Der erste Halswirbel, Dreh- und Angelpunkt für Rückenschmerzen und das Einrenken

Der Atlas – 1. Halswirbel ist der Dreh und Angelpunkt

Ein Anfang 20-Jähriger Patient erwähnte beiläufig, dass er schon ein paar Jahre an Bluthochdruck erkrankt sei. Er nehme auch zweimal am Tag dafür Tabletten ein. Die Messung seines Blutdrucks zeigte einen Wert von 146/96, d.h. der Blutdruck ist nicht gut eingestellt. Auf die Frage, ob denn noch irgendetwas Besonderes in der Vergangenheit vorgefallen sei, wird erwähnt, dass er als Kind einen Schädelbasisbruch gehabt hätte und auf einem Ohr fast vollständig taub sei.

In der Untersuchung fällt dann ein verschobener erster Halswirbel  auf. Er ist wie bei den meisten Menschen nach rechts verschoben. Nach der Behandlung der Wirbelsäule und des ersten Halswirbels liegt der Blutdruck bei 128/76. Seit Jahren ist er nun auf diesem Niveau.

Die Wirbelsäule und das somatische und vegetative Nervensystem

Erstaunlich für viele, aber eigentlich bei Betrachtung der Anatomie der Wirbelsäule  nichts Ungewöhnliches. Warum? Ganz einfach: Nicht nur die Nerven, die für die Bewegung unserer Muskeln und für das Empfinden von Schmerzen da sind, gehen zwischen den einzelnen Wirbeln aus der Wirbelsäule nach außen. Zudem treten auch die Nerven des unbewussten Systems, auch Parasympathikus und Sympathikus genannt, durch die gleichen sogenannten Zwischenwirbelräume nach außen. Für das Herz z.B. entspringen die Nerven vom ersten Halswirbelkörper bis zum 5. Brustwirbelkörper auf gut 30 cm aus der Wirbelsäule. Aber auch für alle anderen Organe des Brustkorbs und Bauchraums gibt es eine solche Versorgung des unbewussten oder auch vegetativen Nervensystems. Es ist zwar mit Sicherheit selten, dass sich Bluthochdruck auf die o.g. Weise behandeln lässt, aber eine manuelle Therapie beim Chirotherapeut sollte auf jeden Fall die Behandlung des ersten Halswirbelkörpers umfassen.

Das System: Wirbelsäule – Kettenreaktionen mit Folgen

Denn die Wirbelsäule ist mit all ihren Wirbeln wie eine Kette zu betrachten, die aus vielen aneinander hängenden Gliedern besteht. Und genau wie in der mechanischen Kette können Defekte an einem Glied u.U. zu einer „Kettenreaktion“ mit Problemen im gesamten „System Kette“ führen. In näherer Umgebung kann es auf Dauer durch die Scherkräfte zu Arthrose der Wirbelsäule kommen. Zudem führen Verrenkungen an Schlüsselpunkten, wie dem ersten Halswirbel (Atlas), zu weiteren Problemen im System Wirbelsäule. Diese können auch den Schultergürtel oder den Beckengürtel mit Ausstrahlungen in Arme und Beine umfassen. D.h. auch bei Schulter-Arm-Schmerzen lohnt sich ein Blick auf die benachbarten Gelenke und in dem Falle auf die Wirbelsäule.

Selbst einrenken ist kein gutes Zeichen, nach Unfall immer Röntgen!

Besonders bei Menschen, die sich oft selbst im Bereich Brust- und untere Halswirbelsäule einrenken, liegt nicht selten genau deshalb eine Instabilität vor, weil genau der erste Halswirbel verschoben ist. Nach Unfällen (z.B. Schleudertrauma) und im höheren Alter sollte vor der Behandlung eine genauere Diagnostik mit Röntgen, CT oder MRT  erfolgen. Die Behandlung ist in geübter Hand bei unauffälliger vorheriger Untersuchung mit einem bildgebenden Verfahren unkompliziert. Risiken liegen eher im Bereich der Blutgefässe, wo es zu Verletzungen kommen kann, wenn zuviel Druck durch den Therapeuten angesetzt wird.

In qualifizierter Hand eines Arztes mit der Zusatzbezeichnung Chirotherapie / Manueller Medizin sollte dies nicht passieren. Denn diese Ärzte haben sich über einen zusätzlichen Kurs über 6 Wochen, der rd. 360 Stunden umfasst, für diese Therapie nach der Facharztprüfung weiter gebildet und vor der Landesärztekammer eigens dazu eine Prüfung abgelegt. Je häufiger die Behandlung gemacht wird, desto routinierter ist der Arzt hierbei.

Eine eingehende Untersuchung und Behandlung braucht Zeit

Eine eingehende erste Untersuchung und Behandlung der gesamten Wirbelsäule dauert dementsprechend auch mindestens 15-20 Minuten, weshalb dazu ein längerer Termin vereinbart werden sollte. Aus diesem Grund sollten Patienten bei solchen Ärzten weit im Voraus einen Termin machen, damit dieses zeitliche Fenster der Therapie auch zur Verfügung steht. Unterstützt wird eine solche Therapie durch ein eigenes Übungsprogramm, das der Patient beim Physiotherapeuten erlernen kann und dann selbstständig durchführt. Zudem ist die Verwendung von Kinesiotape hilfreich, was die unterschiedliche Spannung der Muskulatur rund um verschobene Wirbel durch eine beruhigende bzw. normotonisierende Wirkung unterstützen kann. Die Behandlung sollte nach 7-10 Tagen auf jeden Fall einmalig wiederholt werden, wobei der Aufwand dann in der Regel geringer ist als bei der ersten Untersuchung. Die Patienten profitieren sehr von einem abgestimmten System von Therapieoptionen. Auch die Neuraltherapie kann in schwierigen Fällen zusätzlich eingesetzt werden, bei der an schmerzhaften Punkten homöopathische Spritzen gesetzt werden.

Aktive Bewegung und Gymnastik beugen Beschwerden vor

Daher lassen Sie unbedingt den Atlas (1. Halswirbel) beim Einrenken mit behandeln und machen Sie aktive Bewegungstherapien und Gymnastik, ggf. auch täglich zuhause neben einer guten Haltung beim Sitzen und beim Arbeiten. Ein stabiles Rückgrat ist die beste Grundlage für ein schmerzfreies Leben.

  • Medikament: Chirotherapie, Osteopathie, Manuelle Medizin Krankheiten: Kopfschmerzen, HWS-BWS-LWS-Syndrom

Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Dr. med. Christian SchulzeDr. med. Christian Schulze
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