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Machen Antidepressiva abhängig?

Von: Gast Redakteur:in

Veröffentlicht: 04.12.2023

Lesezeit: 6 Min.

Behandlung | Psychologie | Wirkstoffe

Ein offenes orangenes Medikamentenfläschchen liegt auf einer blauen Oberfläche, aus dem weiße und orangefarbene Pillen herausfallen. Das Bild zeigt verstreute Tabletten verschiedener Größen und Formen, die aus der Flasche entweichen.
Antidepressiva werden vor allem zur Behandlung psychischer Krankheiten eingesetzt. | © Pormezz - stock.adobe.com

Psychopharmaka bzw. Antipsychotika haben keinen guten Ruf. Manche Betroffene lehnen es ab, sie für die Behandlung in Betracht zu ziehen. Dabei spielen Offenheit und ein richtiger Umgang mit diesen Medikamenten eine wichtige Rolle für den Erfolg der Therapie.

Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Antidepressiva in der Behandlung psychischer Erkrankungen und diskutiert häufige Missverständnisse über Abhängigkeit und Nebenwirkungen dieser Medikamente.

Sind Antidepressiva gefährlich? Mögliche Nebenwirkungen

Antidepressiva, insbesondere die Klassen der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), sind wichtige Medikamente in der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Die Wirkung eines solchen Antidepressivum zielt darauf ab, das chemische Gleichgewicht im Gehirn zu modifizieren. Das wiederum kann zu einer Verbesserung der Stimmung und des allgemeinen Wohlbefindens führen.

Diese Medikamente können jedoch auch eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich bringen. Häufige Beschwerden umfassen Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel und manchmal auch Gewichtsveränderungen. Bei einigen Patienten und Patientinnen können Antidepressiva auch zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Betroffene sollten diese Nebenwirkungen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, um die bestmögliche Behandlungsstrategie zu finden.

Was sollte man über Absetzsymptome nach einer Antidepressiva-Therapie wissen?

Das Absetzen von Antidepressiva kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn es abrupt erfolgt. Patienten und Patientinnen können verschiedene Symptome erleben, die von leichten Beschwerden bis hin zu intensiveren Reaktionen reichen.

Zu den häufigsten Symptomen gehören Angst, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und körperliche Symptome wie Übelkeit und Schwindel. Diese weisen jedoch nicht unbedingt auf eine Abhängigkeit hin, sondern vielmehr auf das Absetzsyndrom. Das tritt auf, wenn der Körper sich an die Wirkung des Medikaments gewöhnt hat. Ein schrittweises Reduzieren der Dosis unter ärztlicher Aufsicht kann helfen, diese Symptome zu minimieren.

Um Absetzsymptome von Antidepressiva möglichst zu vermeiden bzw. zu verringern, sollte man diese unbedingt langsam ausschleichen. Hier findest du weitere wertvolle Tipps zum Absetzen von Antidepressiva.

Was ist dran am Vorurteil: Antidepressiva wirken kaum und haben schwere Nebenwirkungen

Antidepressiva sind in zahlreichen Studien untersucht worden, und ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ist gut dokumentiert. Allerdings gibt es eine Tendenz in der öffentlichen Wahrnehmung, die Wirksamkeit dieser Medikamente zu unterschätzen und sie durch die Betonung von Nebenwirkungen anzugreifen. Es stimmt zwar, dass Antidepressiva negative Begleiterscheinungen haben können. Doch es ist ebenso wichtig, ihre potenzielle Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und Patientinnen zu erkennen. Eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken ist entscheidend.

Die Diskussion um die Wirksamkeit von Antidepressiva wird oft von der Annahme begleitet, dass diese Medikamente bei vielen Patienten und Patientinnen kaum eine Wirkung zeigen. In diesem Zusammenhang ist es aber wichtig, zu verstehen, dass die Reaktion auf SSRIS und Co. von Person zu Person stark variieren kann. Einige Patienten und Patientinnen erleben eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome. Andere hingegen profitieren möglicherweise weniger von der Medikation. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art der Depression

  • Individuelle Biochemie des Patienten oder der Patientin

  • Spezifische Wirkstoffe des Medikaments

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Wirksamkeit von Antidepressiva oft erst nach einigen Wochen der Einnahme vollständig beurteilt werden kann. Das bedeutet, dass Geduld und Ausdauer erforderlich sind, um den vollen Nutzen der Behandlung zu erfahren. Zudem ist es wichtig, dass die Behandlung mit Antidepressiva häufig Teil eines umfassenderen Therapieplans ist, der auch Psychotherapie und andere unterstützende Maßnahmen umfassen sollte.

Hinsichtlich der Nebenwirkungen ist es entscheidend, dass Patienten und Patientinnen sowie Ärzte und Ärztinnen eng zusammenarbeiten, um die bestmögliche Behandlungsstrategie zu entwickeln. Das umfasst eine sorgfältige Überwachung von negativen Begleiterscheinungen und gegebenenfalls die Anpassung der Medikation. Es ist auch wichtig, dass Patienten und Patientinnen über alle potenziellen Nebenwirkungen informiert sind und wissen, wie sie darauf reagieren sollten.

