Was ist Hyperhidrose

Dass uns bei heißen Temperaturen draußen, in der Sauna oder beim Sport der Schweiß aus den Poren rinnt, ist eine völlig normale Reaktion unseres Körpers. Denn um nicht heiß zu laufen, muss sich der Körper abkühlen. Das tut er, indem er aus den Schweißdrüsen Schweiß absondert. Auf der erhitzten Haut verdunstet der Schweiß und kühlt die Haut dadurch ab.
Wenn wir uns fürchten, dann bricht uns der kalte Schweiß aus. Unser Körper zieht alles Blut zusammen, die Haut wird schlechter durchblutet und kühlt ab. Der Schweiß kann nicht wie sonst verdunsten und fühlt sich daher kalt an. Angstschweiß wird nicht nur von Schweißdrüsen abgegeben, sondern auch von ganz speziellen Duftdrüsen. Angstschweiß riecht daher vollkommen anders als normaler Schweiß.
Ab wann der normale Schweißfluss krankhaft verläuft, hängt von der individuellen körperlichen, seelischen und auch zwischenmenschlichen Verfassung jedes Einzelnen ab. Alle diese Faktoren können eine übermäßige, temperaturunabhängige, unvorhersehbare und nicht willentlich kontrollierbare Schweißproduktion beeinflussen. Das krankhafte Schwitzen, auch Hyperhidrose oder Hyperhidrosis genannt, kann am ganzen Körper auftreten (generalisierte Hyperhidrose) oder nur an bestimmten Körperteilen (fokale Hyperhidrose). Hier produzieren vor allem Bereiche mit einer hohen Anzahl an Schweißdrüsen, die begrenzt auf eine kleine Fläche auch noch relativ dicht beieinander liegen, übermäßig viel Schweiß.
Schweißdrüsen
Unsere Haut besteht aus mehreren Schichten. Von außen nach innen sind das: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subcutis). Zwischen der Leder- und Unterhaut befinden sich in unserem Körper insgesamt über
drei Millionen Schweißdrüsen: pro Quadratzentimeter sind das 100 bis 300! Diese Schweißdrüsen haben eine wichtige Funktion in unserem Körperstoffwechsel. Neben Wasser enthält der abgesonderte Schweiß vor allem Abbauprodukte des Stoffwechsels, die unser Körper auch auf diese Art aussondert und damit die Nieren entlastet.
Vor allem jedoch regulieren die Schweißdrüsen die Körpertemperatur, die konstant bei 36°C – 37°C liegt. Steigt die Außentemperatur an, sondert die Haut Schweiß ab und führt so Wärme ab. In kalter Umgebung wird die Durchblutung der Haut hingegen gesenkt und somit weniger Wärme abgeben.
Schweiß an sich ist absolut geruchlos. Erst durch bakterielle Abbauprodukte erhält er einen unangenehmen Geruch. Die Produktion von Schweiß wird über das vegetative Nervensystem gesteuert.
Neben den Schweißdrüsen gibt es noch die Duftdrüsen. Durch ihr Sekret, dem außer Schweiß diverse Geruchsstoffe beigemischt sind, entsteht der für jeden Menschen eigene Körpergeruch. Die meisten dieser Duftdrüsen werden erst in der Pubertät gebildet und sitzen unter den Achseln, im Schambereich, an den Brustwarzen und am Naseneingang. Vor Urzeiten halfen die Duftdrüsen unter anderem das andere Geschlecht anzuziehen. Im Laufe der Menschheitsentwicklung sind sie allerdings gegenüber optischen Reizen ins Hintertreffen geraten. Doch gerade wenn sich Menschen näherkommen, spielt der Geruch wieder eine große Rolle. Denn: Optische Reize hin oder her, wenn wir jemanden „nicht riechen“ können, hat er auch mit dem stärksten Outfit keine Chance.
