Wann und wie wird die Schilddrüse operiert?

Die Schilddrüse befindet sich am Hals vor der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes und ist durch die Bildung des Schilddrüsenhormons für viele Funktionen im Körper verantwortlich.
Eine Überfunktion steigert den Stoffwechsel, d.h. viele Dinge im Körper sind „angeheizt“. Das führt zu Steigerung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Zuckerspiegels, der Körpertemperatur und des Energieverbrauchs. Die die Schweißproduktion wird angeregt.
Bei einer Unterfunktion erfolgt genau das Gegenteil. Alles ist etwas verlangsamt.


Erkrankungen
Struma
Es handelt sich hierbei um eine Vergrößerung der Schilddrüse. Die häufigste Ursache ist bei 9 von 10 Patienten (90%) der Jodmangel. Daher sollten ja alle etwas mehr Jod zu sich nehmen, z.B. in Form von jodiertem Speisesalz. Jod wird für die normale Funktion der Schilddrüse benötigt. Wenn zu wenig davon vorhanden ist, versucht der Körper, den Mangel durch mehr Schilddrüsengewebe auszugleichen. Die Schilddrüsenfunktion ist in der Regel bei der Jodmangelstruma normal. Wenn die Schilddrüse größer wird, bilden sich meist auch Knoten, die nicht bösartig sein. Dennoch kann man nicht immer mit letzter Sicherheit Die Knoten oder die Schilddrüse können so groß werden, dass sie Atemnot verursachen können oder auf andere Strukturen am Hals drücken. Außerdem ist der Hals ein Körperteil, auf den viel geschaut wird. Eine große Schilddrüse führt unweigerlich zu häufigen Blicken, was in der Regel als störend empfunden wird. Die Schilddrüse sollte operiert werden, wenn sie erhebliche kosmetische Probleme macht, wenn sie auf Organe oder andere Strukturen drückt, wie z.B. die Luftröhre, oder wenn das vorliegen eines bösartigen Tumors nicht sicher ausgeschlossen werden kann.


Schilddrüsenadenom (hormonbildender Knoten)
Es handelt sich hierbei in der Regel um gutartige Knoten, die jedoch Schilddrüsenhormone bilden und so eine Überfunktion hervorrufen. Die modernen Untersuchungsmethoden finden in der Regel diese Knoten, so dass sie dann mit einer Operation entfernt werden können.

Entzündungen
Akute Entzündungen treten mit Schmerzen und Krankheitsgefühl auf und werden mit Antibiotika behandelt.
Chronische Entzündungen können ohne erkennbaren Grund auftreten. Die Sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis tritt bei 3% der Bevölkerung auf. Hier verursacht das Immunsystem eine Zerstörung der Schilddrüse
Der Morbus Basedow ist ebenfalls eine durch das Immunsystem ausgelöste Erkrankung, bei der es in der Regel zu einer Überfunktion kommt. Typisch, wenn auch nur zu 60% vorhanden ist dabei das Hervortreten der Augäpfel (endokrine Orbitopathie). Durch eine Operation wird nicht nur die Überfunktion beseitigt, es treten weitgehend auch die Augen wieder zurück in die Normalposition.


Schilddrüsenkrebs
Hier gibt es verschiedene Arten
Die häufigste Form, die gleichzeitig auch die am wenigsten bösartige Form ist das differenzierte Schilddrüsenkarzinom, was in 2 Formen auftritt, das papilläre und das follikuläre Karzinom. Beide müssen operiert werden, haben aber eine excellente Prognose mit überwiegender langfristiger Heilung. Voraussetzung ist eine gute radikale Operation, bei der je nach Stadium auch die Lymphknoten entfernt werden. Dies erfordert langjähriges Training im Bereich der Krebschirurgie. Bei frühen Formen kann die Entfernung der Hälfte der Schilddrüse reichen, bei den etwas fortgeschritteneren Formen muss die gesamte Schilddrüse entfernt werden. Im Anschluss wird eine sogenannte Radioiodtherapie ergänzt. Eine radioaktive Kapsel wird eingenommen, der radioaktiven Partikel lagern sich dann an möglicherweise verbliebenen Schilddrüsenzellen spezifisch an und zerstören diese. Danach müssen Schilddrüsenhormone lebenslang eingenommen werden.
Die undifferenzierten Tumoren sind die sogenannten medullären und die anaplastischen Karzinome. Sie sind wesentlich seltener und müssen ebenfalls operiert werden, allerdings hilft die anschließende Radioiodtherapie nicht viel, so dass dies entfällt


Operation
Die Operation der Schilddrüse bedeutet meist die komplette Entfernung der Schilddrüse. Dies wird in den Leitlinien so empfohlen. Das Belassen von Restschilddrüse birgt die Gefahr, dass sie wieder auf die normale Größe anwächst und erneut operiert werden muss. Bei einem Wiederholungseingriff ist die Gefahr, den Stimmbandnerven zu verletzen, um ein Vielfaches größer. Da sowohl nach der inkompletten als auch nach der kompletten Entfernung der Schilddrüse Schilddrüsenhormone eingenommen werden müssen, bedeutet die komplette Schilddrüsenentfernung keinen zusätzlichen Nachteil in der Lebensqualität gegenüber der inkompletten Entfernung. Die Gefahr der Rückkehr der Schilddrüse mit allen Gefahren und Beschwerden besteht jedoch nicht.
Während allen Operationen wird in den erfahrenen Zentren der Stimmbandnerv mit dem sogenannten Neuromonitoring der Nerv identifiziert und dessen Signal abgeleitet. Das gibt zusätzliche Sicherheit. Bei Wiederholungseingriffen ist dieses Neuromonitoring sogar Pflicht.

Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Prof. Dr. Dr. h. c. Guido SchumacherProf. Dr. Dr. h. c. Guido Schumacher
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