Rückenmarkstimulation zur Behandlung chronischer Schmerzen

Die Behandlung chronischer Schmerzen mit elektrischem Strom hat eine lange Tradition. In den späten 60er und frühen 70er Jahren sind die technischen Voraussetzungen geschaffen worden, um Implantate zur dauerhaften elektrischen Stimulation des Nervensystems einzusetzen. Mittlerweile existieren verschiedene Stimulationssysteme für die unterschiedlichen Schmerzbilder zur Verfügung.

Da die Behandlung mittels elektrischem Strom eine gestörte Nervenfunktion wieder in die richtigen Bahnen lenken soll, spricht man von "Neuromodulation". Die Behandlung ist prinzipiell komplett reversibel, d.h., die Implantate können ohne Schädigung der Nervenstrukturen eingesetzt und auch wieder entfernt werden.

Grundsätzlich werden eine oder mehrere Elektroden (dünne Drähte) über eine spezielle Punktionsnadel an die zu stimulierende Nervenstruktur platziert. Je nach Schmerzerkrankung ist dies ein einzelner Nerv, ein Nervenknoten im Bereich der Wirbelsäule, das Rückenmark, oder aber das Gehirn selbst. Beim am häufigsten durchgeführten Eingriff wird das Rückenmark stimuliert, man spricht von "epiduraler Rückenmarkstimulation" oder "Spinal Cord Stimulation (SCS)". Die Elektroden liegen dabei je nach verwendetem Implantat und Schmerzerkrankung an unterschiedlichen Positionen auf der Rückenmarkshaut ("epidural") im Wirbelkanal, wohin sie entweder unter örtlicher Betäubung, oder in Allgemeinnarkose implantiert werden. Je nach Einsatzgebiet verspürt der Patient durch die Stimulation ein angenehmes Kribbeln im vormaligen Schmerzgebiet, oder die Stimulation ist für den Patient nicht zu verspüren.

 

Da die Stimulation nicht bei allen Patienten wirksam ist, wird nach jeder Elektrodenimplantation eine ambulante Testphase durchgeführt. In dieser mehrere Tage dauernden Zeit soll der Patient die Schmerzlinderung durch die Stimulation zu Hause unter alltagsnahen Bedingungen überprüfen. Erst wenn Patient und Operateur gemeinsam zu dem Schluss kommen, dass durch die Stimulation eine Verbesserung der Schmerzen und ein Gewinn an Lebensqualität erzielt ist, wird in einem zweiten Eingriff der eigentliche Schrittmacher ("Schmerzschrittmacher") unter der Haut implantiert. Diese etwa Streichholzschachtel-großen Geräte versorgen die Elektroden mit Strom und können vom Patient in gewissen Grenzen selbst bedient werden. Ist die Batterie erschöpft oder sind die Ladezyklen des Akkus erreicht, so wird der Schrittmacher in einem kurzen Eingriff in örtlicher Betäubung gewechselt.

 

Geeignet sind solche Neuromodulationsverfahren z.B. bei:

  • - Nervenschmerzen nach Bandscheiben-/Rückenoperationen
  • - Schmerzen nach Nervenverletzungen (CRPS I und II)
  • - Schmerzen bei Durchblutungsstörungen (pAVK)
  • - Schmerzen bei stabiler Angina pectoris

 

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Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Dr. med. Michael SchreyDr. med. Michael Schrey
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