Jatrosom bei Depression

MedikamentWegen welcher KrankheitDauer der Einnahme
JatrosomDepression3 Jahre

Beschreibung der Wirksamkeit und Nebenwirkungen:

Ich nehme Jatrosom nun bereits seit mehr als 3 Jahren.
Anfangs war ich skeptisch, zumal auch ein Mitpatient dieses Medikament vorgeschlagen bekam und aus nachvollziehbaren Gründen ablehnte. Nachdem nichts half und eine Tortur der Nebenwirkungen bereits durchgestanden wurde, gab ich Jatrosom jedoch eine Chance. Zu Beginn reagierte mein Körper oft mit Schwindel, v.a. wenn ich aus der Ruhe in Bewegung kam. Ich rannte oft ohne weiteres Treppen hoch. Hier merkte ich jedoch schnell, dass mein Körper nicht mehr so wollte und mir mal schwarz vor Augen wurde. Während Schwindelanfällen auch Ohrensausen und verschwommen, überbelichtetes Sehen. Hohe Flüssigkeitszufuhr ist hier sehr wichtig, um es zu verringern! Das Bedürfnis entsteht bei der aufkommenden Mundtrockenheit jedoch schnell von allein. Der Körper passte sich über die Zeit merklich an und der Zustand normalisierte sich. Vor allem jedoch: Jatrosom wirkte! Erstmals verspürte ich wieder eine Art Lebensgefühl und lernte ein Stück Normalität durch neuen Antrieb und einem vollständigen Abklingen des Suiziddenkens kennen!

Doch das Glück blieb nicht lange... Später hatte ich eine schizoaffektive Störung. Ich habe lange gebraucht (ein dreiviertel Jahr) um es zu realisieren, dass ich halluziniere und nichts real war, getriggert durch Ängste, auch um mein eigenes Leben, über Dauerstress hinein in Paranoia und den Wahn! Ich weiß nicht, ob es durch Jatrosom und Nichteinhaltung der Diät begünstigt wurde, aber der Verdacht war hoch! Nachdem die Geisterstimmen bei Herabsetzen von Jatrosoms innerhalb kürzester Zeit abklungen, zweimal, drängte sich zumindest die Möglichkeit auf! Das zweite Mal bei einem kurzen Rückfall. Inzwischen halte ich die Diät ein und es gab auch keine Halluzinationen mehr!

Besonders Vorsicht ist bei Jatrosom auch die Kombinatorik mit anderen Medikamenten geboten! Jatrosom zeichnet sich durch viele bekannte Wechselwirkungen aus, auch solche, die lebensgefährlich werden können oder nicht bekannt scheinen! Beispielsweise bekam ich eine Zeit lang Lithium und Seroquel/Quetiapin dazu. Ich hatte mit Panikattacken aus dem Nichts zu kämpfen, wo das erste Mal der Notarzt kommen musste! Nachts im Schlaf kämpfte ich mit plötzlichen Atemstillständen, die mich aus den Schlaf rissen, bis sich Geist und Körper weigerten wieder einzuschlafen. Der Arzt meinte die Medikamente vertragen sich. Ich jedoch weigerte mich das zu glauben und schlich Seroquel und Lithium eigenhändig aus, und siehe da: Keine plötzlichen Panikattacken mehr und auch die Atemstillstände im Schlaf vergingen wieder fix! Weniger die neuen Knaller in der Psyche...

Vergessene Einnahme von Jatrosom rächt sich noch am selben Tag spätestens Abends in einem Unwohlsein. Im Kopf gibt's dann ständig kleine Stromschläge. Es ist sehr wichtig dieses Medikament gleichmäßig einzunehmen, möglichst morgens und mittags geteilt. Ich nahm auch Abends noch die halbe Dosis, um die Absetzerscheinungen loszuwerden, auch wenn dies den Tod für den Nachtschlaf bedeutete...

Das Medikament loszuwerden ist mir mit der Zeit extrem schwer! Selbst 5mg endeten im Desaster. Der Körper gewöhnt sich an Jatrosom und fällt bei leichtester Entwöhnung nach ca. 4 Wochen in ein katastrophales Loch. Antrieb und Stimmung gleich Null, dazu Neuaufkeimen von Hoffnungslosigkeit und Suizidwünschen mit ungeahnten Extremen! Sehr hohe Gefahr in eine Affekthandlung zu fallen, weil es schwer auszuhalten ist!

Es ist nach wie vor das bisher einzige wirksamen Medikament in all den unzähligen Versuchen, aber auch eine große Abhängigkeit. Es wirkt auch etwas unberechenbar, da immer wieder mit Ausfällen durch Unwohlsein zu rechnen ist. Herzrasen, Hochpeitschen von Unruhe, plötzlicher Schwindel etc. etc. Auch Stimmungsschwankungen sind nicht auszuschließen. .. dazu die Nebenwirkungen, die nicht ohne sind. Jatrosom ist allerdings auch eines der wenigen Medikamente, welche die Libido nicht nicht einschränken. Gerade junge Männer leiden darunter und werden durch ein Gefühl der Unwirklichkeit in neue Depressionen getrieben.

Jatrosom kann auch die Reizbarkeit erhöhen, wie ich meine. Meine Reizschwelle ist gefühlt sehr niedrig. Laufende Lärmquellen, wie Musik/Radio, TV, Küchengeräte, am besten alles zusammen, dazu noch nachdenken, zuhören oder reden, einer Sache Aufmerksamkeit schenken, lässt schnell die Hutschnur platzen und da war ich schon eines, der ruhigen Gewässer.

Heute stützt mich Jatrosom noch immer effektiv. Allerdings kämpfe ich seit ca. 2 Monaten mit dem Abbau meiner geistigen Leistungsfähigkeit. Viele Aktivitäten sind auf Eis, weil ich immer weniger klar denken kann und deutlich weniger belastbar wurde. Ich weiß nicht, ob Jatrosom hiermit etwas zu tun hat. Eventuell ist es tatsächlich wieder etwas Psychotisches oder einfach nur zu viel Stress im Sozialen. Ich bin dran! Hier spüre ich noch deutlich den Änderungswillen und Antrieb dagegen vorzugehen, der sonst kaum vorstellbar wäre!

Eingetragen am 11.08.2021 als Datensatz 106142
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Die Nebenwirkungen dieses Beitrags wurden wie folgt zusammengefasst:

Bewertung der Medikamente durch den Eintragenden:

Jatrosom
Wirksamkeit
Verträglichkeit
Anwendung
Preis/Leistungs-Verhältnis
Empfehlung
Durchschnitt

Wirkstoffe der Medikamente:

Tranylcypromin

Patientendaten:

Geburtsjahr:1987 
Größe (cm):185 Eingetragen durch Patient
Gewicht (kg):75
Geschlecht:männlich

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