Hallo,
ich nehme Citalopram nun 30 Tage. Ich denke ich nehme es nun lange genug, um eine brauchbare Rezension schreiben zu können.
Vorab, mir geht es jetzt sehr gut und das Medikament hilft mir!

Ich bin 30 Jahre alt und leide schon lange an diversen Ängsten. Vor 5 Jahren war ich deswegen mal in Therapie, die mir auch sehr gut geholfen hat.

Dieses Jahr bin ich Umgezogen, hatte einen Berufswechsel und mein Hund wurde krank(Krebs) und musste 1x wöchtl 6 Wochen lang zur Chemo(er ist jetzt wieder Krebsfrei). Ihr könnt euch vorstellen, dass das für mich eine Dauerhafte Stresssituation war, die meine Angststörung wieder hochgeholt hat.
Ich habe das erst nicht so Wahrgenommen und dachte, wenn ich mal zur Ruhe komme, geht das Gefühl der Derealisation, Benommenheit und Angst wieder weg. Dann kam die Ruhe und es blieb. Es wurde sogar immer schlimmer. Ich habe eine leichte Essstörung entwickelt. (plötzliche Angst vor dem Schlucken). Immer, wenn mein Partner und ich Abends essen waren, hatte ich eine Panikattacke, ich war ständig angespannt und wurde langsam richtig depressiv!
Als ich dann auf der Arbeit eine Panikattacke hatte, die fast eine Stunde anhielt, schrieb ich meinem Freund, dass ich Hilfe brauche.
Dass irgendwas nicht stimmt und ich das alleine nicht mehr schaffe.

Ich bekam Gott sei Dank ziemlich schnell einen Termin bei einem guten Psychiater.
Ich erzählte ihm alles. Daraufhin überlegten wir, was er mir geben kann und wir entschieden uns für Citalopram und Tavor Morgens und zur Nacht 0,5mg für 2 Wochen.
Ich war sehr skeptisch, hatte keine Erfahrungen mit Antidepressiva, bin aber heilfroh, endlich Hilfe zu bekommen.
Bevor ich euch sage, wie das Medikament bei mir gewirkt hat, möchte ich euch den Tipp geben euch 3 oder besser 5 Wochen krankschreiben zu lassen.
Ich hätte die ersten 2 Wochen nicht arbeiten gehen können!
Wenn ich hier lese, dass manche bei der Einschleichphase arbeiten gehen, kann ich mir vorstellen, dass manche es nach ein paar Tagen wieder absetzen.
Außerdem wäre es gut, wenn ihr eine vertraure Person habt die euch am Anfang etwas unterstützen kann (Einkaufen gehen, aufräumen, kochen etc).
Und dass ich die erste Zeit Tavor hatte war auch gut, da es das alles etwas erträglicher macht.
Jedoch hatte ich eine leichte Abhängigkeit entwickelt, da ich es 3 Wochen genommen habe. Die Entzugserscheinungen waren Kopfweh, Benommenheit, Unruhe und Zittern. Das war nach 4 Tagen wieder weg.

Nun zu Citalopram:
Ich habe mit 10 mg eingeschlichen und nach 6 Tagen dann 20 mg genommen. Bei der Dosis bin ich geblieben.
Die ersten 2 Wochen hatte ich mit NW zutun wie Durchfall, Kopfweh, etwas Übelkeit. Mundtrockenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Stimmungsschwankungen. Das ist alles normal und muss man leider einfach aushalten.

Die ersten 2-3 Tage habe ich mich wie auf Droge gefühlt, aber irgendwie schön ich war Euphorisch und spürte, dass die Glücksgefühle wieder in meinen Körper kommen. Dann hatte ich mit einer Bekannten total den Stress und wurde für 2-3 Tage total antriebslos(ich glaube, das war meine Krankheit) das Citalopram wirkte zu dem Zeitpunkt noch nicht so stark...ich wollte nur im Bett liegen und nichts tun. Letztendlich habe ich das aber einfach mal genossen. Mein Körper hat das gebraucht und sowas "gönnt" man sich ja sonst nie.

Am 15. oder 16. Tag hat dann die Angstlösende Wirkung eingesetzt. Das war ein toller Fortschritt und ich habe mich zum ersten mal wieder gewagt einkaufen zu gehen. Hat super geklappt, keine Angst oder Panikattacke! Autofahren war auch kein Problem. Sogar das Auto von meinem Freund konnte ich fahren. Das ist riesig und ich hatte schon eine PA beim fahren. Diesmal gar nichts.

Jetzt bin ich bei Tag 30 und fühle mich Tag für Tag besser, also es ist was dran, dass die AD ihre Wirkung erst später zeigen, deswegen würde ich die Erfahrungsberichte von Menschen, die die Medikamente nicht mal 7 Tage genommen haben einfach überfliegen. Ich habe dadurch so viel gezweifelt und war sehr, sehr ungeduldig.
Mittlerweile habe ich keine NW mehr, bis auf dass ich länger bis zum Orgasmus brauche und nicht mehr alle zwei Tage Sex möchte. Aber damit können mein Partner und ich leben. Ich habe trotzdem noch spaß am Sex und auch das verlangen dazu.
(Antidepressiva setzen die Anspannung im Körper herab. Wenn man zu einem Orgasmus kommen will muss man sich dafür ja anspannen. Da das AD ja entspannend wirkt, ist es dadurch schwieriger zum Orgasmus zu kommen. Eigentlich zeigt das nur, dass das AD wirkt. Aber man kann das trainieren, dass man wieder "schneller" kommt. Man muss einfach ein wenig ausprobieren.)

Mein Puls ist wieder ruhiger und mein Blutdruck ist auch wieder im Normbereich. Durch meine Angststörung und das ständige Angespannt sein, hatte ich immer einen Puls zwischen 75-90 in Ruhe!! und einen Blutdruck von 130/90. Das sind hohe Werte für eine Frau in meinem Alter.

Gerade eben bin ich ganz normal einkaufen gegangen und als ich Zuhause angekommen bin, dachte ich, ich schreibe mal eine positive Erfahrung, da die Meisten kein Bedürfnis mehr haben das zu machen, wenn es ihnen gut geht. Aber ich habe nicht vergessen wie ich Tagelang im Bett Erfahrungsberichte gelesen habe und Angst hatte, als ich die ganzen negative Sachen gelesen habe.

Mein Partner arbeitet in einer Psychiatrie und konnte mich viel beruhigen. Er sagt auch, dass es selten ist, dass Patienten Citalopram nicht vertragen und fast alle nach einigen Wochen "gut eingestellt" die Station verlassen und wieder sie selbst sind.
Also macht euch nicht verrückt, meldet euch aber für ein paar Wochen krank oder nehmt Urlaub zum einschleichen des Medikaments, denn es kann schon sein dass man es am Anfang spürt. Jedoch lassen die NW wirklich nach, steht auch im Beipackzettel. Ich habe es ja nicht geglaubt, als es mir schlechter ging, aber bleibt dran!
Ich hoffe ich konnte euch helfen, auch wenn der Bericht ewig lang wurde.

Ihr seid nicht alleine und alles Gute!