Der richtige Umgang mit Antidepressiva

Bei der Therapie mit Antidepressiva tauchen immer wieder Missverständnisse über Wirkung und Nebenwirkungen auf. Das sollten Sie wissen, falls Sie eine medikamentöse Therapie beginnen:

Antidepressiva sind eine wichtige Säule in der Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Störungen. Sie können für viele Menschen lebensverändernd sein, Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Antidepressiva zeigen jedoch keine sofortige Wirkung. In der Regel dauert es einige Wochen, bis eine spürbare Verbesserung eintritt. Dies erfordert Geduld und Ausdauer von den Patienten und Patientinnen.

Entzugserscheinungen oder Absetzsymptome?

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Antidepressiva abhängig machen. Laut therapie.de führen diese Medikamente nicht zu einer Abhängigkeit im herkömmlichen Sinne. Beim abrupten Absetzen können jedoch Symptome auftreten, die fälschlicherweise für einen Entzug interpretiert werden könnten. Daher sollte die Einnahme von Antidepressiva immer in Absprache mit einem Arzt oder Ärztin und in der Regel schrittweise reduziert werden.

Die Auswahl des richtigen Antidepressivums und die Einstellung der idealen Dosis sind entscheidend. Da Menschen unterschiedlich auf Medikamente reagieren, kann es notwendig sein, verschiedene Präparate auszuprobieren, bevor das passende gefunden wird. Während der Einnahme ist es wichtig, regelmäßige Arztbesuche wahrzunehmen, um die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.

In der Regel gelten Antidepressiva als Teil eines umfassenderen Behandlungsplans. Sie sind am effektivsten, wenn sie in Kombination mit Psychotherapie und anderen unterstützenden Maßnahmen eingesetzt werden. Dieser ganzheitliche Ansatz kann helfen, die zugrundeliegenden Ursachen der Depression anzugehen und langfristige Verbesserungen zu erzielen.

Antidepressiva & Abhängigkeit: Antidepressiva im Zusammenhang mit Drogenentzug

Manche Ärzte oder Ärztinnen verweisen im Zusammenhang mit der Frage nach der Abhängigkeit von Antidepressiva auf die Ähnlichkeit zu Entzugserscheinungen bei einem Drogenentzug. Suchtkranken werden nichtsdestotrotz während eines Entzugs, etwa zur Behandlung depressiver Begleitsymptome, auch Antidepressiva verordnet. Setzen sie ihre Einnahme auch nach der Suchtbehandlung fort, kann es durch die fehlende Kontrolle des Arztes oder der Ärztin zu einem Missbrauch, also einer nicht der Bestimmung gemäßen Anwendung kommen.

Verändern sie die Persönlichkeit?

Ein häufiges Vorurteil über Antidepressiva ist, dass sie die Persönlichkeit eines Menschen verändern. Dieses Missverständnis kann zu einer erheblichen Verunsicherung bei Patienten und Patientinnen führen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie diese Medikamente im Rahmen ihrer Behandlung einsetzen sollen.

Experten und Expertinnen wie Elisabeth Frieß vom Max-Planck-Institut und andere Fachleute in der psychischen Gesundheitsversorgung betonen jedoch, dass Antidepressiva nicht die Persönlichkeit verändern, sondern vielmehr dazu beitragen, die durch Depressionen verursachten Veränderungen rückgängig zu machen.

Depressionen können tiefgreifende Auswirkungen auf die Persönlichkeit einer Person haben, indem sie deren Stimmung, Verhaltensweisen und Denkmuster beeinflussen. Menschen, die darunter leiden, berichten oft von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit, des Interessenverlusts und einer verminderten Fähigkeit, Freude zu empfinden. In diesem Kontext ist der Einsatz von Antidepressiva darauf ausgerichtet, das chemische Gleichgewicht im Gehirn wiederherzustellen. Das kann wiederum zu einer Verbesserung der Symptome und einer Rückkehr zu einem normaleren Zustand führen kann.

Fazit: Machen Antidepressiva süchtig?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Antidepressiva für viele Menschen ein wirksames Mittel im Kampf gegen Depressionen und andere psychische Störungen sind. Die Patienten und Patientinnen können jedoch auch einen positiven Nutzen aus zusätzlichen alternativen Behandlungsmethoden wie Psychotherapie ziehen, die eine ganzheitliche Behandlung ihrer Erkrankung gewährleisten.

Eine schrittweise Anpassung der Dosis kann helfen, die Wirksdamkeit des Medikaments zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren. Beim Absetzen von Antidepressiva ist es entscheidend, dies schrittweise und unter ärztlicher Aufsicht zu tun, um Absetzsymptome zu vermeiden.