Chirurgie der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse ist das Organ, welches Insulin produziert, was in das Blut abgegeben wird und den Blutzucker senkt. Außerdem werden in der Bauchspeicheldrüse bestimme Verdauungsenzyme gebildet, die in den Darm abgegeben werden und für die Verdauung unabdingbar sind. Das Organ liegt im Oberbauch hinter Magen und Dickdarm und hat unmittelbaren Kontakt zu großen Gefäßen wie der Hauptschlagader (Aorta), der Hauptschlagader des Darms (Arteria mesenterica superior), der unteren Hohlvene (Vena Cava),  der Lebergefäße (Pfortader und Leberarterie) und der Milzarterie. Zusätzlich zieht der Hauptgallengang, der die Galle von der Leber zum Zwölffingerdarm transportiert, mittel durch den Kopf der Bauchspeicheldrüse. Auf Grund dieser engen Beziehungen zu diesen außerordentlich wichtigen Strukturen galt die Bauchspeicheldrüse bis Mitte des letzten Jahrhunderts als für die Chirurgie nicht zugänglich. Entsprechend schlecht waren die Ergebnisse. Inzwischen erlauben moderne Operationstechniken und Erfahrung die Operation an der Bauchspeicheldrüse mit sehr geringer Komplikationsrate in entsprechend erfahrenen Zentren.
Wann ist eine Operation an der Bauchspeicheldrüse notwendig?
Es gibt gutartige und bösartige Veränderungen, die eine Operation erforderlich machen.


Gutartige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Akute Pankreatitis (= akute Bauchspeicheldrüsenentzündung)
Verursacht durch Gallensteine, aber auch durch einen übermäßigen Alkoholgenuß kann es zur akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen, die in den allermeisten Fällen wiederabklingt und keine Operation erfordert. Es kann sich aber auch so schwer entwickeln, dass sich das Organ quasi durch die Verdauungsenzyme, die sie selbst bildet, selbst verdaut. Der Verlauf kann lebensbedrohlich schwer sein, so dass hier eine Operation notfallmäßig erfolgen muss. Ziel ist es, das verdaute und abgestorbene Gewebe zu entfernen. Oft sind wiederholte Operationen notwendig.


Chronische Pankreatitis (= immer wieder kehrende Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
Diese Situation kann ebenfalls durch kontinuirlichen Alkoholkonsum ausgelöst werden. Immer wieder treten akute Entzündungen auf, die sich wieder erholen, jedoch können in der Bauchspeicheldrüse narbige Veränderungen verbleiben, die die normale Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigen. Es kann zu einer Situation kommen, in der sich die Entzündungen in Form von Schüben selbst unterhält. Die Folge sind immer wieder auftretende Schmerzen, die die Lebensqualität erheblich einschränken. In solchen Fällen kann durch eine Entfernung des Kopfes der Bauchspeicheldrüse lang anhaltende Schmerzfreiheit erreicht werden.
Pankreaspseudozysten
Diese Zysten entstehen häufig im Rahmen der chronischen Entzündung und sind Ausdruck eines Hindernisses im Abfluss der Bauchspeicheldrüsensäfte. Die Beeinträchtigung entsteht, wenn immer wieder kehrende Entzündungen die Gänge der Bauchspeicheldrüse verschließen, so dass es zum Rückstau und damit druckbedingt zur Entstehung der Zysten kommt. Diese Zysten können eine Größe eines Fußballs erreichen. Die Operation führt zur Beseitigung dieser störenden Schwellung und der möglichen Entzündung der Zyste. Eine Dünndarmschlinge wird in diesen Fällen an die Zystenwand genäht, so dass das Sekret in der Zyste in den Dünndarm, und damit in den vorgesehenen Raum abgeleitet wird.
Gutartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse
Auch gutartige Tumoren können Beschwerden verursachen.  Ein sogenanntes Adenom oder Polyp kann im Bereich der Mündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm zur Gelbsucht führen. Im Verlauf ist es möglich, dass sich aus dem Polyp ein bösartiger Tumor entwickelt, so dass eine Operation empfohlen werden muss, wenn der Polyp nicht endoskopisch entfernt werden kann.
Andere Tumoren können zystische Anteile haben und sind gutartig, jedoch haben auch diese Tumoren eine Entartungstendenz. Im Einzelfall wird mit dem Patienten gemeinsam beschlossen, wann solche Veränderungen operiert werden müssen oder sollten.


Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Bauchspeicheldrüsenkrebs)
Diese Tumoren befinden sich in den meisten Fällen im Kopf der Bauchspeicheldrüse, seltener in den anderen Bereichen Körper und Schwanz. Das typische Symptom beim Tumor im Bauchspeicheldrüsenkopf ist die Gelbsucht, die in der Regel völlig schmerzfrei auftritt. Typischerweise fällt morgens beim Blick in den Spiegel  auf, dass sich das Weisse in den Augen gelb verfärbt hat. Der Grund dafür ist ein Verschluss des Gallengangs, der an dieser Stelle durch die Bauchspeicheldrüse verläuft und durch den Tumor verschlossen wird. Bei Tumoren in den anderen Abschnitten der Bauchspeicheldrüse kommt es nicht zur Gelbfärbung, da keine Nähe zum Gallengang besteht. Hier können Rückenschmerzen auftreten.
Nur die komplette Entfernung des Tumors kann eine Heilung bewirken, so dass die Operation immer angestrebt werden muss. In einem Zentrum mit ausreichender Erfahrung ist die Operation meistens möglich. Bei den häufigeren Tumoren des Kopfes der Bauchspeicheldrüse wird der Kopf zusammen mit dem Zwölffingerdarm und der Gallenblase entfernt. Bei Tumoren im Körper oder Schwanz der Bauchspeicheldrüse wird der linke Teil der Bauchspeicheldrüse mit Milz entfernt. Die Milz muss mit entfernt werden, weil die Milzgefäße in der Regel direkten Kontakt zum Tumor haben.
Entscheidend für den Erfolg der Operation ist die ausreichende Erfahrung. Hier gilt einerseits die Operation selbst, andererseits aber auch die gute Narkose und die Behandlung auf der Intensivstation und die richtige Behandlung bei Auftreten von Komplikationen. Bei solch guten Bedingungen ist die Rate an Komplikationen sehr gering und die Sterblichkeitsrate durch die Operation nahezu Null

Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Prof. Dr. Dr. h. c. Guido SchumacherProf. Dr. Dr. h. c. Guido Schumacher
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