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Schutz vor Mückenstichen: effektive Tipps aus Ihrer Apotheke

Von: Linda Künzig

Veröffentlicht: 08.08.2024

Lesezeit: 7 Min.

Apotheke | Mein Körper

Eine Nahaufnahme von einer Mücke auf menschlicher Haut
Die weiblichen Stechmücken benötigen Blut, um sich fortzupflanzen. | © khalida - stock.adobe.com

Ob auf Balkonien, am Badesee oder im heimischen Garten – Stechmücken sind in diesem Jahr allgegenwärtig. Ein milder Winter, warme Temperaturen im Frühjahr und Sommer sowie vermehrte Niederschläge haben ideale Brutstätten für Mücken geschaffen und deren Vermehrung begünstigt. Viele Regionen Deutschlands sehen sich mit einer regelrechten Plage konfrontiert. Vorsorgemaßnahmen sind daher unerlässlich, um sich effektiv vor den lästigen Blutsaugern zu schützen.

Ohne Blut keine Fortpflanzung

Stechmücken benötigen Blut, um sich fortzupflanzen. Nur die weiblichen Insekten verfügen über einen funktionsfähigen Saugrüssel. Mit diesem gelingt es ihnen, Blut aus kleinen Adern in der Haut zu saugen. Sie benötigen das Protein aus ihrer Blutmahlzeit, um nach der Befruchtung Eier zu bilden und abzulegen. Ihre Opfer finden sie durch Lockstoffe (Pheromone), die von Menschen und Tieren abgesondert werden. Da sich die Zusammensetzung dieser Lockstoffe individuell unterscheidet, werden einige Menschen bevorzugt gestochen, während andere weitestgehend verschont bleiben.

Mückenstiche – von lästig bis gefährlich

Der Stich der Stechmücke löst am häufigsten lokale Hautreaktionen aus. Die körpereigene Immunabwehr stuft die harmlosen Eiweiße des Insektenspeichels fälschlicherweise als gefährlich ein und mobilisiert weitere Abwehrzellen, um diese zu bekämpfen. In Folge kommt es zu einer unverhältnismäßig starken Entzündungsreaktion. Dreiviertel der Bevölkerung reagieren auf einen Stich der Stechmücke unmittelbar mit einer juckenden, weißen bis rötlichen Schwellung der Haut. Bei knapp der Hälfte kommt es zu einer Spättypreaktion in Form von erbsengroßen, knötchenartigen Verdickungen. In seltenen Fällen ziehen Stiche von Mücken schwere Krankheitsbilder nach sich.

Insektensprays wirken wie ein unsichtbarer Duftmantel

Die Anwendung von Insektensprays bietet einen wirksamen Schutz vor Mücken und ist weitaus effektiver als die Behandlung bereits entstandener Stiche. In Deutschland stehen hierzu verschiedene Mittel zur Verfügung, die alle nach dem gleichen Wirkprinzip arbeiten: sie stören Geruchssensoren der Insekten und verhindern so, dass sie Menschen als Wirte wahrnehmen. Bezogen auf die Anwendung bei Kindern gehen die Meinungen auseinander. Es ist daher ratsam, die Gebrauchsanweisung aufmerksam zu studieren.

Die Wirkstoffe einzelner Insektensprays im Vergleich:

DEET (Diethyltoluamid)

Beschreibung:

DEET (Diethyltoluamid) wurde in den 1940er-Jahren von der US-Armee entwickelt, um Soldaten in insektenreichen Gebieten zu schützen. Es wurde 1957 für die zivile Nutzung zugelassen.

Ab welchem Alter einsetzbar:

  • empfohlen ab 3 Jahren

  • einige Präparate sind bereits ab 2 Jahren zugelassen

  • höhere Konzentrationen dürfen erst ab 8 Jahren angewendet werden

Wirkdauer: (beeinflusst durch Aktivität, Schwitzen, individuelle Faktoren)

  • 20 %: 1 bis 3 Stunden

  • 30 %: bis 6 Stunden

  • 50 %: bis 12 Stunden (in Europa nicht üblich)

Vorteile:

  • sehr effektiv

  • gegen eine Vielzahl von Insekten wirksam

  • langer Schutz

Nachteile:

  • kann Hautirritationen verursachen

  • unangenehmer Geruch

  • kann einige Kunststoffe, Leder und synthetische Gewebe angreifen

Icaridin

Beschreibung:

Icaridin, auch bekannt als Picaridin, wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und 1998 erstmals in Europa eingeführt. Es basiert auf einer chemischen Verbindung, die in schwarzen Pfefferpflanzen vorkommt.