Arten der Hyperhidrose
Schweißperlen auf der Stirn, Nasse Hände, Flecken im Achselbereich auf dem T-Shirt, nasse Socken:
Schweißausbrüche können überall ihre Spuren hinterlassen. Die einzelnen Schweißherde an Hand, Fuß, Achsel, Kopf und Rumpf können dabei durchaus gleichzeitig aktiv sein. Wenn die Hyperhidrose nach dem Ort des Schwitzens eingeteilt wird unterscheidet man die
fokale Hyperhidrose, also das übermäßige Schwitzen an einer bestimmten Körperstelle und die
generalisierte Hyperhidrose, also krankhaftes Schwitzen am ganzen Körper.
Die fokale Hyperhidrose zeigt sich besonders an folgenden Körperteilen:
Schweißhände: Krankhaftes Schwitzen an den Händen oder Hyperhidrosis palmaris beginnt meist in der Pubertät. An unseren Händen befinden sich bis zu 400 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Haut. Je nach Schweregrad der Hyperhidrose wird sie nach der sichtbaren Ausprägung des Schweißes eingeteilt in:
Grad 1: Bei der leichten Hyperhidrose liegt eine stark erhöhte Handfeuchtigkeit vor.
Grad 2: Die mäßig starke Hyperhidrose zeigt sich durch Schweißperlen und Begrenzung der Schweißausbrüche auf den Schwitzherd.
Grad 3: Bei der starken Hyperhidrose kommt es zum Abtropfen von Schweiß und das Schwitzen betrifft auch die Finger und den seitlichen Rand der Hand.
Schweißhände kann jeder von uns in Stress-Situationen bekommen. Dazu zählen Angst, Aufregung, hohe Belastungen. Dauerhafte Schweißhände aufgrund von Hyperhidrosis palmaris treten jedoch zu jeder Zeit auf und verursachen oft enorme Probleme im Sozialleben.
Achselschweiß: Das krankhafte Schwitzen unter den Achseln mit sichtbarer Durchfeuchtung der Kleidung heißt medizinisch Hyperhidrosis axillaris. Ausgelöst wird diese Form der Hyperhidrose durch psychischen Stress, Schmerzen oder Angst, manchmal jedoch auch durch eine andere Grunderkrankung.
Hyperhidrose an Kopf, Hals, Gesicht und Stirn: Unter Hyperhidrosis facialis versteht man übermäßiges Schwitzen im Gesicht. An Wangen und auf der Stirn bilden sich dann sichtbare Schweißperlen, die auch abtropfen können. Ist die Kopfhaut betroffen kommt es zur kompletten Durchnässung der Haare.
Schweißfüße: Sind die Schuhe durch triefend nasse Füße durchfeuchtet, spricht man von Hyperhidrosis plantaris. Durch die Feuchtigkeit können Risse in der Haut entstehen. Außerdem bilden die Fußsohlen und die Zwischenräume der Zehen ein ideales Klima für Fußpilz.
Trunkale Hyperhidrose: Krankhaftes Schwitzen am Rücken und in der Lendengegend wird als trunkale Hyperhidrose bezeichnet. Diese Form des übermäßigen Schwitzens ist aber relativ selten.
Außer nach dem Ort des Schwitzens unterscheidet man auch noch zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose. Bei der primären Hyperhidrose liegt keine erkennbare Ursache für das übermäßige Schwitzen vor. Bei der sekundären Hyperhidrose ist das starke Schwitzen eine Begleiterscheinung einer anderen Grunderkrankung wie Adipositas (Fettleibigkeit), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Diabetes mellitus, psychische Erkrankungen oder Bluthochdruck. Aber auch Nervenschädigungen durch eine Gehirnblutung, Verletzungen am Rückenmark oder ein Großhirn-Infarkt können Gründe für Hyperhidrose sein.
Oft treten Kombinationen aus primärer und fokaler Hyperhidrose sowie sekundärer und generalisierter Hyperhidrose auf.

