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Keine Chance für Blasenentzündungen: Tipps zur Vorbeugung und effektiven Behandlung

Von: Linda Künzig

Veröffentlicht: 27.12.2024

Lesezeit: 8 Min.

Symptome | Tipps | Medikamente

Frau hält sich schmerzhaft den Unterbauch, rotes Highlight zeigt die Blase – Symbol für Beschwerden bei Blasenentzündung (Zystitis). Darstellung der Symptome und des Harnsystems bei Harnwegsinfektionen.
Eine Blasenentzündung kann starke Schmerzen verursachen. Wie sie ihr effektiv vorbeugen und diese behandeln können. | © New Africa - stock.adobe.com

Ständiger Harndrang und schmerzhaftes Wasserlassen – Blasenentzündungen sind ein unangenehmes Thema, das besonders häufig Frauen betrifft. Aber woran erkennen Sie eine Blasenentzündung und muss es immer ein Antibiotikum sein? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr Risiko senken und worauf Sie achten sollten. Außerdem zeigen wir, wie Sie im Ernstfall schnell wieder gesund werden.

Was versteht man unter einer Blasenentzündung?

Eine Blasenentzündung, auch als Zystitis bekannt, bezeichnet in der Regel eine bakterielle Infektion der Harnblase. Dabei dringen Erreger von außen durch die Harnröhre in die Blase ein und verursachen eine Entzündung. Eine Unterkühlung oder ein schwaches Immunsystem fördern den Infekt. Man unterscheidet zwischen einer unkomplizierten und komplizierten Blasenentzündung:

  • Unkomplizierte Blasenentzündung: Diese tritt häufig bei gesunden, nicht schwangeren Frauen ohne Risikofaktoren auf. In der Regel erfolgt die Behandlung ohne größere Komplikationen.

  • Komplizierte Blasenentzündung: Hierbei gibt es zugrunde liegende Risikofaktoren wie Diabetes, Nierenprobleme oder eine geschwächte Immunabwehr. Auch Männer, Kinder und Schwangere leiden häufiger unter komplizierten Infektionen.

Aufbau der Harnwege

Nieren: Die „Klärwerke“ unseres Körpers befinden sich im unteren Rückenbereich. Sie filtern das Blut, entfernen Abfallstoffe, überschüssiges Wasser und Elektrolyte und scheiden diese anschließend als Urin aus. Harnleiter: Sie transportieren den Urin von den Nieren zur Harnblase. Harnblase: Das flexible Hohlorgan im Becken speichert den Urin. Dank der Muskulatur hält es ihn zurück, bis die Ausscheidung erfolgt. Harnröhre: Sie leitet den Urin aus der Blase nach außen. Bei Männern verläuft sie durch die Prostata und den Penis. Bei Frauen ist sie kürzer und mündet direkt in die äußere Genitalregion.

Was kann eine Blasenentzündung verursachen?

Eine Blasenentzündung entsteht aus unterschiedlichen Gründen. Sowohl körperliche Faktoren als auch äußere Einflüsse spielen eine Rolle:

  • Frauen sind besonders betroffen: Über 90 Prozent der Blasenentzündungen treten bei Frauen auf. Das liegt an der kürzeren Harnröhre und der Nähe zu Scheide und After, die mit Bakterien besiedelt sind.

  • Geschlechtsverkehr: Geschlechtsverkehr fördert durch kleine Verletzungen in der Harnröhre und das Eindringen von Bakterien die Entstehung einer Blasenentzündung. Sie ist auch unter dem Begriff „Honeymoon-Zystitis“ bekannt.

  • Schwangerschaft: In der Schwangerschaft entleert sich die Blase oft nicht komplett. Dies kann eine Zystitis begünstigen.

  • Harnsteine: Die Ansammlungen von Mineralien und Salzen entstehen in den Nieren und gelangen häufig in Blase oder Harnröhre. Dort lösen sie Entzündungen und Schmerzen aus.

  • Blasenkatheter: Der Einsatz eines Blasenkatheters kann Infektionen durch mechanische Reizungen oder das Einbringen von Bakterien verursachen.

  • Spermizide und Diaphragmen: Diese Verhütungsmethoden stören das natürliche Milieu in der Scheide. Dadurch steigt das Risiko für eine Blasenentzündung.

