Mit Fluoxetin hatte ich ausschließlich gute Erfahrungen. Auch wenn es seine Zeit gedauert hat, bis die Wirkung einsetzte. Bis bei mir eine Depression diagnostiziert wurde, waren schon einige Monate vergangen, vielleicht sogar schon ein halbes Jahr. Ich war jedenfalls schon längere Zeit depressiv, zum ersten Mal in meinem Leben. Mein Arzt verschrieb mir Fluoxetin mit einer wohlwollenden Bemerkung: Damit sich die schlechten Gedanken nicht ins Gehirn fressen.
Die Theraphie begann mit 20 mg am Tag - doch es stellte sich keine bemerkbare Besserung ein. Ich zweifelte an der Wirkung: Alle drei bis vier Wochen schaute ich bei meinem Arzt vorbei, besorgte mir dein neues Rezept, warf täglich eine Tablette vorschriftsmäßig ein und fühlte mich trotzdem nicht wirklich besser. Im Gegenteil: In den ersten sechs Wochen meinte ich, das Medikament nicht besonders gut vertragen zu können. Als besonders störend empfand ich die Nächte, in denen ich fast nicht schlafen konnte, weniger schlimm waren der durchgehend angestiegene Puls und die Unruhezustände am Abend. Mein Arzt riet mir, die Behandlung trotzdem fortzusetzen. Auf meine Frage, ob er eine Therapie in meinem Fall für sinnvoll erachten würde, winkte er ab. Es blieb also bei der Tablettentherapie: 20 mg am Tag. Und ich zweifelte mehr und mehr an der Wirkung dieses Medikaments.
Als nach zwei Monaten immer noch keine Besserung eintrat, erhöhte mein Arzt die Dosis auf 40 mg. Und es verging keine Woche, da fühlte ich mich besser. Und besser. Und noch besser! Meine Gedanken drehten sich plötzlich nicht mehr im Kreis und meine Konzentration kehrte endlich wieder zurück. Plötzlich freute ich mich wieder über so viele Dinge, die ich aufgrund meines Zustands lange Zeit nicht mehr wahrnehmen konnte. Meine Gedanken wurden endlich wieder konstruktiv. Hinzu kam, dass die Nebenwirkungen allmählich nachgelassen haben - bis auf den erhöhten Puls... aber wen stört das schon, wenn man sich plötzlich wieder klar und konstruktiv denken kann? Wenn man wieder das Gefühl hat, auf seinen eigenen zwei Beinen zu stehen? Ich muss aber anmerken, dass meine Probleme selbstverständlich nicht einfach so von selbst verschwunden sind. Aber mein Kopf wurde wieder frei und ich sehe mich wieder in der Lage, all das zu tun, was mir während der Depression nicht möglich war. Obwohl ich wochenlang an einer rein medikamentösen Therapieform gezweifelt hatte, trat dann ja doch irgendwann eine Besserung ein. Und sie hält immer noch an. Was die Verträglichkeit angeht, habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Wegen der antriebssteigernden Wirkung nehme ich die Tabletten immer am Morgen (ansonsten lag ich nachts durchgehend wach). Mein Tipp: Am besten schnell mit viel Wasser unterschlucken, die Tabletten brennen erbärmlich im Hals. Außerdem hab ich immer irgendetwas nach der Einnahme gegessen, da mir ansonsten schlecht wurde. Fazit: Die Prozac/Fluoxetin-Diskussion und die Zweifel, die an der Wirksamkeit des Medikaments geäußert werden, sind mir bekannt. Selbst habe ich auch daran gezweifelt. Aber für mich scheint es wohl doch genau das richtige Antidepressivum gewesen zu sein.