die die Hormonproduktion bremsen. Hilft das nicht, werden sie entfernt oder eine Radiojodtherapie eingesetzt. Dabei muss der Patient eine Kapsel einnehmen, die radioaktives Jod enthält. Diese reichert sich in der Schilddrüse an und zerstört übermäßig hormonproduzierendes Gewebe. „Nötig ist dafür heute nur noch ein drei bis fünftägiger Aufenthalt in einer speziellen Klinik“, so Prof. Herrmann.

Wie kommt es zu einer Unterfunktion?

Sie kann in Folge der Hashimoto-Thyreoiditis sein. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Abwehrzellen das Gewebe der Schilddrüse angreifen. Symptome sind z.B., Abgeschlagenheit, Depressionen, Frösteln, Zyklusstörungen oder brüchiges Haar. Hier müssen lebenslang Schilddrüsenhormone verabreicht werden, um den Mangel auszugleichen. Prof. Herrmann: “Die Präparate können für jeden Patienten individuell dosiert werden.“

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Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Prof. Dr. med. Burkhard HerrmannProf. Dr. med. Burkhard Herrmann
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