In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Hautkrebserkrankungen in Deutschland alarmierend erhöht. Laut einer aktuellen Statistik des Statistischen Bundesamtes mussten immer mehr Patienten und Patientinnen wegen Hautkrebs im Krankenhaus behandelt werden. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und unterstreicht die Notwendigkeit, das Bewusstsein für Hautkrebsrisiken zu schärfen und wirksame Präventionsmaßnahmen zu fördern.
Zahlen aus der Hautkrebs-Statistik 2002-2022
Im Jahr 2022 wurden 109.400 Menschen mit der Diagnose Hautkrebs stationär behandelt. Dies stellt einen Anstieg von 75 % gegenüber den rund 62.500 Fällen im Jahr 2002 dar.
Die Daten zeigen, dass vor allem die Behandlungsfälle von weißem Hautkrebs (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom) stark zugenommen haben. Sie haben sich von 40.400 Fällen im Jahr 2002 auf 84.500 im Jahr 2022 mehr als verdoppelt (+109 %). Dagegen stiegen die Behandlungsfälle von schwarzem Hautkrebs (Melanom) im selben Zeitraum moderater, von rund 21.900 auf etwa 25.000, was einem Anstieg von 14 % entspricht.
Die Statistik verdeutlicht, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen: 57 % der stationären Behandlungen wegen Hautkrebs entfallen auf Männer, obwohl sie nur 48 % aller Krankenhausbehandlungen insgesamt ausmachen.
Mehr Todesfälle wegen Hautkrebs
Mehr als 4.400 Menschen starben 2022 an Hautkrebs. 65 % mehr als noch im Jahr 2002, als knapp 2.700 solcher Todesfälle verzeichnet wurden.
Zum Vergleich: Wegen Krebserkrankungen insgesamt ist die Zahl der Todesfälle um 10 %, also deutlich geringer gestiegen.
53 % der 2022 an Hautkrebs verstorbenen Menschen in Deutschland war 80 Jahre und älter.
Das Risiko, an Hautkrebs zu sterben ist unter 40- bis 44-Jährigen relativ gesehen am höchsten: Hier war Hautkrebs in 0,8 % der Todesfälle die Todesursache, während der Anteil über alle Altersgruppen hinweg bei nur 0,4 % lag.
Warum steigt die Zahl der Hautkrebs-Fälle?
Die Gründe sind vielfältig und nicht speziell auf die Zeit von 2002 bis 2022 zu beziehen. Es gibt jedoch allgemein gültige Ursachen, die die Erkrankung an Hautkrebs begünstigen. Hier ein paar Beispiele:
UV-Strahlung erhöht das Risiko für weißen Hautkrebs
Laut dem Helios Gesundheitsmagazin ist die „UV-Strahlung der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von weißem Hautkrebs.“ Man ging lange Zeit davon aus, dass die Strahlungsbelastung, die im Laufe eines Lebens auf die Haut einwirkt, eine Rolle bei der Erkrankung an weißem Hautkrebs mit einem Basalzellkarzinom spielt. Dieser Zusammenhang konnte bereits beim Plattenepithelkarzinom (PEK) festgestellt werden. Dem widersprechen jedoch Analysen, dass das Basalzellkarzinom „immer häufiger auch auf Körperarealen zu finden ist, die in der Regel vor der Sonne geschützt sind.“ Der Schluss der beteiligten Wissenschaftler:innen ist daher, dass starke UV-Strahlung im Kindesalter und schwere Sonnenbrände das Risiko für ein Basalzellkarzinom erhöhen.
Die Wirkung der UV-Strahlen wird durch den Klimawandel verstärkt, der zu mehr und intensiverer Sonneneinstrahlung in den länger werdenden Trocken- und Sommerperioden führt.
Hauttyp 1 und 2 haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko
Die Wissenschaft spricht von vier unterschiedlichen Hauttypen, wobei 1 der hellste Hauttyp ist und 4 der dunkelste.
Menschen mit heller, blasser Haut, die kaum oder nur sehr langsam braun werden und in der Regel innerhalb von 5-20 Minuten einen Sonnenbrand bekommen, fallen unter die Hauttypen 1 und 2.

Höheres Risiko für bereits zuvor an weißem Hautkrebs erkrankte Personen
Das Risiko erneut zu erkranken ist bei Patientinnen und Patienten, die weißen Hautkrebs bereits hatten, ist um ein 10-faches höher.