Spermizide und Diaphragmen

Spermizide sind chemische Substanzen, die Spermien abtöten. Diese Präparate werden in die Vagina eingeführt und sind als Gel, Zäpfchen oder Spray erhältlich. Auch manche Kondome sind mit Spermiziden beschichtet. Das Diaphragma ist eine schalenförmige Kappe aus Silikon. Die hormonfreie Verhütungsmethode für Frauen wird bei jedem Geschlechtsverkehr verwendet, kann jedoch auch gezielt während der fruchtbaren Tage eingesetzt werden.

Symptome und Dauer einer Blasenentzündung – Was Sie wissen sollten

Bei einer Blasenentzündung treten oft unangenehme Symptome auf, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Achten Sie daher auf erste Anzeichen, um schnell handeln zu können:

  • häufiger Harndrang, auch nachts

  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen

  • Druckgefühl über dem Schambein oder im unteren Rücken

  • trüber Urin, möglicherweise mit unangenehmem Geruch oder Blut

  • Müdigkeit und Schwäche

  • selten Fieber

Die Dauer einer Blasenentzündung variiert je nach Schwere der Infektion und Behandlung. Unkomplizierte Fälle, die rechtzeitig behandelt werden, klingen in der Regel innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche ab. Eine antibiotische Behandlung dauert meist drei bis sieben Tage. Es ist wichtig, die verschriebene Dosis vollständig einzunehmen – auch wenn die Symptome bereits nachlassen. Dies stellt sicher, dass die Infektion vollständig abgeheilt ist. Wenn die Beschwerden nach der Behandlung weiterhin bestehen oder sich verschlimmern, sollte erneut ärztlicher Rat eingeholt werden.

Blasenentzündungen vorbeugen: 10 hilfreiche Tipps

Um Blasenentzündungen vorzubeugen, gibt es verschiedene Maßnahmen꞉

  1. Ausreichend trinken: Eine gute Flüssigkeitszufuhr hilft, die Blase regelmäßig zu spülen und Bakterien aus dem Harntrakt zu entfernen.

  2. Blase rückstandslos entleeren: Leeren Sie die Blase vollständig, damit keine Bakterien im Harntrakt verbleiben.

  3. Richtige Hygiene: Das Abwischen von vorn nach hinten verhindert das Eindringen von Darmbakterien in die Harnröhre.

  4. Intimhygiene: Verzichten Sie auf Seifen, Intimsprays und Parfüms, um die natürliche Schutzbarriere der Haut und die Scheidenflora nicht zu stören.

  5. Kälte vermeiden: Kälte kann das Immunsystem schwächen und das Risiko einer Infektion erhöhen.

  6. Atmungsaktive Unterwäsche: Baumwollunterwäsche verhindert Feuchtigkeitsansammlungen und das Wachstum von Bakterien im Genitalbereich.

  7. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem und unterstützt die Gesundheit der Harnwege.

  8. Cranberry-Produkte: Der regelmäßige Konsum von Cranberry-Saft oder -Kapseln kann verhindern, dass Bakterien an der Blasenwand haften bleiben.

  9. Nach dem Geschlechtsverkehr: Gehen Sie im Anschluss sofort auf die Toilette, um Bakterien auszuspülen.

  10. Verhütungsmittel: Diaphragmen und Spiralen begünstigen Infektionen; Kondome ohne Spermizide sind eine risikoärmere Alternative.

Häufige Blasenentzündungen – Was tun?

Häufige Blasenentzündungen entstehen meist durch immer wiederkehrende Infektionen. Wer regelmäßig betroffen ist, sollte medizinischen Rat einholen – gegebenenfalls im Fachbereich Urologie. In vielen Fällen werden niedrig dosierte Antibiotika über Monate verordnet, um die Häufigkeit zu reduzieren.

Impfungen können eine Alternative zu Langzeitantibiotika sein. In Deutschland gibt es zwei Impfstoffe zur Immunstimulation. Sie bereiten das Immunsystem auf die Erreger von Blasenentzündungen vor. Allerdings übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht. Zudem deckt der Schutz nicht alle Keime ab.

