Kleine Füße – großes Wunder

veröffentlicht am 02.05.2014

Kleine Füße – großes Wunder

Markus Grunefeld, Heilpraktiker

Nahezu jeder Erwachsene ist begeistert, wenn er die winzigen und weichen Füße eines Babys sieht. Am liebsten möchte man sie sofort anfassen und streicheln. Kaum zu glauben, dass sich hierin ein ausgeklügeltes System aus 28 Knochen, über 100 Muskeln, Bänder und Sehnen versteckt, das die Grundlage für eine gute Haltung bildet, ausgehend von einer einwandfreien Dynamik und einer guten Statik des ganzen Bewegungsapparates.

Bis auf ganz wenige medizinische Ausnahmen kommen Kinder mit gesunden Füßchen auf die Welt. Sie als Eltern können ganz viel dafür tun, dass daraus auch später gesunde Füße werden.

Ein „gesunder“ Mensch geht, läuft, rennt und steht nun mal auf gesunden Füßen.

Ein Babyfuß sieht ein wenig aus wie ein weicher Plattfuß, ihm fehlt noch die typische Wölbung des erwachsenen Fußes. Daher befürchten viele Eltern, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, wenn sie sich die Füße Ihres kleinen Nachwuchses ansehen. Dieser erste Eindruck trügt jedoch. Der Babyfuß ist mit einem kleinen Fettpolster versehenen, dass die bereits vorhandene Flachwölbung verdeckt. Er ist weich, aber eben noch nicht „fertig“, wie man fälschlicherweise annehmen könnte. Die eigentliche Form des Fußes mit den richtig stehenden Längs- und Quergewölben, den gut trainierten Muskel und Sehnen, sowie stabilen Bändern entwickelt sich erst im Rahmen des Laufen Lernens und weiter innerhalb der ersten drei Lebensjahre, manchmal sogar noch etwas später.

Im Alter von 5 – 6 Monaten sind die Füße eines der wichtigsten „Spielzeuge“ des Kindes. Sie sind besonders berührungsempfindlich und absolut perfekte Greifwerkzeuge. Das Kind sammelt auch mit seinen Füßen Sinneseindrücke, es nutzt die Füße also als weitere Möglichkeit seine Lebensumwelt zu „begreifen“.

Barfuß von Anfang an

Barfuß gehen ermöglicht ihrem Kind das Erleben der verschiedensten Sinneseindrücke. Sie eröffnen ihm damit die Möglichkeit seine Umwelt noch intensiver zu erspüren. Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten und Temperaturen schulen die Sinneswahrnehmung. Außerdem lernt es kleine Unebenheiten auszugleichen und die Körperbalance wird trainiert. Dies fördert in besonderem Maße die eigene Körperwahrnehmung und damit die sensomotorische Entwicklung ihres Kindes. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Barfuß laufen eine Blasenreizung oder gar Nierenprobleme verursacht, ist es eher so, dass die Auslösung ganz bestimmter Temperaturreize über die Füße für eine bessere Temperaturwahrnehmung und auch gleichzeitig für eine Stärkung des Immunsystems sorgt. Dies ist vergleichbar mit einer Kneipp-Kur, im Sinne von Wassertreten.

Gleichzeitig findet beim Barfuß laufen eine leichte Form der Fußreflexzonenmassage statt, die sich zusätzlich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt.

Die gesamte Entwicklung und das Wachstum des Kindes und auch das seiner Füße, sind beim Menschen erst nach ca. 17 Jahren abgeschlossen. Solange sind die Füße noch weich und formbar. Dies sollte man beachten, insbesondere auch bei der späteren Wahl des Schuhwerkes.

??? Wussten Sie eigentlich, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens zu Fuß die Erde etwa zweieinhalbmal umrundet?

Babys sollten also barfuß laufen lernen.

Stecken Sie Ihren Liebling nicht zu früh in Schuhe. Die oft angepriesenen  Lauflernschuhe kann ich nicht empfehlen, da sie den kindlichen Fuß sehr stark stützen und ihn in eine starre Fußhaltung bringen. Die Muskeln und Sehnen im Fuß werden nicht im erforderlichen Maße aufgebaut und trainiert. Doch gerade sie sollen ja dem Fuß Halt geben und ihn später vor häufigem Umknicken und Fehlstellungen schützen. Die Erkenntnis, dass Lauflernschuhe sogar schädlich sein können, zeigt sich auch in der Praxis von  Kinderärzten, Orthopäden und Therapeuten.

