Cipralex bei Depression

MedikamentWegen welcher KrankheitDauer der Einnahme
CipralexDepression9 Monate

Beschreibung der Wirksamkeit und Nebenwirkungen:

Nach der Diagnose einer mittelschweren Depression mit extremen Erschöpfungszuständen (Schmerzen und Ziehen in den Beinen, stundenlanges Weinen ohne Grund, Treffen von Entscheidungen unmöglich, subtile Suizidgedanken) wurde mir Cipralex 10mg verschrieben.

Zu Beginn der Einnahme kam es zur Verstärkung der bereits bestehenden Symptome sowie zu neuen/anderen Nebenwirkungen:
-) das Gehen fiel mir schwer, ich konnte die Beine nur schlecht heben (Verstärkung von bei mir bereits Vorhandenem, das ist wohl keine Nebenwirkung von Cipralex!!)
-) Schlaflosigkeit
-) Panikattacken (hatte ich vor Cipralex noch nie)
-) Angst die Wohnung zu verlassen (hatte ich vor Cipralex noch nie)
-) Schwindel (Es fühlt sich an, als ob sich nur das Gehirn im Kopf drehen würde, während alles andere an derselben Position bleibt. Kannte ich vor Cipralex auch nicht.)
Nach ca. 10 Tagen spürte ich eine erste Verbesserung meines emotionalen und körperlichen Zustandes, nach ungefähr 4 Wochen kam ich emotional langsam wieder im "grünen Bereich" an. Ab da schlief ich auch wieder recht gut, was für mich ein echter Segen war.
2 Monate später begann ich (obwohl ein Sportmuffel) mit täglichem Joggen, da ich gelesen hatte, dass körperliche Betätigung den Körper dabei unterstützt, den Serotoninspiegel oben zu halten. In Verbindung mit Cipralex fühlte ich mich dadurch sehr gut, kam in der Therapie gut voran und konnte auch einer möglichen Gewichtszunahme vorbeugen. Ich muss hier aber klar sagen, dass ich mein Gewicht lediglich halten konnte, Abnehmen war trotz täglichen Laufens nicht möglich.

Ein halbes Jahr später startete ich den Versuch, die Tabletten abzusetzen, auf Anraten meiner Psychiaterin sollte ich das Medikament innerhalb einer Woche mit 5 mg täglich ausschleichen. Die Nebenwirkungen waren enorm:
-) extremer Schwindel (auch im Liegen, Sitzen, Stehen)
-) unkontrolliertes Weinen, das ich nicht stoppen konnte
-) emotionales Befinden: Richtung Kellerabteil
-) Schlaflosigkeit
Mein Zustand war für mich und meinen Partner nur schwer zu ertragen, so entschloss ich mich, nach 8 Tagen die Einnahme von Cipralex wieder aufzunehmen, diesmal mit 5 mg am Tag. Nach zwei Tagen ging es mir deutlich besser, ich hatte das Gefühl, runder zu laufen. Das Ausschleichen von 10 mg auf 0 mg innerhalb einer Woche ging für mich und meinen Körper wohl einfach zu schnell. Heute weiß ich, dass der Zeitpunkt meines Absetzens auch aus psychotherapeutischer Sicht noch nicht der richtige war.

Jetzt, 3 Monate später, habe ich den zweiten Absetzversuch gestartet. Aus meiner Erfahrung erleichtert es das Ausschleichen, wenn man langsam vorgeht, auch bei 5 mg (z.B. die Tabletten zwei Tage nehmen, dann einen Tag nicht, danach die Zeit der tablettenfreien Zeit ausdehnen: z.B. Cipralex 1 Tag nehmen 2 Tage nicht usw.). Auch diesmal zeigten sich Nebenwirkungen, die aber in der Intensität nicht so erdrückend waren wie beim ersten Mal:
-) Schwindel
-) Schlaflosikgeit
Emotional bin ich diesmal weitaus stabiler, man nimmt die Nebenwirkungen in Kauf, wenn man sich psychisch besser fühlt.
Nach 10 Tagen ging der Schwindel bei mir recht langsam, aber doch merklich, zurück, er bereitet(e) mir aber noch Schwierigkeiten, weil er für mein persönliches Empfinden einfach so unangenehm ist. Auch die Schlaflosigkeit zeigte sich als eine hartnäckige Begleiterin (zu Beginn nur 3-5 Stunden Schlaf pro Nacht), die sich bei mir nur langsam besserte.

Ich möchte aus meiner Erfahrung DRINGLICH darauf hinweisen, dass Cipralex nur dann sinnvoll ist, wenn parallel dazu eine Psychotherapie in Anspruch genommen wird. Ich spreche dabei von einer professionellen Therapie, die wöchentlich oder im 14-tägigen Rhythmus erfolgt. Cipralex hilft dabei, eine gewisse emotionale Stabilität zu entwickeln, die ein erfolgreiches Arbeiten an psychischen Konflikten erleichtert. Ich sehe dieses Antidepressivum lediglich als einen "emotionalen Steigbügel", um an den Kern eines Problems vordringen zu können, ohne dabei emotional zu zerbrechen. Zu diesem Zweck ist Cipralex gut geeignet und ermöglicht einen etwas klareren Blick auf die eigene Seele - mehr leistet Cipralex aber dann auch schon wieder nicht.
Wenn man des Pudels Kern erst einmal gefunden hat und - vor allem - Lösungsstrategien für das seelische Problem erarbeitet und verinnerlicht hat, erst dann ist ein Absetzversuch wirklich sinnvoll. Vorher nicht.
Weiters sollte das Absetzen meiner Meinung nach gut vorbereitet werden (z.B. sich dafür einige Tage frei nehmen) und im besten Fall auch therapeutisch begleitet werden, damit man die Nebenwirkungen besprechen kann und sich immer im Klaren ist, ob man nun einen Rückfall erleidet oder die körperlichen/emotionalen Zustände mit dem Wegfallen des Medikaments zusammenhängen.

Tabletten ALLEIN helfen bei einer psychischen Erkrankung NICHT! Mir ist es deswegen so wichtig darauf hinzuweisen, da man bei den vielen (sehr hilfreichen!) Beiträgen den Eindruck bekommen könnte, dass lediglich die Einnahme von Cipralex eine Lösung bietet. Meiner Meinung nach hängt aber ein erfolgreiches und erträgliches Absetzen von Cipralex hochgradig mit einer erfolgreichen Psychotherapie zusammen.

Eingetragen am 17.01.2012 als Datensatz 40954
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Die Nebenwirkungen dieses Beitrags wurden wie folgt zusammengefasst:

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Bewertung der Medikamente durch den Eintragenden:

Cipralex
Wirksamkeit
Verträglichkeit
Anwendung
Preis/Leistungs-Verhältnis
Empfehlung
Durchschnitt

Wirkstoffe der Medikamente:

Escitalopram

Patientendaten:

Geburtsjahr:- Die Nebenwirkung ist behoben
Größe (cm):- Eingetragen durch Patient
Gewicht (kg):-
Geschlecht:-

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