
Nicht jede Ballenzehe muss automatisch operiert werden. Die Behandlung richtet sich nach den Beschwerden und nach dem Ausmaß der Deformierung. Es gibt Frauen, bei denen der große Zeh in einem Winkel von über 70 Grad über den anderen steht und sie haben trotzdem keine Schmerzen. Dann sollte auch aus kosmetischen Gründen nicht operiert werden. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass anschließend Schmerzen auftreten, die vorher nicht vorhanden waren. Zunächst wird bei einem Hallux generell versucht, die Beschwerden durch die Ballenzehe durch konservative Therapiemaßnahmen zu beheben.
Konservative Hallux Therapien
Als erstes gilt es,
bequemes Schuhwerk auszuwählen. Wichtig ist bei einem Hallux auf Schuhe mit einem weiten Vorfußbereich zu achten. In einem Orthopädieschuh-Fachgeschäft können diese Schuhe außerdem noch mit Polstern und/oder Filzringen zur Entlastung von Druckstellen sowie mit Abstützungen für den Vorfuß ausgestattet werden.
Gezielte Physiotherapie kann bei einem Hallux die Fußmuskulatur kräftigen und den Fuß insgesamt stabilisieren. Fußgymnastik ist auch nach einer Hallux Operation für den Heilungserfolg unerlässlich. Barfußlaufen ist ebenfalls eine Wohltat für unsere Füße. Durch die gewonnene Bewegungsfreiheit und den direkten Bodenkontakt werden die Füße gekräftigt.
Schienen oder Nachtlagerungsschienen dienen bei einem Hallux zur Stellungskorrektur der Großzehe. Sie werden, wie der Name schon sagt, nachts getragen und sollen das Großzehengelenk wieder in seine alte normale Lage bringen. Leider führen sie nur zu einer zeitweisen Linderung der Hallux Beschwerden. Sie sind jedoch bei einem schon fortgeschrittenen Hallux nicht in der Lage, die Veränderungen an Knochen, Gelenkkapsel und Sehnen dauerhaft zu korrigieren.
Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente lindern die Schmerzen bei einem Hallux leider nur vorübergehend. Den Hallux selbst können sie aber leider nicht verschwinden lassen.
Hallux Operation
Erst wenn der Hallux mit konservativen Therapiemaßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen ist, kann eine Operation notwendig werden. Es gibt über 100 verschiedene Verfahren. Ziel einer jeden Operation ist es, das von Arthrose bedrohte Großzehengrundgelenk zu erhalten und die durch die schief gewordene Knochenachse hervorgerufene Fehlstellung zu korrigieren. Außerdem soll der Zug der Sehnen und Muskeln, die den Großzeh bei jedem Schritt zur Seite ziehen, durch die Hallux Operation normalisiert werden.
Als gängige Eingriffe werden durchgeführt: eine Abmeißelung von Knochenüberschüssen (Exostosen), eine Knochendurchtrennung und Einfügen eines Knochenkeils (Umstellungsosteotomie), eine Verlagerung, Verlängerung und Durchtrennung von Sehnen oder eine Gelenkversteifung (Arthrodese) bei Großzehenarthrose. Welche Methode für Ihre Beschwerden die richtige ist, wird Ihr Arzt individuell entscheiden. Wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit wird bei beidseitigem Hallux in der Regel erst ein Fuß operiert und nach erfolgreicher Abheilung frühestens nach drei Monaten der zweite.
Durchgesetzt haben sich sogenannte Umstellungsoperationen des 1. Mittelfußknochens, bei denen dieser unter Vollnarkose durchtrennt und in korrigierter Stellung wieder befestigt wird. Das macht einen stationären Aufenthalt in einer Klinik notwendig. Anschließend ist man sechs bis acht Wochen arbeitsunfähig und muss den Fuß ständig hochlegen.
Die Mini-invasive Hallux Operation macht Schrauben zur Knochenfixierung und Nachoperationen unnötig. Bei dieser Hallux Operation werden zwei kleine Schnitte gesetzt. Der erste dient zur Aufrichtung des schräg stehenden Knochens mit einer Fräse. Der zweite öffnet die bei einem Hallux verkürzte Gelenkkapsel und weitet diese. Dadurch kann sie der wieder normal ausgerichteten Großzehe den erforderlichen Bewegungsraum geben.
Bei leichten bis mittelschweren Formen eine Hallux valgus, bei der die Abweichung des Großzehengrundgelenks weniger als 17° beträgt, kommt oft die sogenannte Chevron Osteotomie zum Einsatz. Hierbei werden die durch die Hallux Fehlstellung geschrumpften Bänder und die Gelenkkapsel gelöst, dann wird das hervorstehende Überbein mit einer Säge abgetragen, der erste Mittelfußknochen durchtrennt und in der gewünschten Form ausgerichtet. Anschließend wird der Zehenknochen mit einer Titanschraube fixiert und die Gelenkkapsel gestrafft. Die Titanschrauben können im Fuß verbleiben. Verursachen sie Beschwerden, dann werden sie nach etwa drei Monaten ambulant entfernt.