Es ist also besser, wenn Ihr Kind barfuß laufen lernt. Schuhe sollten erst ab dem Moment getragen werden, wenn es kleine Wegstrecke selbstständig zurücklegt. Sollten Sie Bedenken haben, dass es im Winter zu kalt in der Wohnung ist oder Ihr Fußboden zu glatt ist, können Sie Ihrem Kind rutschfeste und warme „Stoppersocken“ anziehen. Diese können auch später noch zu Zuhause, im Kindergarten und evtl. auch  in der Schule zum Einsatz kommen. Sollten sie sich für Hausschuhe entscheiden, achten Sie darauf, dass sie eine weiche biegsame Sohle haben und bequem sind.

Viele Kinder tragen oftmals zu kleine Schuhe. Hierzu habe ich selbst einige Untersuchungen in Kindergärten und Schulen durchgeführt. Ein Kinderfuß beschwert sich eben nicht in Form von Schmerzen, wenn ein Schuh nicht richtig passt, sondern verformt sich, um in den falsch sitzenden Schuhen laufen zu können.

Auch der allseits bekannte Daumendrucktest ist keine geeignete Methode zur Größenbestimmung von Kinderschuhen, da das Kind automatisch bei der vermeintlichen Messung die Zehen zusammenkrallt.

Im entlasteten Zustand wird der Fuß dann wieder „größer“ und der ausgemessene Schuh ist zu klein. Viele, auch namhafte Schuhhersteller geben nicht unbedingt die korrekten Innengrößen an, d.h. dass die Schuhinnenmaße nicht mit den angegeben Größen auf dem Schuh übereinstimmen. Ferner sollte ein Kinderschuh innen immer mindestens 12 mm größer sein, als der Fuß selbst. Hierfür gibt es entsprechende Mess-Schablonen (www.kinderfuesse.com) und auch Schuhgeschäfte die eine Schuh-Innenmessung durchführen. Bei vielen Kinderschuhen lässt sich mittlerweile auch die Innensohle herausnehmen und Sie können den Fuß Ihres Kindes auf die Sohle stellen. So können Sie problemlos sehen, ob der Schuh passt, oder nicht.

Die Zahl der Fußverformungen bei Kindern und Jugendlichen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Nach einer Studie des Eisenacher Chirurgen Prof. Gunther Spahn leidet jedes sechste Schulkind im Alter von 14 Jahren an Fußproblemen. Demnach haben später nur noch etwa 40 % der Erwachsenen gesunde Füße.

Was kann ich für mein Kind denn zusätzlich für eine gesunde Entwicklung seiner Füße tun?

Lassen Sie es  oft barfuß oder auf Socken laufen, sowohl drinnen als auch draußen. Vielleicht besuchen sie mit der ganzen Familie einen Barfuß-Pfad. Diese eigens für die Sinneserfahrungen der Füße angelegten Barfußstrecken ermöglichen viele Fußerfahrungen und machen Spaß. Bestimmt auch eine dieser Einrichtungen in Ihrer Nähe. Infos hierzu finden Sie unter: www.barfusspark.info

Barfuß laufen ist auch später im Kinder- und Jugendlichenalter, ja sogar als Erwachsener sehr zu empfehlen. Neuerdings wieder zum Trend geworden, jedoch nicht nur als Moderichtung, sollte gehen ohne Schuhe einfach als Normalität angesehen werden. Lassen Sie ihr Kind so oft es geht barfuß laufen und es sollte damit auch nicht mehr aufhören. Darüber hinaus fördert barfuß laufen im besonderen Maße die Sinne. Eindrücke von Wiesen, Wald- oder Sandboden, Fliesen oder Holzböden, kaltem oder warmen Untergrund – dies alles erfühlen entwickelt eine bessere Wahrnehmung der eigenen Umwelt.

Ich selbst habe zwei Kinder, die viel und gerne barfuß laufen. Ich mache es ihnen allerdings auch ein wenig vor, da ich seit vielen Jahren, auch ganzjährig, gar keine Schuhe mehr trage.

Sollten Sie Bedenken haben, in Sachen Verletzungsgefahr oder Hygiene, kann man auch Barfußschuhe oder Zehensocken tragen.

Eine grundsätzliche Empfehlung im Zusammenhang mit Barfuß laufen in der Natur wäre sicherlich ein ausreichender Tetanusimpfschutz.

Markus Grunefeld betreibt als Heilpraktiker eine Naturheilpraxis für Kinder in Monheim am Rhein. Er ist zudem seit vielen Jahren u.a. als Dozent im Gesundheitsdienst tätig. Nach seinem Studium hat er sich besonders auf die Behandlung von Kindern spezialisiert und arbeitet vorzugsweise mit Bioresonanz und Homöopathie, aber auch mit Chiropraktik und Podo-Postural-Therapie.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.weil-kinder-etwas-besonderes-sind.de

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