Von der Prostata über die Sexualität bis hin zu hormonellen Veränderungen: Viele meiner Patienten haben Hemmungen ihre Fragen zur Männergesundheit zu stellen. Dabei ist Wissen über den eigenen Körper ein erster wichtiger Schritt, um gesund zu bleiben und Alarmsignale zu erkennen. Im Folgenden möchte ich Ihnen deshalb einen Überblick über die wichtigsten Themenbereiche rund um Männergesundheit geben.
Die Prostata: Das versteckte Sexorgan des Mannes
Die Prostata ist eine kleine, kastaniengroße Drüse unterhalb der Blase. Sie spielt eine zentrale Rolle im männlichen Fortpflanzungssystem. Denn sie produziert eine Flüssigkeit, die einen Hauptbestandteil des Ejakulats bildet. Die darin enthaltenen Nährstoffe sowie Enzyme helfen den Spermien, die Reise zur Eizelle zu überstehen. Diese Flüssigkeit neutralisiert die saure Umgebung der Vagina und bietet ein schützendes Medium für die Spermien.
Ein faszinierender Aspekt der Prostata ist ihre Rolle in der sexuellen Stimulation. Einige Männer erleben durch die Stimulation der Prostata intensivere Orgasmen, was ihr den Spitznamen "männlicher G-Punkt" eingebracht hat. Doch die Bedeutung der Prostata geht über sexuelle Funktionen hinaus. Durch ihre Lage hat die Drüse auch Einfluss auf die Harnblase. Sie unterstützt dabei, diese zu verschließen. Zudem ist sie anfällig für Erkrankungen wie Prostatavergrößerung und Prostatakrebs. Regelmäßige Untersuchungen sind daher unerlässlich.
Die Bedeutung des männlichen Hormonhaushalts
Die Rolle der Prostata ist eng mit dem männlichen Hormonhaushalt verknüpft. Männliche Geschlechtshormone, hauptsächlich Testosteron und andere Androgene, sind entscheidend für die Gesundheit und Sexualität. Denn nur mit Testosteron kann die Prostata funktionieren und Androgene umwandeln. Diese Hormone beeinflussen nicht nur die Fortpflanzungsfähigkeit und sexuelle Funktion, sondern auch zahlreiche Stoffwechselfunktionen. Testosteron, größtenteils in den Hoden produziert, ist wesentlich für die Entwicklung und Aufrechterhaltung männlicher Merkmale wie Muskelmasse, Knochendichte und Blutbildung.
Ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt kann erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben. So führt ein niedriger Testosteronspiegel unter Umständen zu Störungen in der sexuellen Funktion, verminderter Muskel- und Knochendichte sowie kognitiven Beeinträchtigungen.
Urologische Vorsorge: Mehr als nur die Prostata
Die urologische Vorsorge geht über die Untersuchung der Prostata hinaus und umfasst zahlreiche Untersuchungen zur Überwachung der allgemeinen urologischen Gesundheit. Die Prostatauntersuchung beinhaltet die digitale rektale Untersuchung (DRU), den PSA-Test und die Sonografie, um Prostatakrebs und andere Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Neben der Urinuntersuchung wird auch der Harntrakt mittels Ultraschalls gründlich untersucht, um mögliche Probleme wie Nierensteine oder Harnwegsinfektionen zu identifizieren. Die sexuelle Gesundheit, einschließlich der Funktion der Geschlechtsorgane und der Überprüfung auf sexuell übertragbare Infektionen, ist ebenfalls Teil der Vorsorge. Dabei wird auch die sexuelle Funktionsfähigkeit und Libido thematisiert.
Allgemeine Gesundheitschecks, wie Blutdruckmessungen und Blutuntersuchungen, sowie die Beurteilung des Lebensstils sind wichtige Bestandteile der urologischen Vorsorge. Urologen und Urologinnen bieten zudem individuelle Beratung zu Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Stressmanagement an, um präventive Maßnahmen gegen urologische Erkrankungen zu diskutieren.
Die Häufigkeit der Prostatauntersuchungen
Die Häufigkeit der Prostatauntersuchungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Alter, familiäre Vorgeschichte und individuelle Risikofaktoren. Allgemein empfehlen Ärzte und Ärztinnen, dass Männer ab dem Alter von 45 Jahren regelmäßig ihre Prostata überprüfen lassen sollten. Die genaue Häufigkeit wird jedoch individuell festgelegt.
Die Tastuntersuchung der Prostata oder auch eine digitale rektale Untersuchung (DRU) sind sinnvoll, um die Gewebebeschaffenheit und Oberfläche der Drüse abzutasten. Allerdings ist die Aussagekraft im Hinblick auf die Früherkennung begrenzt: Nur circa 30 Prozent der Prostatakarzinome werden rechtzeitig über die Tastuntersuchung erkannt.
Der PSA-Test, ein Bluttest, misst das Prostata-spezifische Antigen und kann auf verschiedene Prostatazustände hinweisen, einschließlich Prostatakrebs.
Der transrektale Ultraschall (TRUS) ermöglicht eine detailliertere Beurteilung der Prostata und kann, zusätzlich zur Basis-Vorsorgeuntersuchung, im Abstand von ein bis zwei Jahren sinnvoll sein.
Harnwegsinfekte und Geschlechtskrankheiten
Harnwegsinfekte und Geschlechtskrankheiten sind häufige gesundheitliche Probleme, die Männer betreffen können. Die häufigsten Ursachen von Harnröhrenentzündungen sind sogenannte Kontaktinfektionen. Bakterien werden über Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr übertragen. Da das Sexleben vielfältig ist, können auch Sexualpraktiken wie Anal- oder Oralverkehr zur Übertragung von Bakterien in die Harnröhre führen, was eine Infektion auslösen kann. Seltener können Kontaktinfektionen durch Berührung mit verunreinigten Oberflächen (Sauna, Jacuzzi oder Toilettensitz) zu einer Harnröhrenentzündung (Urethritis) führen.
Im Frühstadium bemerken betroffene Patienten ein Kribbeln im Bereich der Harnröhre, später entwickelt sich ein Brennen und ein unter Umständen schneidender Schmerz beim Wasserlassen. Auch Ausfluss kann auftreten.
Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Chlamydien, Gonorrhö und Trichomoniasis sind häufig und können schwerwiegende Folgen haben, wenn sie unbehandelt bleiben. Chlamydien-Infektionen verlaufen oft symptomlos, können aber langfristig zu Harnröhrenverengungen oder Fruchtbarkeitsstörungen führen. Gonorrhö, auch als Tripper bekannt, verursacht einen eitrigen Ausfluss und kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie chronischer Prostatitis führen. Trichomoniasis führt zu einem unangenehmen, fischigen Geruch und erfordert eine antibiotische Behandlung.
Noch Fragen an den Urologen?
Regelmäßige urologische Vorsorgeuntersuchungen sind entscheidend für die Erhaltung der männlichen Gesundheit. Dazu gehört auch, sich mit der eigenen Gesundheit auseinander zu setzen und eventuell offene Fragen zu stellen. Mehr Antworten bekommen Sie etwa in meinem Buch „100 Fragen an deinen Urologen“.