Ab welchem Alter einsetzbar:

  • empfohlen ab 2 Jahren

  • es gibt ein Produkt, das laut Hersteller ab 6 Monaten angewendet werden kann

Wirkdauer: (beeinflusst durch Aktivität, Schwitzen, individuelle Faktoren)

  • 6 bis 8 Stunden

Vorteile:

  • weniger Hautirritationen

  • wirksam gegen Mücken, Zecken und andere Insekten

  • angenehmer Geruch

  • kein fettiges oder klebriges Gefühl

  • bedenkenlos auf Kleidung und Ausrüstung anwendbar, ohne diese zu beschädigen

Nachteile:

  • selten Nasenbluten

IR3535

Beschreibung:

IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat) wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und ist seit 1999 in Europa und anderen Regionen als Insektenschutzmittel zugelassen.

Ab welchem Alter einsetzbar:

  • empfohlen ab 1 Jahr

  • es gibt ein Produkt, das laut Hersteller ab 2 Monaten angewendet werden kann

Wirkdauer: (beeinflusst durch Aktivität, Schwitzen, individuelle Faktoren)

  • 6 bis 8 Stunden

Vorteile:

  • gute Verträglichkeit

  • wirksam gegen viele Insekten

  • hinterlässt keine Rückstände

  • problemlos auf Kleidung und Ausrüstung anwendbar

Nachteile:

  • kürzere Wirkdauer

  • möglicherweise weniger effektiv als DEET

Zitronen-Eukalyptus-Extrakt (PMD)

Beschreibung:

Zitronen-Eukalyptus-Extrakt (PMD) wird aus den Blättern und Zweigen des Eukalyptus Citriodora-Baumes gewonnen und ist bekannt für seinen natürlichen Ursprung.

Ab welchem Alter einsetzbar:

  • empfohlen ab 3 Jahren

  • bei sparsamer Verwendung teilweise ab 1 Jahr anwendbar

Wirkdauer: (beeinflusst durch Aktivität, Schwitzen, individuelle Faktoren)

  • 2 bis 5 Stunden

Vorteile:

  • gute Verträglichkeit

  • frischer, zitroniger Geruch

  • natürlicher Wirkstoff

Nachteile:

  • kürzere Wirkdauer

  • häufiger Nachtragen erforderlich

  • eventuell hautreizend

Richtige Anwendung von Insektensschutz

Nur richtig angewendet erzielen Insektensprays eine effektive und sichere Wirkung. Daher sollte vor dem Erstgebrauch die Gebrauchsanweisung stets sorgfältig gelesen werden. Der Sprühabstand beträgt idealerweise 15 bis 20 cm von der Haut entfernt. So wird das Spray gleichmäßig verteilt und nicht zu konzentriert aufgetragen. Der Kontakt mit Augen, Nase und Mund sollte vermieden werden. Mit den Handflächen wird das Spray gleichmäßig auf die gesamte freiliegende Haut verteilt; auch schwer erreichbare Bereiche wie Knöchel oder Nacken müssen hierbei berücksichtigt werden. Nach Bedarf wird das Insektenspray erneut aufgetragen, insbesondere nach dem Schwimmen, Schwitzen oder wenn die Wirkung nachlässt. Hierbei sind die empfohlenen Anwendungsintervalle auf der Verpackung zu beachten. Nach der Verwendung sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Insektenschutz darf nicht auf Händen oder im Gesicht von Kindern verteilt werden, um auszuschließen, dass er in den Mund oder auf Schleimhäute von Augen und Nase gelangt.

Insektensprays und Sonnenschutz kombinieren

Im Sommer oder in tropischen Regionen ist es oft schwierig, sich ausreichend vor UV-Strahlung und vor Mücken zu schützen. Es ist daher wichtig, entsprechende Präparate korrekt und in der richtigen Reihenfolge anzuwenden. Hierzu muss man wissen: Sonnencreme zieht in die Haut ein, Mückenschutz nicht. Demzufolge wird zunächst der Sonnenschutz aufgetragen, 15 bis 20 Minuten gewartet, und dann der Insektenschutz aufgesprüht. Seit einigen Jahren gibt es auch 2-in1-Präparate, die Mücken- und Sonnenschutz enthalten.

Insektenschutz für Säuglinge und Babys

Generell wird bei Kindern unter zwölf Monaten die Anwendung von Repellen­tien nicht empfohlen. Mechanische Vorsichtsmaßnahmen sollten bevorzugt getroffen werden, wie das Anbringen eines Moskitonetzes oder das Tragen langärmliger, heller Kleidung. Es gibt allerdings auf dem deutschen Markt ein Icaridin-haltiges Präparat, das ab einem Alter von 6 Monaten zugelassen ist. Ein Produkt mit dem Wirkstoff IR3535 kann laut Hersteller ab einem Alter von 2 Monaten zum Einsatz kommen.