Allgemeine Maßnahmen, die bei einer Blasenentzündung unterstützen

Einige einfache Maßnahmen können helfen, die Beschwerden einer Blasenentzündung zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen:

  • Flüssigkeitszufuhr: Viel trinken hilft, die Blase zu spülen und Bakterien auszuschwemmen. Ideal sind Wasser oder Tee, mindestens zwei Liter täglich. Bei bestimmten Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz, Nierenprobleme) sollte die Flüssigkeitsaufnahme jedoch begrenzt werden.

  • Wärme: Warme Anwendungen wie Kirschkernkissen oder Wärmflaschen lindern Schmerzen und unterstützen die Heilung. Auch warme Sitzbäder oder Fußbäder wirken wohltuend.

  • Ruhe und Erholung: Stress und körperliche Anstrengung stören den Heilungsprozess. Daher ist es ratsam, sich zu schonen und ausreichend Ruhe zu gönnen.

Gut zu wissen:

Bei der Einnahme von Antibiotika sollten Sie die Trinkmenge nicht erhöhen. Andernfalls verdünnen sich die antibakteriellen Wirkstoffe im Harn.

Tees, die bei Blasenentzündungen helfen können

Verschiedene Teesorten wirken sich positiv auf eine Blasenentzündung aus. Sie wirken beruhigend und entzündungshemmend auf die Blase, fördern die Heilung und lindern zugleich die Beschwerden:

  • Brennnesseltee: harntreibend und entzündungshemmend.

  • Bärentraubenblättertee: harntreibend und entzündungshemmend; sollte ohne ärztlichen Rat nicht länger als jeweils 1 Woche und höchstens 5-mal im Jahr eingenommen werden.

  • Kamillentee: beruhigend und entzündungshemmend.

  • Cranberrytee: hilft, das Anhaften von Bakterien an der Blasenwand zu verhindern.

  • Hagebuttentee: harntreibend und entzündungshemmend.

Hausmittel zur Unterstützung bei Blasenentzündungen

Viele der folgenden Hausmittel basieren auf traditionellen Erfahrungen und können eine wertvolle Ergänzung zur medizinischen Behandlung sein:

  • Backpulver oder Natron: Die Einnahme erhöht den pH-Wert der Blase in den basischen Bereich – und kann so das Bakterienwachstum hemmen. Lösen Sie hierfür dreimal täglich eine Messerspitze in Wasser oder Tee auf.

  • Apfelessig: Mit antibakteriellen Eigenschaften hilft Apfelessig, entzündungsfördernde Botenstoffe zu reduzieren. Ein Glas täglich (1:3 verdünnt) kann unterstützend wirken.

  • Meerrettich: Mit seinem desinfizierenden Effekt bekämpft er Bakterien. Zwei Teelöffel täglich oder Meerrettichsaft können die Heilung fördern.

  • Kartoffelwickel: Warme Kartoffeln verbessern die Durchblutung und sorgen für Entspannung. Die gekochten Kartoffeln werden hierfür zerdrückt und als Wickel angewendet.

  • Aufsteigendes Fußbad: Baden Sie Füße und Waden für 10-15 Minuten mit heißem Wasser (max. 40-41 Grad). Ziehen Sie anschließend warme Socken an und ruhen Sie sich aus. So stärken Sie Ihr Immunsystem.

Freiverkäufliche Mittel bei Blasenentzündungen – Hilfe aus Ihrer Apotheke

Es existieren zahlreiche freiverkäufliche Arzneimittel, die die typischen Symptome einer Blasenentzündung wirksam behandeln können:

Schmerzmittel

Eine Blasenentzündung ist oft sehr unangenehm und verursacht starke Schmerzen. Analgetika wie Ibuprofen können Symptome wie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen reduzieren. In Kombination mit einem Spasmolytikum wie Butylscopolamin lassen sich krampfartige Beschwerden mindern.

Pflanzliche Präparate

Pflanzliche Mittel bieten eine natürliche Unterstützung bei Blasenentzündungen. Sie wirken entzündungshemmend und können die Heilung fördern:

  • Bärentraubenblätter wirken desinfizierend und entzündungshemmend, sollten jedoch nur kurzzeitig (max. 7 Tage) und maximal 5-mal im Jahr zum Einsatz kommen.