Es gibt mehrere Sonderformen der Hyperhidrose. Eine davon ist das Schwitzen im Schlaf. Die Nebenwirkung von Medikamenten (u.a. manche Antidepressiva) und emotionale Anspannung kann dafür verantwortlich sein. Nächtliche Hyperhidrosis liegt dann vor, wenn Sie ständig in der Nacht schweißgebadet mit klitschnasser Kleidung aufwachen und Gründe wie zu warme Kleidung, zu dickes Oberbett und die Falsche Bettwäsche ausscheiden.
Die Krankheitsursachen für Nachtschweiß (Nächtliche Hyperhidrosis) können sein:
- Infektionen wie TBC, Fibererkrankungen
- Tumorerkrankungen
- Wechseljahre
- Entzugserscheinungen
- Hypoglykämie (Unterzuckerung) bei Diabetes
Um den Nachtschweiß zu unterbinden, muss geklärt werden, ob eine der genannten Erkrankungen oder ein bestimmtes Medikament dafür verantwortlich sind.
Das gustatorische Schwitzen, auch gustatorische Hyperhidrose, Frey-Syndrom oder Aurikulotemporales Syndrom genannt, tritt auf beim Verzehr von jeglicher Art von Speisen und Getränken. Es ist völlig unabhängig von der Nahrungszusammensetzung und Nahrungsart.
Auch Geschmacksreize wie Kauen, Beißen oder Geruch lösen das gustatorische Schwitzen aus. Diese Art von übermäßigem Schweißausbruch, die sich auf der Stirn, am Hals oder den Schulterpartien zeigt, kommt häufiger bei Männern als bei Frauen vor. Frauen zeigen beim gustatorischen Schwitzen eine starke Rötung im Gesicht, am Hals oder am Dekolleté. Ursachen für das gustatorische Schwitzen können sein:
- Gesichtsnervlähmung (Faszialisparese)
- Erkrankungen der Speicheldrüsen
- Verletzungen in der Kopf-Halsregion
- Operative Eingriffe am Sympathikusnerv
Nach Verletzungen, Operationen oder Entzündungen bilden sich in den genannten Bereichen neue Nervenäste, die nicht richtig verknüpft sind. Die Folge: immer dann, wenn die Nerven eigentlich die Speicheldrüsen zur Abgabe von Speichel anregen sollen, regen sie stattdessen die Schweißdrüsen an.
Bei der Bromhidrose riecht der Schweiß unter Achseln, Füßen oder in der Leistenregion so unangenehm stark, dass es krankhaft ist. Gründe für den säuerlich, ranzigen, muffigen und stechenden Geruch sind eine Überproduktion von sogenanntem merokrinen Schweiß, der die Haut dauerhaft befeuchtet und damit ein feucht-warmes Klima schafft, in dem sich Bakterien wohlfühlen, die den Schweiß in stark riechende Substanzen zersetzen. Ebenfalls für die Bromhidrose verantwortlich ist eine Überproduktion von sogenanntem apokrinen Schweiß der Duftdrüsen. Diese apokrinen Drüsen befinden sich im Bereich der Achseln und Genitalien und werden erst zu Beginn der Pubertät ausgebildet. Dem Schweiß sind hier sowieso schon Geruchsstoffe beigemengt. Der üble Geruch entsteht aber erst, wenn dieser Schweiß durch Bakterien zu geruchsintensiven Substanzen wie Ammoniak und Buttersäure abgebaut wird.
Der Leidensdruck ist bei Menschen mit Bromhidrose besonders hoch, denn sie bekommen von ihrer Umwelt gerne unterstellt sich nicht zu waschen oder kein Deo zu benutzen. Doch das alles hilft gegen diese Form der Hyperhidrose wenig. Betroffene ziehen sich aus Scham oft zurück, gehen nicht mehr unter die Leute und sind extrem anfällig für Depressionen.
Chromhidrose (Chromhidrosis) oder auch Farbschweiß entsteht, wenn sich das Pigment Lipofuscin in den apokrinen Schweißdrüsen ablagert. Das führt dazu, dass in den Achseln und im Stirn- und Wangenbereich verfärbter Schweiß abgegeben wird. Man bezeichnet das als apokrine Chromhidrose. Je nach Zersetzungsphase des Lipofuscins sind die Schweißflecke gelb, grün, blau oder schwarz gefärbt. Bei der ekkrinen (merokrinen) Chromhidrose wird der Farbschweiß über die merokrinen Schweißdrüsen ausgeschieden. Ursachen hierfür sind mit der Nahrung aufgenommene, wasserlösliche Substanzen, aber auch Abbaustoffe von Medikamenten. Die falsche Chromhidrose (Pseudochromhidrose) liegt vor, wenn sich der ursprünglich durchsichtige Schweiß erst im Nachhinein auf der Hautoberfläche verfärbt. Entweder durch den Einfluss von Deo oder Bakterien wie Corynebacterium tenuis. Dieses Bakterium besiedelt die Haut und ist in der Lage, Farbstoffe zu bilden. Der Schweiß verfärbt sich dann in den Achselhöhlen rötlich oder bräunlich.
Bei der Hämhidrose ist dem Schweiß Blut beigemischt. Dadurch verfärbt er sich rötlich. Ursache hierfür kann eine erhöhte Durchlässigkeit der Wand kleinster Blutgefäße sein, die die Schweißdrüsen versorgen.
Hyperhidrose Ursachen

Menschen mit Hyperhidrose haben weder mehr noch größere Schweißdrüsen als Menschen ohne Hyperhidrose.
Viele Krankheiten werden von übermäßigem Schwitzen als Teil-Symptom begleitet. Dann liegt eine sekundäre Hyperhidrose vor. Diese kann auftreten bei:
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Grippe
- Schwankungen im Hormonhaushalt in den Wechseljahren
- Diabetes mellitus
- Neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson
- Tumorerkrankungen
- Vergiftungen
- Angststörungen
- periphere oder zentrale Nervenschädigungen wie Großhirn-Infarkt, Gehirnblutungen, Schädigungen im Bereich des Rückenmarks oder chronische Nervenentzündungen.
Auch als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten kann übermäßiges Schwitzen auftreten:
- Fiebersenkende Medikamente (Antipyretika): Sie bewirken eine Erweiterung der Blutgefäße sowie eine gesteigerte Schweißabsonderung, damit der Körper seine Hitze an die Umgebung abgeben kann
- Antidepressiva verursachen oft sehr starkes Schwitzen
- Appetitzügler können für Hyperhidrose verantwortlich sein
Vorsicht: Setzen Sie die Medikamente, die das vermehrte Schwitzen verursachen, auf keinen Fall auf eigene Faust ab. Sprechen Sie unbedingt vorher mit Ihrem Arzt darüber.
Die Ursachen für Schweißhände sind meistens hyperaktive Schweißdrüsen. Das wiederum ist in der Regel genetisch bedingt. Weitere Ursachen für Schweißhände sind emotional bedingt und hängen oft auch vom Naturell des Einzelnen ab. Ängstliche Menschen und solche, die sich sehr schnell sehr stark aufregen, leiden häufig an Schweißhänden.
Bei einem Großteil aller Hyperhidrose-Fälle kann allerdings keine Ursache gefunden werden. Auslöser sind also weder andere Erkrankungen noch Nebenwirkungen von Medikamenten. Dann spricht man von einer primären Hyperhidrose. Sie beginnt meist schon im Kindes- und Jugendalter und erstreckt sich meistens nur auf bestimmte Körperbereiche (fokale Hyperhidrose). Hervorgerufen wird die primäre Hyperhidrose durch eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems. Der Sympathikus ist aus ungeklärten Gründen überaktiv. Er sorgt für eine übermäßige Stimulation der Schweißdrüsen. Beeinflusst wird die primäre Hyperhidrose auch durch psychische Faktoren wie Angst oder Stress. Feuchte Hände und nasse Achseln verstärken die Unsicherheit, versetzten die Betroffenen in Stress und somit schwitzen sie noch mehr. Um den Schweißausbrüchen zu entgehen, isolieren sich viele Betroffene von ihrer Außenwelt. Nicht selten erkranken sie dann an Depressionen.
