Depression und Resonanz

Wer kaufte einen Gitarrensteg und Saiten ohne einen Resonanzkörper oder einen elektrischen Verstärker? Auch brilliantestes Spiel wird erst zu Etwas, wenn die Schwingungen der Saiten laut werden und erklingen. 

So wollen es auch unsere Vorstellungen und Gedanken. Wie die Nieren den Urin bilden, so filtert unser Gehirn Bilder, Fragen, Worte aus. Die wollen raus und brauchen den Anderen als Resonanzkörper: „Ich höre Dir gerne zu, es ist schön mit Dir zusammen zu sein.“ Für die wundervollen „verrückten“, poetischen, und humorvollen kleinen Geschichten und Fragen der Kinder gilt dies allzumal. Lassen wir ihre Stimmen, seien sie auch noch so klein, in uns erklingen und es wird lebendig und vergnügt und in unserer Resonanz weitet sich die Seele des Kindes und sein Geist wächst. Uns Erwachsenen geht es da kein bisschen anders: Wenn ich jemandem meine Gedanken, Ideen, Überlegungen, spontanen Einfälle berichte, so wünsche ich mir vom Anderen ein Einlassen, ein Mitschwingen. Beachten, Mitdenken, Zuhören, Fragen, Mitmachen – das ist gute Resonanz. 

Will ich also in Familie oder Beruf gute Stimmung, angenehmes Arbeitsklima, so werde ich den Anderen gute Resonanz geben. Von den Muffeln, den Grantlern, den schlecht Gestimmten lasse ich mich nicht irritieren! Sie brauchen nur ein bisschen länger, bis ihre Saiten gestimmt sind und sie den richtigen Ton treffen. Sie spielen verquer und ich finde die richtige Antwort. Humor kann nicht schaden! Gute Resonanz verhindert Depression! 

Dagegen: Mangel an positiver Verstärkung, mangelnde soziale Zuwendung, aversive Erfahrungen, gar Erleben von Verachtung – vielleicht schon in der Kindheit eingesammelt– sind der Beginn jeder seelischen Vergiftung, die letztlich in der Depression endet.

„Ich kann machen was ich will, es hat sowieso keinen Zweck.“ So reden Menschen, die im Leben zu wenig gute Resonanz erlebten. „Deine Seelen-Melodie will ich hören, auch wenn sie noch so sonderbar und einmalig und „verrückt“ sein sollte. So spricht der, der weiß und groß ist. Wie lautet also das Fazit: Gebt den Anderen Resonanz, auch wenn es am Anfang schwer erträglicher Lärm ist und ganz besonders: Hört die ganz kleinen, leisen Stimmen. Sie sind der Wahrheit nahe! Ihr werdet reich entschädigt.

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Arzt

Die ist ein Experten-Beitrag von:
Dr. med. Matthias StephanDr. med. Matthias Stephan
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