Die Nadelfasziotomie. Die alternative Methode zur Behandlung des Morbus Dupuytren oder wenn die Finger langsam krumm werden.

Nadelfasziotomie. Die alternative Methode zur Behandlung des M. Dupuytren.

Bislang wurde bei der Operation eines Morbus Dupuytren möglichst das gesamte krankhafte Gewebe entfernt, um ein erneutes Auftreten zu verhindern. Diese Gründlichkeit erfordert aber auch eine größere Operation, die nicht nur eine deutlich längere Heilungszeit mit sich bringt, sondern auch eine größere Gefahr des Auftretens unerwünschter Nebenwirkungen hat. Dr. med. Holger C. Erne empfiehlt, wenn das Ausmaß der Erkrankung dies zulässt, minimal chirurgisch vorzugehen. Die Gefahr von Nebenwirkungen ist hierbei wesentlich geringer und darüberhinaus erfolgt auch eine deutlich schnellere Heilung. Wir haben Dr. Erne daher zur Nadelfasziotomie befragt, wie sie funktioniert und für wen sie geeignet ist.

Wie funktioniert die Nadelfasziotomie?

Dr. Erne: "Bei der Nadelfasziotomie werden die Dupuytren-Stränge mit Nadelstichen durch die Haut hindurch, ohne daß ein Schnitt notwendig wird, so weit geschwächt, dass sie vom Handchirurgen manuell aufgedehnt und dann zerrissen werden können. Die Methode ist also minimal-invasiv, wird ambulant und mit lediglich örtlicher Betäubung durchgeführt. Im Grunde handelt es sich um einen eher simplen Eingriff der jedoch aufgrund des unabdingbaren anatomischen Wissens und der notwendigen chirurgischen Erfahrung unbedingt von einem erfahrenen Handchirurgen durchgeführt werden sollte."

Was sind die Vorteile dieser Behandlung für den Patienten und dessen Alltag?

Dr. Erne: "Der Eingriff dauert lediglich wenige Minuten und ist in der Regel nicht oder nur gering schmerzhaft. Die Hand kann bereits nach wenigen Tagen wieder benutzt werden. Da nur die Haut punktiert wird, entstehen fast keine Narben. Die Rate der auftretenden Komplikationen ist geringer als bei der herkömmlichen Methode. Der einzige Nachteil der Methode besteht darin, dass die Krümmung im Lauf der Zeit wieder kommen kann. Dies ist wahrscheinlicher als bei der herkömmlichen OP. Eine Wiederholung des Eingriffes ist jedoch in der Regel möglich. Falls erforderlich kann auch zu einem späteren Zeitpunkt eine gründliche, herkömmliche Operation durchgeführt werden."

Für wen ist die Behandlung geeignet, für wen nicht?

Dr. Erne: "Die beste Voraussetzung ist ein gut sicht- und tastbarer Strang, der möglichst nicht flächig mit der Haut verwachsen sein sollte, bei einem Patienten, der aus beruflichen oder privaten Gründen möglichst schnell wieder fit sein möchte.  Es sollte keine Gelenkkontraktur vorliegen, da diese mit der Methode nicht erfasst wird. Letztlich sollte unbedingt ein in allen OP-Techniken erfahrener Handchirurg entscheiden, ob die beschriebene Technik im vorliegenden Fall erfolgversprechend ist."

Wie lange dauert es, bis die Hand wieder einsatzfähig ist? Was kann man selbst dafür tun?

Dr. Erne: "Die Hand kann und soll bereits nach wenigen Tagen wieder benutzt werden. Nach der Anwendung ist die Anpassung einer Fingerschiene erforderlich die für weitere 3 Monate zur Nacht getragen werden sollte. Tagsüber soll die Hand so normal wie möglich eingesetzt werden um eine gute Beweglichkeit zu erhalten."

Ist meine Hand dann vollständig geheilt?

Dr. Erne: "Die Ursache der vorliegenden Erkrankung ist trotz intensivster Forschung leider noch immer nicht vollständig verstanden. Weder mit der herkömmlichen Op-Technik, noch mit der Nadelfasziotomie ist eine kausale Therapie zum jetzigen Zeitpunkt möglich. Aus diesem Grunde kann auch ein Wiederauftreten der Erkrankung bei keiner der heutzutage möglichen Techniken ausgeschloßen werden. Dennoch steht uns mit der Technik der Nadelfasziotomie eine vielversprechende Methode zur Verfügung, die vielen Patienten eine deutlich umfangreichere Operation ersparen kann und damit zur Lebensqualität des Einzelnen erheblich beiträgt."

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Priv. Doz. Dr. med. Holger C. ErnePriv. Doz. Dr. med. Holger C. Erne
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