Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) im höheren Alter

Die Neuerkrankungen des Diabetes mellitus sind in Deutschland bei den 75- bis 79-Jährigen am höchsten. Etwa jeder 4 – 5 Patient leidet in dieser Altersklasse bereits an der Zuckerkrankheit. In Anbetracht der zunehmenden Lebenserwartung wird auch der Anteil der Diabetespatienten in der Bevölkerung stetig steigen. Unabhängig vom Alter geht man aktuell von 7-8 Millionen Betroffenen aus. Die häufigste Form ist der Typ-2-Diabetes - früher auch als "Alterszucker" bezeichnet. Etwa 9 von 10 Diabetikern sind an diesem Typ erkrankt. Der ältere Diabetiker (ab dem 65. Lebensjahr) leidet meist unter alltagsrelevanten Funktionsstörungen und Behinderungen. Ein bekannter Begriff hierfür ist Multimorbidität. Dies bedeutet, viele nebeneinander vorliegende, teils schwere Erkrankungen führen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Häufig vergesellschaftete Krankheitsbilder können eine Fehl- und Mangelernährung (ggf. mit Austrocknung), Gangstörungen, Immobilität, Druckgeschwüre, Schlafstörungen, Depressionen, Hirnleistungsstörungen (unter anderem Verwirrtheit), chronische Schmerzen, Schwindel mit Sturzgefahr oder eine fehlende Kontrolle über die Stuhl- und/oder Harnausscheidung sein. Aber auch eine veränderte Präsentation von Beschwerden und Reaktion auf Medikamente sowie eine verzögerte Genesung verlangen einige Besonderheiten im Umgang mit älteren Diabetikern. Bedenkt man, dass 80% der älteren Diabetiker von Gefäßerkrankungen (Folgen sind z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen an den Beinen) betroffen sind, nimmt die Therapie einen wichtigen Stellenwert ein.

Die meisten älteren Menschen haben Angst vor dem Verlust der Selbständigkeit und vor dem Auftreten einer Demenz, wobei die Alzheimer-Demenz mit dem Diabetes assoziiert ist. Neben einer Blutzuckereinstellung muss daher ebenso eine adäquate Behandlung der Begleiterkrankungen (Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, Blutfettwerte usw.) erfolgen. Die Mehrzahl der älteren Diabetiker wurde in der Vergangenheit eher „großzügig“ eingestellt, also höhere Werte toleriert. Neuere Studien belegen die Verminderung des Risikos für Spätkomplikationen auch bei älteren Diabetikern. Eine Insulinbehandlung wird leider häufig bei älteren Menschen aus Angst vor einer Unterzuckerung zu spät begonnen. Darüber hinaus können veraltete Diätvorschriften zu einer Mangelernährung führen. Natürlich sollte immer eine individuelle Einstellung der Blutzuckerwerte mit Berücksichtigung der Gesamtsituation einschließlich des Umfelds vorgenommen werden.

Dr. med. Thomas Amend, Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie und Geriatrie

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