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Schwangere dürfen und sollen Sport treiben: Vorteile, Dos und Don´ts

Von: Prof. (DHFPG) Dr. med. Thomas Wessinghage

Veröffentlicht: 03.11.2023

Lesezeit: 4 Min.

Mein Körper | Familie | Vorsorge

Eine schwangere Frau beim Joggen. Sie läuft über eine Brücke. Man sieht die tiefstehende Sonne, einen breiten Fluss und eine Stadt im Hintergrund.
Dosierter Sport während der Schwangerschaft hat viele Vorteile, wenn man ein paar Dinge beachtet. | © Pavel - stock.adobe.com

Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit – und dosierter Sport ist gesund. Klingt banal, stimmt aber. Sofern Sie an regelmäßiges Sporttreiben gewöhnt sind, brauchen Sie darauf während der ersten Schwangerschaftsmonate auch nicht zu verzichten, wenn Sie den Wunsch dazu verspüren.

Welche Vorteile haben sportliche und aktive Schwangere?

Die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) bestätigt, dass es für Mutter und Kind gesund ist, wenn die werdende Mama „moderat“ Sport ausübt. Laut der DSHS haben sportlich aktive Schwangere weniger körperliche Beschwerden während der Schwangerschaft (beispielsweise Übelkeit oder Rückenschmerzen) und komplikationsfreiere Geburten.

Besonders wenn Sie beruflich viel sitzen müssen, ist Bewegung wichtig, um Kreislauf- und Rückenbeschwerden vorzubeugen und um die Gefahr von Durchblutungsstörungen zu minimieren. Diese Risiken können Sie aber auch schon durch regelmäßige Bewegung im Alltag verringern. Beispiele:

  • Gehen Sie häufiger zu Fuß.

  • Benutzen Sie die Treppe statt dem Aufzug.

  • Fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit oder um kleine Besorgungen zu machen.

Eine Studie des European Journal of Obstetrics and Gynecology and Reproductive Biology aus dem Jahr 2018 ergab, dass bei trainierten Schwangeren die Geburt eine Stunde kürzer dauerte.

Wann dürfen Schwangere Sport treiben?

Voraussetzung ist ein normaler Schwangerschaftsverlauf und regelmäßige ärztliche Überwachung bei Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin. Vor allem bei Risikoschwangerschaften sollten Sie die körperlichen Belastungen auf jeden Fall immer vorher mit dem Arzt bzw. der Ärztin abstimmen.

Welcher Sport ist für Schwangere geeignet?

  • Gymnastik und Yoga: Diese Sportarten stärken die Muskeln und helfen beim Stressabbau.

  • Wassersport: Egal, ob Sie schwimmen oder Wassergymnastik machen, Sport im Wasser hilft die Gelenke zu schonen sowie Kraft und Ausdauer zu steigern.

  • Radfahren und Nordic Walking: Beide Sportarten fördern die Ausdauer und erschüttern Mutter und Kind weniger als z.B. Joggen – vorausgesetzt Sie fahren keinen Downhill-Trail mit Ihrem Mountain Bike.

  • Joggen: Allerdings bitte nur, wenn Sie bereits eine geübte Läuferin sind und dann auch nur in Maßen und mit geringem Tempo.

Sicher ist, dass Ausdauersport die regelmäßige Schwangerschaftsgymnastik nicht ersetzen kann. Sie macht die Entbindung selbst einfacher und der Körper kommt nachher schneller wieder in Form. Hierfür notwendig sind spezielle Übungen, die die Bauch- und Rückenmuskulatur stärken und die Beweglichkeit verbessern. Wichtig ist dabei die Verbindung mit Atemübungen und Entspannungstechniken.

Welchen Sport darf man als Schwangere nicht machen?

Selbstverständlich ist es wichtig, dass Sie während einer Schwangerschaft mit körperlichen Belastungen vorsichtig umgehen und starke Erschütterungen, Kollisionen und Verletzungen vermeiden. Daher scheiden gewisse Spielsportarten von vornherein aus – Fußball, Volleyball oder Handball sind aus den geschilderten Gründen für Schwangere nicht zu empfehlen. Gleiches gilt für andere Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko wie beispielsweise Kampfsport, Skilaufen oder Snowboarden. Hier ist es weniger die sportliche Aktivität selbst, die ein Risiko darstellt. Vielmehr geht es um die Gefahr von Kollisionen und Stürzen.

Worauf Schwangere beim Sport achten sollten

Oberstes Gebot beim Training während der Schwangerschaft ist, auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Wenn es Ihnen während und nach dem Sport gut geht, keinerlei Missempfindungen oder Schmerzen auftreten, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen normale Befunde ergeben und sie auch nicht versuchen, nicht-schwangeren Frauen nacheifern zu wollen, ist alles im Lot.

Jede Schwangerschaft ist anders, deshalb gibt es für Sie kein Patentrezept für alle Ihre Schwangerschaften. Daher ist es auch nicht sinnvoll, feste, für alle Schwangeren gleichermaßen gültige Regeln für das Sporttreiben aufstellen zu wollen.

Sport nach der Schwangerschaft

Viele Frauen sehen sich gezwungen, zunächst während der Schwangerschaft, dann aber auch in den ersten Lebensjahren ihres Sprösslings, sportliche Aktivitäten einzustellen. Das passiert besonders dann, wenn beispielsweise keine Oma als Babysitter zur Verfügung steht und der Partner oder die Partnerin anderweitig stark eingespannt ist.

Joggerin mit Laufkinderwagen im Park - ein gutes Hilfsmittel, auch nach der Schwangerschaft aktiv zu sein.
Joggerin mit Laufkinderwagen im Park - ein gutes Hilfsmittel, auch nach der Schwangerschaft aktiv zu sein. | © blas - stock.adobe.com

Laufkinderwagen oder Fahrradanhänger mit Jogging-Rad können Ihnen helfen, dieses Problem zu lösen. Sie erlauben es laufwilligen Müttern, den Nachwuchs mitzunehmen – und ihm die Gelegenheit zu geben, körperliche Aktivität im Freien als etwas völlig Normales kennenzulernen. Kritikpunkte an solchen Gefährten sind die nicht optimale Sitzposition und die schlechte Stoßdämpfung. Bei nicht allzu langen Jogging- oder Walkingdistanzen und ebenen, asphaltierten Strecken sind solche Hilfsmittel aber sicherlich ein guter Kompromiss, der es jungen Müttern erlaubt, ohne schlechtes Gewissen ihre Fitness zu verbessern – der/die Kleine ist ja mit von der Partie!

Dieser Artikel erschien erstmalig am 07.10.2010 auf imedo.de und wurde am 31.10.2023 durch die sanego-Redaktion aktualisiert.

Autoreninformation

Prof. (DHFPG) Dr. med. Thomas Wessinghage, ehemaliger Chefarzt und Leichtathletik-Europameister

Prof. (DHFPG) Dr. med. Thomas Wessinghage

ehemaliger Chefarzt und Leichtathletik-Europameister

Prof. (DHFPG) Dr. med. Thomas Wessinghage war Chefarzt, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der drei Kliniken der Medical Park AG im Tegernseer Tal/Bad Wiessee. Im Jahr 1982 wurde der Leichtathlet Europameister über 5.000 Meter. Er hält seit 1980 den deutschen Rekord über die 1.500 Meter-Strecke. Im Jahr 2020 ging Wessinghage in den Ruhestand.

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