Transplantations-Patientinnen und -Patienten sind besonders betroffen
Laut Studien steigt das Risiko nach einer Organtransplantation und ist bis zu 65-fach höher. Der Grund sind die sogenannten Immunsupressiva, Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, um das Abstoßen des transplantierten Organs zu verhindern.
Übermäßige Nutzung von Solarien kann zu Hautkrebs führen
Sonnenstudios, Wellness-Hotels, Schwimmbäder, Fitnessstudios oder auch privat – Sonnenbänke sind weit verbreitet und laut der Deutschen Krebshilfe gibt es in Deutschland keine Meldepflicht für Solariengeräte. Sie und die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention bewertet die Solariennutzung in ihrem Präventionsratgeber „Ins rechte Licht gerückt. Krebsrisikofaktor Solarium“ daher kritisch.
Demographischer Wandel führt zu höheren Fallzahlen
Je älter wir werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, an Hautkrebs zu erkranken. Mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch die kumulative Sonnenexposition im Laufe des Lebens. Ältere Menschen haben eine längere Geschichte der Sonnenexposition, was das Risiko für Hautkrebs erhöht.
Mehr Hautkrebsfälle durch verbesserte Diagnostik
Fortschritte in der medizinischen Diagnostik haben dazu geführt, dass Hautkrebs früher und häufiger erkannt wird. Dies kann teilweise den Anstieg der gemeldeten Fälle erklären, da mehr Menschen frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Moderne Diagnosemethoden ermöglichen es, Hautkrebs in früheren Stadien zu erkennen und erhöhen somit die Behandlungszahlen.
Hautkrebs-Früherkennung – die wichtigste Maßnahme
Die Früherkennung von Hautkrebs ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Heilungschancen erheblich verbessert. Frühe Stadien von Hautkrebs lassen sich meist erfolgreich behandeln, während fortgeschrittene Stadien eine umfangreichere und kompliziertere Therapie erfordern. Regelmäßige Hautuntersuchungen bei Hautärzten/Hautärztinnen (Dermatologen/Dermatologinnen) ermöglichen es, Hautkrebs in einem frühen Stadium zu entdecken, bevor er sich ausbreitet und schwerwiegendere gesundheitliche Folgen nach sich zieht.
Wann bezahlt die gesetzliche Krankenkasse die Hautkrebs-Vorsorge?
Ab 35 Jahren haben gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre Anspruch auf eine Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung (auch Hautkrebs-Screening genannt). Diese Untersuchung umfasst eine gründliche Inspektion der gesamten Haut durch einen qualifizierten Arzt. In der Regel machen das Hautärzte bzw. Hautärztinnen oder speziell geschulte Allgemeinärzte oder -ärztinnen.
Personen mit erhöhtem Hautkrebsrisiko, wie Menschen mit sehr heller Haut, vielen Muttermalen oder einer Familiengeschichte von Hautkrebs, können unter Umständen häufiger untersucht werden.
Wie läuft eine Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung ab?
Die gesamte Haut wird auf verdächtige Veränderungen hin untersucht. Dies kann mit dem bloßen Auge erfolgen, jedoch werden dabei auch häufig vergrößernde Geräte wie Dermatoskope eingesetzt. Letzteres ist zu bevorzugen, da es die Genauigkeit erhöht. Weitere Zusatzleistungen wie das Speichern von Aufnahmen für einen späteren Vergleich sind in der Regel kostenpflichtig.

Wann sind Hautveränderungen verdächtig?
Zu den Anzeichen, die auf Hautkrebs hinweisen können, gehören:
Asymmetrie: Ein Muttermal oder eine Hautveränderung ist asymmetrisch, d.h. die Form ist ungleichmäßig.
Unregelmäßiger Rand: Die Ränder des Muttermals oder der Hautveränderung sind uneben, gezackt oder unscharf.
Farbveränderungen: Das Muttermal oder die Hautveränderung weist unterschiedliche Farben oder Schattierungen auf, wie braun, schwarz, rot, weiß oder blau.
Durchmesser: Das Muttermal oder die Hautveränderung hat einen Durchmesser von mehr als 5 Millimetern.
Entwicklung: Veränderungen in der Größe, Form, Farbe oder Textur eines bestehenden Muttermals oder Hautflecks.
Diese Kriterien sind als ABCDE-Regel bekannt und dienen dazu, verdächtige Hautveränderungen frühzeitig zu identifizieren. Sollten Sie feststellen, dass solche Merkmale auftreten, sollten Sie unverzüglich ein Dermatologen oder eine Dermatologin aufsuchen, um eine genaue Diagnose und gegebenenfalls eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen.