Hintere Kreuzbandverletzung – zu häufig unterschätzt

Durch eine hintere Kreuzbandverletzung wird die Mechanik des Kniegelenkes erheblich gestört. Das hintere Kreuzband (HKB) verhindert eine Verschiebung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel nach hinten und ist somit zusammen mit dem vorderen Kreuzband für die Stabilität des Knies verantwortlich. Früher wurde leider davon ausgegangen, dass eine hintere Kreuzbandverletzung eher harmlos ist. Zwar sind Verletzungen des HKB im Vergleich zu Verletzungen des vorderen Kreuzbandes relativ selten, werden aber leider sehr häufig übersehen. Daher erfolgt oft eine unzureichende oder gar keine adäquate Behandlung. Ein typischer Unfallmechanismus beim Fußballspiel ist der Sturz auf das gebeugte Knie oder ein direktes Anpralltrauma durch den Gegenspieler, hierbei wird der Unterschenkel gewaltvoll und ruckartig nach hinten gedrückt und führt so zur Zerreißung des HKB. Die Verletzung wird oft als ein „Knallen“ bzw. „Reißen“ im Knie wahrgenommen. Hernach kommt es zu einer Schwellung des Knies, bedingt durch einen raumfordernden blutigen Gelenkerguss. Dadurch wird eine Belastungs- und Bewegungseinschränkung verursacht. Nach Abklingen der akuten Symptomatik zeigt sich eine unterschiedlich ausgeprägte Instabilität, die vom Betroffenen als ein plötzliches „Wegknicken“ beschrieben wird. Dieses Wegknicken kann sowohl bei geringfügigen Alltagsbelastungen, als auch bei intensiver sportlicher Betätigung auftreten. Die Folgen sind häufig Knorpelschäden im Knie. Diese und damit die Gefahr der Arthrose sind umso dramatischer, je länger die Instabilität bestanden hat und je ausgeprägter sie ist. Daher müssen HKB Verletzungen immer adäquat diagnostiziert und behandelt werden, wobei nicht jedes gerissene HKB operiert werden muss.

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Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Dr. med. Wolfgang-Peter KrapfDr. med. Wolfgang-Peter Krapf
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