Mückenschutz für Schwangere und Stillende

Schwangere und Stillende müssen auf den Schutz vor Mücken nicht grundsätzlich verzichten. Einem Schreiben des Auswärtigen Amtes zufolge sind die Wirkstoffe DEET und Icaridin für Schwangere und Stillende mit Einschränkungen geeignet. Bei „Embryotox“ werden hierzu keine Angaben dazu gemacht. Es ist ratsam, vor diesem Hintergrund die Angaben der Hersteller zu beachten.

Allgemeine Maßnahmen zum Schutz vor Mückenstichen

Zusätzlich zur Verwendung von Insektensprays können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Verzicht auf stark duftende Kosmetika und Parfums: Mücken werden von starken Gerüchen angezogen, daher sollten stark duftende Produkte vermieden werden – insbesondere wenn sie süß oder blumig riechen.

  • Helle Kleidung: Mücken werden von dunklen Farben angezogen. Helle Kleidung reduziert die Sichtbarkeit für Mücken.

  • Hautpartien abdecken: Lange Ärmel und Hosenbeine erschweren Mücken die Nahrungssuche. Ideal sind dicht gewebte Stoffe oder spezielle Mückenschutz-Kleidung. Alternativ können Kleidungsstücke auch selbst mit einem Insektenschutz imprägniert werden. Dünne Stoffe und grobmaschige Textilien bieten hingegen kaum Schutz.

  • Keine körperliche Anstrengung in der Dämmerung: Insekten sind zu dieser Zeit besonders aktiv und werden durch Schweiß sowie körperliche Aktivität angezogen.

  • Generelle Körperhygiene: Schweißrückstände auf der Haut wirken anziehend auf Mücken. Verschwitzte Kleidung sollte, wenn möglich, vermieden werden. Der Geruch getragener Socken wirkt auf die Insekten besonders anziehend.

  • Stehendes Wasser vermeiden: Stehendes Wasser ist ein idealer Brutplatz für Mücken. Dort legen sie ihre Eier ab und vermehren sich rasch. Regentonnen sollten abgedeckt und andere Wasserbehältnisse, wie beispielsweise Vogeltränken, mindestens einmal in der Woche restlos entleert werden.

  • Durchdachte Balkon- und Terrassenbepflanzung: Kräuter wie Minze und Eukalyptus, Zitronenmelisse, Thymian, Basilikum, Rosmarin und Lavendel werden von Stechmücken gemieden. Aber auch der Geruch von Tomatenblättern und-rispen hält die Plagegeister fern.

  • Verwendung von Insektennetzen: Wirksamen Schutz vor Mücken im Haus bieten engmaschige Netze im Fensterrahmen, an Balkon- und Terrassentüren sowie ein Moskitonetz über Bett und Kinderwagen.

  • Luftbewegungen erzeugen: Fliegende Insekten meiden Luftbewegungen. In geschlossenen Räumen kann daher beispielsweise in der Nacht ein Ventilator angeschaltet werden, sodass Mücken nicht fliegen und somit auch nicht stechen (Windgeschwindigkeit mindestens 1 m/s).

  • Einsatz von UV-Lampen: Mücken werden von ultraviolettem Licht angezogen. In unmittelbarer Umgebung der Lichtquelle ist ein Hochspannungsgitter oder eine beleimte Fläche angebracht; ein Kontakt ist für die Insekten tödlich. Die Anwendung von UV-Lampen im Freien ist verboten, da viele gefährdete Insektenarten wie Nachtfalter durch die Geräte angelockt und getötet werden.

  • Biozidverdampfer/Räucherspiralen: Durch die Verdampfung chemischer Insektenschutzmittel oder Räuchermischungen wird eine schützende Zone geschaffen, die Mücken und andere Insekten abwehrt.

Autoreninformation

Linda Künzig

Apothekerin und freie medizinische Redakteurin

Linda Künzig ist seit 18 Jahren Apothekerin und hat sich auf dem Gebiet Homöopathie und Naturheilverfahren weitergebildet.

Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke arbeitet sie seit einigen Jahren als freie Fachautorin, spezialisiert auf die Erstellung pharmazeutischer Texte. Außerdem beantwortet sie als Online-Expertin alle Fragen rund um das Thema Arzneimittel. 

Seit August 2024 schreibt sie für ärzte.de MediService GmbH & Co. KG und bringt dort ihr umfassendes Fachwissen und ihre Expertise ein.