Concerta bei Depressionen, posttraumatische Belastungsstörung, Todesangst

MedikamentWegen welcher KrankheitDauer der Einnahme
ConcertaDepressionen, posttraumatische Belastungsstörung, Todesangst50 Tage

Beschreibung der Wirksamkeit und Nebenwirkungen:

Ich habe Concerta (18mg, morgens 2 Tabletten, eine am Mittags) vorletztes Jahr von meinem Psychiater bekommen. Der Grund ist eine längere Geschichte:
ich hatte nach einem Überfall nicht sofort, aber nach 2 Monaten- schwere Depressionen mit Gedanken an Suizid , jedoch gleichermaßen großer Todesangst, so dass es nur bei flüchtigen Gedanken blieb. Eine Psychotherapie hat die Instabilität damals verstärkt, weil ich trotzdem alleine zu Hause in Panik verfiel. Ich konnte weder arbeiten, obwohl ich meinen Job geliebt habe, noch Rechnungen bezahlen oder Einkaufen gehen. Ich war damals Single, habe keine Familie, meine Freunde haben so gut geholfen, wie es ging, aber ich konnte nichts aufnehmen. Ich habe ihnen nicht zuhören können, weil ich die ganze Zeit innerlich nur bei mir war. Ich würde sagen, dass ich nicht mehr lebensfähig war und bin am Ende fast verwahrlost. Letztendlich konnte ich die Miete nicht mehr aufbringen, da diese die Einnahmen vom Arbeitslosengeld überstieg und bin aus der Wohnung herausgeflogen. Kam bei einer Bekannten erstmal unter, die nur an Wochenenden in der Stadt war. Die Schulden häuften sich. Zunächst habe ich Diazepam wegen der Angst bekommen, war jedoch von 2 mg pro Abend dermaßen abgeschossen, die Angst war noch da und die seelische Lähmung hat sich verstärkt. Aber ich konnte wenigstens etwas freiberuflich arbeiten und wieder etwas kommunizieren. Jedoch war ich immer noch stimmungslabil durch diese Angst und irrational. Kurz: Diazepam hat zwar etwas beruhigt, aber ich war immer noch unzugänglich und instabil. Amitriptylin (ein Antidepressivum) - vom gleichen Psychiater- hat die Todesgedanken verstärkt, so dass ich mich geweigert habe, die Tabletten weiter zu nehmen. Diazepam hatte er davor abgesetzt, also keine gleichzeitige Einnahme. Daraufhin sagte mein Psychiater, ich müsste erst mal fähig werden, meinen Alltag zu bewältigen, bevor man sich an die Psychotherapie macht, da ich anscheinend nicht gut auffangbar wäre, wenn es um das Trauma geht. Er erzählte etwas von Ritalin, ich hatte jedoch ein richtiges Problem wegen der ganzen Geschichte um dieses Präparat. Nach einer Woche ohne echte Veränderung (ich habe mir extrem viel Mühe um Normalität gegeben) bin ich nochmal hin und habe kostenlos 30 Tabl. Concerta 18mg bekommen. Ich sollte nach dem Frühstück zwei und am Mittag nach 4 Stunden noch eine nehmen. Es war unglaublich. Ich war auf einmal wieder Ich. Die Angst war immer noch da, aber ich konnte mich mit ihr auseinandersetzen ("Im Hier-und- Jetzt gibt keinen Grund zur Angst. Es kann wieder passieren, dass ich überfallen werde, aber jetzt im Moment doch nicht. Ich bin gerade in Sicherheit. Ich muss gucken, wie ich in diese Situation geraten bin und muss anscheinend Maßnahmen ergreifen, dass mir das nicht noch einmal so passiert. Falls ja, ist es dann Zufall und nicht, weil ich es so wollte oder zu unvorsichtig war oder so." Mein Verstand hat wieder funktioniert. Ich habe sie eine Woche lang genommen. Danach habe ich morgens nachgefühlt, ob meine Stimmung sehr gedrückt war oder nicht und habe auch mal ganze Tage ohne Concerta in den 2 Monaten verbracht. Die schlimmsten Nebenwirkungen waren Magenschmerzen, Durchfälle morgens nach der Einnahme und damit auch Gewichtsverlust. Nach diesen zwei Monaten hatte ich immer noch Schulden, war aber in der Lage, freiberuflich mein Einkommen zu sichern, Termine einzuhalten, anderen zuzuhören, wieder Sport zu treiben und so weiter. So langsam ging es bergauf. Ich habe dann die Traumatherapie angefangen (ohne Concerta) und konnte die Hochs und Tiefs während des Prozesses ohne medikamentöse Hilfe verarbeiten. Heute geht es mir sogar viel besser als vor dem Überfall. Zu Ritalin selbst: ich habe zu keiner Zeit Euphorie verspürt. Meine Gefühle wurden wieder klar und kommunizierbar. Meine Empfindsamkeit meiner Umgebung gegenüber war wieder da (ich war wir eingeschlossen in Angst und flüchtigen Gedanken, konnte nicht zuhören oder mir irgendwas von meinen Freunden merken, keine Nähe zulassen wollen, Absprachen einhalten usw.). Ich war vor dem Überfall ein sehr fokussierter Mensch und danach hatte ich null Aufmerksamkeit. Durch Concerta hatte mein Verstand wieder einen Platz in meinem Dasein und so konnte ich mich von der irrationalen Angst befreien und sie verarbeiten. Großer Dank an den Psychiater, denn PTSD ist nicht wirklich das Indikationsfeld für Ritalin. Er hat mich anscheinend symptomatisch behandelt, um eine gewisse Stabilität zu erzeugen. Ich habe heute großen Respekt vor diesem Medikament. Ich kann mir vorstellen, dass es Sucht auslösen und für bloße Leistungssteigerung missbraucht werden kann. Mein Rat: Prüft Eure Therapeuten genau, ob sie auch genau wissen, was sie tun. Ich hatte Glück mit meinem, hätte aber auch anders sein können.

Eingetragen am 11.02.2014 als Datensatz 59348
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Die Nebenwirkungen dieses Beitrags wurden wie folgt zusammengefasst:

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Bewertung der Medikamente durch den Eintragenden:

Concerta
Wirksamkeit
Verträglichkeit
Anwendung
Preis/Leistungs-Verhältnis
Empfehlung
Durchschnitt

Wirkstoffe der Medikamente:

Methylphenidat

Patientendaten:

Geburtsjahr:1974 Die Nebenwirkung ist behoben
Größe (cm):165 Eingetragen durch Patient
Gewicht (kg):59
Geschlecht:weiblich

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