  • Cranberries verhindern das Anhaften von Bakterien an der Blasenwand und besitzen entzündungshemmende Eigenschaften.

  • Orthosiphonblätter fördern die Harnproduktion und wirken leicht krampflösend.

  • Zinnkraut und Echtes Goldrutenkraut unterstützen die Harnwege durch harntreibende und entzündungshemmende Effekte.

  • Kapuzinerkresse hemmt das Bakterienwachstum und lindert Entzündungen.

Weitere Wirkstoffe

Die folgenden Wirkstoffe helfen, Bakterien aus der Blase zu entfernen und die Symptome einer Blasenentzündung zu lindern:

  • D-Mannose bindet sich an Bakterien wie E. coli und unterstützt deren Ausscheidung.

  • Methionin säuert den Urin an, was das Bakterienwachstum hemmt und die Wirkung von Antibiotika verstärken kann.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um bei einer Blasenentzündung ärztlichen Rat einzuholen?

Hausmittel können bei einer Blasenentzündung lindernd wirken. Bei schwereren oder komplizierten Fällen stoßen sie jedoch schnell an ihre Grenzen. Verschlimmern sich die Symptome oder tritt innerhalb von drei Tagen keine Besserung ein, sollten Sie unbedingt medizinischen Rat einholen. Eine frühzeitige Behandlung beschleunigt die Genesung und vermeidet Komplikationen. Ohne adäquate Therapie kann eine Harnwegsinfektion in die Nieren aufsteigen. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung (Sepsis).

Der Einsatz von Antibiotika bei Blasenentzündungen

Antibiotika behandeln Blasenentzündungen, indem sie Bakterien abtöten. Für unkomplizierte Harnwegsinfektionen empfehlen die AWMF-Leitlinien die Wirkstoffe Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitroxilin, Pivmecillinam und Trimethoprim. Der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika erhöht das Risiko von Resistenzen. In der Regel erfolgt die Behandlung mit Tabletten oder Kapseln; bei schweren Fällen können Infusionen notwendig sein.

Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen bei vielen Frauen auch ohne Antibiotika innerhalb einer Woche. Symptomatische Therapien wie Ibuprofen, Phytopharmaka und D-Mannose sind in der Leitlinie anerkannt. Eine Studie zeigte, dass Bärentraubenblätter-Extrakte den Antibiotikaeinsatz um 64 Prozent verringern konnten, jedoch nicht alle Symptome vollständig linderten. Bei komplizierten Infektionen ist eine antibiotische Behandlung jedoch unerlässlich.

Abgrenzung zu anderen Harnwegserkrankungen

  1. Reizblase (überaktive Blase): Eine Reizblase verursacht plötzlichen, starken Harndrang, selbst wenn die Blase nicht voll ist, und führt oft zu unkontrollierbarem Wasserlassen. Ursachen können Nervenschäden, überaktive Blasenmuskeln oder Reizstoffe wie Koffein oder Alkohol sein.

  2. Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Diese Infektion entsteht, wenn Bakterien aus der Blase in die Nieren aufsteigen. Symptome sind starke Rückenschmerzen, Fieber, Übelkeit und trüber Urin. Eine unzureichende Behandlung kann zu chronischen Nierenschäden und Nierenversagen führen. Eine frühzeitige Diagnose und Antibiotikabehandlung sind entscheidend.

Die genaue Diagnose erfordert ärztliche Untersuchung und ggf. Urin- und Bluttests.

Autoreninformation

Linda Künzig, Apothekerin und freie medizinische Redakteurin

Linda Künzig

Apothekerin und freie medizinische Redakteurin

Linda Künzig ist seit 18 Jahren Apothekerin und hat sich auf dem Gebiet Homöopathie und Naturheilverfahren weitergebildet.

Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke arbeitet sie seit einigen Jahren als freie Fachautorin, spezialisiert auf die Erstellung pharmazeutischer Texte. Außerdem beantwortet sie als Online-Expertin alle Fragen rund um das Thema Arzneimittel. 

Seit August 2024 schreibt sie für ärzte.de MediService GmbH & Co. KG und bringt dort ihr umfassendes Fachwissen und ihre Expertise ein.