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Alkohol durch Sport ausschwitzen – ist das möglich?

Von: Prof. Dr. Ingo Froböse

Veröffentlicht: 21.10.2024

Lesezeit: 3 Min.

Fitness und Sport | Ernährung | Patientenwissen

Alkohol durch Sport ausschwitzen nicht möglich: Ein verschwitzter Mann in einem Fitnessstudio, der intensiv trainiert und sein Gesicht vor Anstrengung verzieht.
Alkohol kann man nicht durch Sport ausschwitzen! Prof. Dr. Ingo Froböse räumt mit einem Gesundheits-Mythos auf. | © ärzte.de MediService GmbH & Co. KG

Es ist ein Fitnessmythos, der sich hartnäckig hält: Alkohol kann man durch Sport ausschwitzen … oder? Das stimmt nicht, denn für 95% des Alkoholabbaus ist die Leber zuständig. Zwar werden geringe Mengen auch durch die Atemluft und den Schweiß ausgeschieden. Das macht aber einen zu geringen Teil (5 %) aus, als dass vermehrtes Schwitzen den Abbau beschleunigen könnte. Doch wie funktioniert der Alkoholabbau genau?

Wie Alkohol im Körper abgebaut wird

Die Leber beginnt schon wenige Minuten nach dem ersten Schluck, den Alkohol abzubauen. Spezielle Enzyme, sogenannte Alkoholdehydrogenasen (ADH), zerlegen den Alkohol zunächst in Acetaldehyd und schließlich in Essigsäure. ADH kommen vor allem in der Leber, aber auch im Magen vor. Diese kann der Körper in Wasser und Kohlenstoffdioxid umwandeln. Am Ende werden sie über den Urin und den Atem ausgeschieden.

Schematische Darstellung der Leber im menschlichen Körper: Die Leber ist in Rot hervorgehoben und zeigt ihre Position im Oberbauch.
Die Leber beginnt schnell mit dem Abbau von Alkohol, aber Sport fördert nicht den Abbauprozess. | © ärzte.de MediService GmbH & Co. KG

Dabei ist der Alkoholabbau von Geschlecht, Körpergewicht und Fettanteil des Körpers abhängig. Frauen sind eindeutig benachteiligt. Ihnen fehlt – im Gegensatz zu Männern – die Alkoholdehydrogenase im Magen, die bereits einen geringen Teil des Alkohols zersetzen kann, bevor er ins Blut gelangt.

Wie schnell baut der Körper Alkohol ab?

Die Leber baut maximal 1 Gramm Alkohol pro 10 Kilogramm Körpergewicht in der Stunde ab, das sind ca. 0,13 Promille pro Stunde. „Bei einer Alkoholmenge von etwa 52 g Alkohol nach dem Konsum von fünf Gläsern (à 0,1 l) Sekt dauert der Abbau bei einem Gewicht von 60 kg rein rechnerisch etwa neun Stunden.“, erfährt man im sehr informativen Online-Quiz des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Das heißt, dieser Prozess dauert unter Umständen eine ganze Weile. Er verläuft linear und unabhängig von der konsumierten Menge.

Bei gesteigertem Alkoholkonsum kann sich die Leber jedoch anpassen, sodass der Abbauprozess schneller erfolgt. Die fehlenden 5 % werden erstaunlicherweise über die Haut abgegeben. Dieser Wert ist aber so gering, dass er schon fast unerheblich ist. So muss man sagen: Alkohol lässt sich nicht ausschwitzen.

Alkohol beim Sport ausschwitzen zu wollen, ist gefährlich

Darüber hinaus ist es nicht ungefährlich, Restalkohol durch Sport ausschwitzen zu wollen. Schon nach einem Glas Bier wird die Reaktionszeit herabgesetzt. Die Konzentration, die Sehfähigkeit und das Schmerzempfinden lassen nach, wodurch insgesamt ein erhöhtes Sturz- und Verletzungsrisiko entsteht.

Darüber hinaus gibt es auch Konsequenzen für das Herz-Kreislauf-System. Die Leber – als primäres Stoffwechselorgan des Alkoholabbaus – benötigt für den Alkoholabbau Kohlenhydrate, die dem Organismus bei gleichzeitigem Sporttreiben nicht mehr zur Verfügung stehen. Folglich kann dies zu einer allgemeinen Unterzuckerung als auch zu einem Nachlassen der Muskelkraft führen, da der Köper die Kohlenhydrate ebenso als Brennstoff für die Entwicklung von Muskelkraft braucht.

Zusätzlich scheidet der Körper mehr Wasser aus, was zu Austrocknung, also Dehydration, führen kann.

Dieser Artikel erschien erstmalig am 22.02.2012 auf imedo.de und wurde am 15.10.2024 durch die sanego-Redaktion aktualisiert.

Autoreninformation

Prof. Dr. Ingo Froböse

Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte

Prof. Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln und leitet dort das „Institut für Bewegungstherapie“. Er arbeitet als Sachverständiger des Bundestages in „Fragen der Prävention“ und als wissenschaftlicher Berater für Gesundheitsvorsorge bei Krankenkassen. Er war mehrfacher deutscher Vize-Weltmeister im Sprint, veröffentlichte einige Bestseller, fungiert als Experte für viele namhafte Zeitschriften und ist auch im TV als Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte sehr gefragt.

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