Hyperhidrose Symptome

Menschen mit primärer Hyperhidrose schwitzen übermäßig an bestimmten Körperstellen, beispielsweise unter den Achseln, im Gesicht (Stirn, Wangen, Kopfhaut), an den Händen, an den Füßen, seltener auch im Rumpfbereich. Die Schwitzherde an den einzelnen Körperstellen haben einen Durchmesser von 5 cm bis zu zwei Handlängen. Typisch für die primäre Hyperhidrose ist, dass die Schwitzherde immer beide Hände, beide Füße oder beide Achselhöhlen betreffen. Schon bei geringster körperlicher oder psychischer Belastung kann der Schweiß in Strömen fließen. Stressige Situationen stimulieren den entsprechenden Nerv und die Schweißdrüsen sondern mehr Schweiß ab als gewöhnlich. Das wiederum stresst die Betroffenen noch mehr, sie geraten unter Druck und die Schweißdrüsen sondern noch mehr Schweiß ab.
Erstrecken sich die Schweißausbrüche über den ganzen Körper (generalisierte Hyperhidrose) liegt meistens eine sekundäre Hyperhidrose vor. Je nachdem, welche auslösende Grunderkrankung hierfür verantwortlich ist, kann die Schweißbildung unterschiedliche Formen und Ausmaße annehmen. Da die Kleidung bei Menschen mit sekundärer Hyperhidrose ständig durchnässt ist, müssen sich die Betroffenen mehrmals am Tag umziehen. Sie sind besonders anfällig für eine Erkältung.
Hyperhidrose Diagnose

Nach einer ausführlichem Gespräch (Anamnese) und einer eingehenden körperlichen Untersuchung versucht der Arzt, eine körperliche Ursache für die Hyperhidrose ausfindig zu machen, herauszufinden und in welchen Situationen vermehrt geschwitzt wird. Auch seelische Komponenten und das familiäre Umfeld werden dabei berücksichtigt.
Weiterhin bestimmt der Arzt das Ausmaß und den Ort des übermäßigen Schwitzens, um entsprechende Therapiemaßnahmen einleiten zu können.
Mit einem Jod-Stärke-Test (Minor-Test) kann das Areal, das aktiv Schweiß produziert, farblich abgegrenzt werden. Wie viel Schweiß abgesondert wird, kann dieser Test allerdings nicht zeigen. Eingesetzt wird dieser Test vor allem bei Menschen mit vermehrtem Achselschweiß. Dazu wird die schwitzende Hautstelle sorgfältig getrocknet, mit einer speziellen Jod-Kaliumjodid-Lösung eingepinselt und nach dem Trocknen mit Stärkepulver bestäubt. An den Stellen, an denen übermäßig Schweiß abgesondert wird, färbt sich das Ganze blauschwarz. Eine Variante des Tests benutzt ein mit Jodkristallen imprägniertes, stärkehaltiges Papier, das sich auf dem übermäßig schwitzenden Hautareal verfärbt.
Die Schweißmenge pro Zeit kann mit Hilfe der Gravimetrie bestimmt werden. Dabei wird ein spezielles Papier für einen bestimmten Zeitraum auf die Hautstelle aufgelegt, an der übermäßig Schweiß auftritt. Danach wird das Gewicht des Filterpapieres bestimmt. Aus der Differenz ergibt sich die aufgesaugte Schweißmenge in mg pro vorher fest gelegtes Zeitintervall (eine oder fünf Minuten).