Beträgt die Zehenfehlstellung 40° und mehr, dann wird häufig die Scarf Osteotomie angewandt. Bei dieser Hallux Operation wird aus dem ersten Mittelfußknochen seitlich ein Keil hinausgeschnitten. Der gelenktragende Teil der großen Zehe (Mittelfußköpfchen) wird nach außen verschoben und in den richtigen Winkel gebracht. Da diese Verschiebung eine Spannung in den Sehnen verursacht, die die Großzehe zur Mitte hin zieht, müssen diese Sehnen ebenfalls verlagert werden. Der Knochen wird mit zwei Tatanschrauben fixiert. Auch hier gilt: solange sie keine Beschwerden verursachen, können die Schrauben im Fuß verbleiben.
Die Hallux Operations Methode nach Dr. Stoffella kann ambulant unter Vollnarkose durchgeführt werden. Hier wird der 1. Mittelfußknochen ebenfalls durchtrennt, allerdings wird hier ein spezielles bewegliches Metallimplantat eingesetzt, das eine sofortige Belastung des Fußes garantiert. Diese sofortige Belastung baut einen Druck auf, den der durchtrennte Knochen braucht, um wieder richtig zusammen zu wachsen. Die bewegliche Spange wirkt dabei wie ein Zuggurt, der die Knochenfragmente beim Laufen in die richtige Richtung zusammenzieht. Dadurch wird die Bildung des Knochenkeimgewebes angeregt.
Jeder Knochen ist von einer Knochenhaut umgeben, die viele neue Knochenzellen in Reserve hat. Aus diesen Zellen bildet sich dann eine Art Brücke (das sogenannte Knochenkeimgewebe oder Kallus) zwischen den Enden der Knochenstücke. Aus dem Knochenkeimgewebe entsteht dann innerhalb einer Woche ein neues Stück Knochen. Das Keimgewebe ist zunächst allerdings noch weich. Erst nach sechs bis zwölf Wochen ist es so fest geworden, dass der Knochen richtig zusammengewachsen ist.
Nach 10-12 Wochen ist bei der Methode nach Dr. Stoffella eine weitere kleine Operation nötig, bei der die Metallspange wieder entfernt wird.
Hat sich bereits eine Arthrose ausgebildet oder liegen sehr große Fehlstellungen vor, wird häufig als Operation die sogenannte Lapidus-Arthrodese eingesetzt. Hierbei wird das Gelenk zwischen Mittelfußknochen und Fußwurzel versteift. Der gelenktragende Teil der großen Zehe (Mittelfußköpfchen) und die Basis des Großzehengrundgelenks werden abgetragen. Beide Knochenfragmente werden dann mit Schrauben oder einer sogenannten Lapidus-Platte fixiert.
Voraussetzung für einen guten Heilungserfolg ist bei jeder Art von Hallux Operation eine konsequente Nachsorge. Es sollte nach der Entlassung aus der Klinik oder Praxis unbedingt jemand zu Hause sein, der sich um Sie kümmert. Denn trotz Medikamenten sind die ersten Tage nach einer Hallux Operation sehr schmerzhaft und der betroffene Fuß ist stark geschwollen. Weite und bequeme Schuhe sollten für Sie nun zum Alltag gehören.
Hallux Komplikationen
Sollten Sie unter
Durchblutungsstörungen in den Beinen leiden kann es sein, dass Ihnen von der Operation abgeraten wird. Auch kann eine eingeschränkte Narkosefähigkeit eine Operation verhindern. In der Regel ist die Hallux Operation jedoch ein sehr risikoarmer Eingriff. Sehr selten, aber nicht auszuschließen sind bei einer Hallux Operation Komplikationen wie Knochen- und Gelenkinfektionen sowie Nerven- oder Gefäßverletzungen. Da das Bein nach den meisten Hallux Operationen längere Zeit ruhig gestellt werden muss, besteht ein erhöhtes Thromboserisiko.
Werden Schrauben oder Draht zur Fixierung verwendet können diese bei manchen Bewegungen stören. In diesem Fall ist nach der Knochenheilung oft eine Nachoperation nötig, um die Schrauben oder Drähte wieder zu entfernen.
Wenn Sie wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente nehmen, dann sollte Ihr Arzt darüber unbedingt Bescheid wissen. Blutverdünnende Mittel müssen zum Beispiel einige Tage vor der Hallux Operation abgesetzt werden.
Völlig normal ist, dass sich der operierte Fuß in den ersten Stunden nach der Hallux Operation noch taub anfühlt. Daher: Vorsicht beim Aufstehen und Gehen. Vor allem in den ersten Tagen sollten Sie das betroffene Bein noch hoch lagern und den operierten Fuß nur kurzfristig herunter hängen lassen. Eine Kühlung wirkt Schwellungen entgegen. Um das Gehen zu erleichtern wird Ihnen der Arzt eventuell einen Spezialschuh verordnen, der den Vorfuß entlastet. Verordnete Krankengymnastik ist nur dann hilfreich, wenn Sie sie auch regelmäßig durchführen und wenn Sie dabei keine starken Schmerzen verspüren. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind ebenso wichtig.
Scheuen Sie sich nicht, bei allen beobachteten Veränderungen (Blaufärbung oder Weißfärbung der Zehen), Taubheitsgefühl über mehrere Tage, starke Schmerzen und Schwellungen) ärztliche Hilfe einzuholen!