Darmgesundheit-Reizdarmsyndrom

The human Microbiome - Superorganismus Mensch

 

Was lange währt wird endlich klar.

 

Seit Jahrzehnten behandeln naturheilkundlich und ganzheitlich denkende Therapeuten den Darm und seine Bewohner.

Im Vordergrund standen dabei Reizdarmsyndrom, Allergien und Hauterkrankungen, die der Erfahrung nach sehr gut auf eine Regulation des Mikrobioms, und in der Folge auch Stabilisation der Darmwand, reagierten.

Diese Therapien, so sehr diese den Patienten auch halfen, wurden von anderer Seite kritisch betrachtet oder gar als Schwachsinn abgetan.

 

The Human Microbiome Project:

Durch das Mikrobiom-Project, welches seit 2008 weltweit läuft und in welches allein in den USA 115 Millionen Dollar unter Mitarbeit von über 200 Ärzten flossen,

ist jetzt eine Revolution im Gange (Eine Revulotion ist im Gange, Stern Wissen 5/2014).

Alles hat sich spätestens jetzt geändert.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Studien überrollen die traditionierten und ignoranten Sichtweisen über die Darmflora wie ein Tsunami von hinten.

 

Wir wissen jetzt eindeutig, dass unser Darm von Billionen von Bakterien besiedelt ist und der Mensch eine Art Superorganismus darstellt, der zu einem besseren Gesamten wird, durch das Mikrobiom.

Dieses Mikrobiom ist ein Netzwerk aus über 2 Kg Bakterienmasse in unseren Därmen, das mit 8 Millionen Genen vs. 22.000 Genen des Menschen, unsere Stoffwechsel- Immun- und Nervenfunktion und Genaktivität steuert.

Möglich wurde dieser Wissenssprung durch bezahlbare gentechnische Verfahren, die eine Analyse des kompletten Mikrobioms erst möglich machten.

Dabei fanden sich auch einige Keime, die durch die bisherigen mikrobiologischen Verfahren einfach nicht angezüchtet werden konnten. Einer dieser Stars ist Faecalibacterium prausnitzii, der quantitativ die größte Rolle spielt.

F. Prasunitzii bildet entzündunghemmende Substanzen, die den Entzündungspromotor NFk-B hemmen und Butyrate, die den Colonozyten als wichtigerer Energielieferant dienen.

 

Mit 10.000 Bakterienarten spielt auch die Diversität des Mikrobioms eine große Rolle.

Es fanden sich bisher 3 verschiedene Enterotypen, bei denen verschiedene Spezies abhängig von der Ernährungweise im Vordergrund stehen.

 

Mikrobiom und Adipositas

So haben Forscher aus Missouri herausgefunden, dass Übergewicht auch mit einer bakteriellen Fehlbesiedlung einher geht.

Sie gaben Zwillingsmäusen von denen jeweils eine dünn, die andere dick war, die Darmbakterien des jeweiligen Zwillings.

Die vorher dünnen Mäuse entwickelten darauf hin Adipositas, weil sie die Darmflora der dicken Geschwister bekamen.

Die Darmflora der dünnen Mäuse konnte bei den dicken keine Veränderung bringen.

Ausgelöst wird diese Veränderung durch die Bakteriengruppe der Firmicuten, welche bei den dicken Mäusen deutlich überhand nehmen.

Diese können aus Ballaststoffen zusätzlich Energie für ihren Wirt herstellen.

Beim Menschen können das somit 120kcal/Tag extra sein. Zu Zeiten des Nahrungsmangels können diese Keime sicherlich sinnvoll sein. Zu Zeiten des Überflusses jedoch sind diese an der Adipositas und Folgekrankheiten beteiligt.

 

Mikrombiom und chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Wissenschaftler staunten nicht schlecht, als sie eine 100% Korrelation zwischen M. Crohn, kolorektalem Karzinom, Adipositas, Colon irritabile, Morbus Alzheimer und dem Fehlen von Faecalibacterium prausnitzii fanden.

Hieraus ergibt sich die Gewissheit, daß  entzündliche Darmerkrankungen und Erkrankungen, die eine Silent Inflammation als Trigger haben mit einer manifesten Dysbiose des Mikrobioms einhergehen.

Somit erscheint es geradezu logisch bei chronischen Erkrankungen das Mikrobiom immer und an erster Stelle mit ins Kalkül zu ziehen

 

Mikrobiom und Stressmedizin

Zu Zeiten von hoher Stressintensität zeigt sich außerdem, dass wichtige Bakterienarten die Adhäsionsfähigkeit am Darmepithel verlieren und somit weggespült werden.

Allein durch Stress kommt es somit auch zu einer erhöhten Permeabilität der Darmwand. Das wiederum führt zu einer erhöhten Produktion von proinflammatorischen Zytokinen, die auf Dauer eine subklische Entzündung, die sog. Silent Inflammation, als Ausgangspunkt vieler chronischer Erkrankungen aufrecht erhalten kann.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass wir in unseren Darmwänden mehr Neuronen als im gesamten Rückenmark haben und die gleichen Neurotransmitter wie im ZNS nutzen. Deswegen sprechen wir auch vom Darmhirn, von dem viel mehr Afferenzen zum Gehrin gehen, als anders herum.

 

Mikrobiom und Depression/Autismus

Der Zusammenhang bei Depressionen und erhöhter Durchlässigkeit der Darmwand, bakterieller Fehlbesiedlung mit toxinbildenden Clostridien und Mangel an bestimmten Aminosäuren die das Ausgangsprodukt für Dopamin, Adrenalin und Serotonin bilden, sind nur ein Forschungsgebiet auf das in Zukunft verstärkt geachtet werden wird.

Im Stuhl von autistischen Kindern finden sich beispielsweise fast immer (90%) toxinbildende Clostridien, die bei westlicher kohlehydratreicher Fehlernährung hohe Dosen an Proprionsäure bilden. Diese kann über die noch  offene Blut-Hirn- Schranke bei Kindern mit entsprechender Disposition Autismus auslösen, bzw. die Symptome deutlich verstärken.

 

Therapeutisch empfiehlt sich eine durch molekulargenetische Verfahren unterstützte Analyse des Mikrobioms in einem renomierten Labor (z.B. Biovis) mit folgendem Aufbaukonzept durch neuartige Synbiotika.

Diese Synbiotika enthalten Multikeimspezies die besonders vermehrungsfähig sind und Oligosaccharide, zum Aufbau und zur Stabilisation des Mikrobioms.

(Das Konzept ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Ausbildung Teil 1)

 

Die Zukunft wird sich spannend gestalten, denn zur Zeit kommen wöchentlich neue Studien hinsichtlich der Korrelation Mikrobiom, Darmwand und chronischen Erkrankungen heraus.

Therapeuten sollten also Up to Date bleiben, denn es ist sicher, dass sich die Mikrobiombehandlung als wichtiger Therapieansatz bei vielen chronischen Erkrankungen etablieren wird.

 

                               

Robert Barring, Oktober 2014 für die Fachzeitschrift der GSAAM

 

 

 

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