Als Richtwert zur Diagnose einer axillären Hyperhidrose gilt eine Achselschweißmenge von mindestens 50 mg pro Minute. Bei einer palmaren Hyperhidrose liegt der Wert für eine übermäßig erhöhte Handschweißmenge bei 30 mg pro Minute. Die plantare Hyperhidrose macht sich durch eine Fußschweißmenge von mindestens 20 mg pro Minute bemerkbar.
Die Evaporimetrie gibt dem Arzt eine Rückmeldung darüber, ob eine Verbesserung des Schwitzproblems eingetreten ist. Bei diesem diagnostischen Verfahren wird der Feuchtigkeitsverlust der Haut gemessen.
Bei der Messung des Hautleitwertes kann der Arzt ebenfalls feststellen, ob die Therapie der Hyperhidrose Erfolg hatte. Schlägt die Behandlung an, nimmt der Hautwiderstand zu, die Hautleitfähigkeit ab. Feuchte Haut leitet Strom besser als trockene. Bei Menschen mit Hyperhidrose hat die Haut also einen höheren Hautleitwert und einen niedrigeren Hautwiderstand.
Hyperhidrose Therapie

Bei der primären Hyperhidrose liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf den Schweißdrüsen betroffenen Körperregionen. Nach erfolgreicher Therapie ist hier allerdings möglich, dass die Schwitzherde sich auf ein anderes Gebiet verlagern (kompensatorisches Schwitzen).
Die Behandlung der sekundären Hyperhidrose richtet sich nach dem Schweregrad und nach der Behandlung der eventuell auslösenden Grunderkrankung. Ist die Grunderkrankung geheilt oder unter Kontrolle, verbessert sich das Schwitzproblem in der Regel automatisch.
Auch die Schweißmenge und der subjektive Leidensdruck der Betroffenen spielt bei der Behandlung der Hyperhidrose eine zentrale Rolle.
Antiperspiranzien
Für die örtliche, äußerliche Behandlung der Hyperhidrose gibt es Präparate mit Ammoniumchlorid, die die Schweißabsonderung hemmen. Aluminiumchlorid und Aluminiumsulfat, aber auch Zink und Magnesium verfügen über adstringierende Eigenschaften. Das heißt sie erschweren den Schweißaustritt. Metall löst eine Eiweißzersetzung in den Zellen der Schweißdrüsen aus, die den Drüsenkanal im oberen Hautbereich teilweise abdichtet. Ein vollkommener Verschluss würde die natürliche Temperaturregelung unseres Körpers unterbinden, wir würden überhitzen.
Nachteil der Antiperspiranzien ist, dass man sie kontinuierlich mehrmals täglich anwenden muss, damit die Wirkung bestehen bleibt. Denn der Teilverschluss der Schweißdrüsenkanäle wird im Rahmen des natürlichen Hauterneuerungsprozesses zunichte gemacht, so dass sich das krankhafte Schwitzen wieder einstellt. Bei regelmäßiger Anwendung sind Antiperspiranzien ein wirksames Mittel bei Hyperhidrose der Achseln, der Hände und der Füße (hier als Puder eingesetzt).
Aluminiumsalze reizen die Haut, sie können nach dem Auftragen brennen und jucken. Manchmal entstehen bei langfristiger Anwendung auch Ekzeme. Nach dem Abrasieren der Achselhaare sollten Sie mindestens drei Tage keine Aluminiumpräparate auftragen, da die Haut unter den Achseln durch die Rasur ohnehin schon extrem gereizt ist.
Achtung: Aluminiumsalze können auch Textilien angreifen. Nach dem Auftragen der Präparate ist daher Vorsicht geboten.
Adstringentien
Adstringentien verengen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen und reduzieren somit die abgegebene Schweißmenge. Verantwortlich dafür sind Eiweiße, die bei Kontakt mit Wirkstoffen wie Alaun, Silbernitrat, Eichenrinde und Tannine (sogenannte Gerbstoffe) ausflocken. Adstringentien sind in Deopräparaten enthalten. Deos allein können das Ausmaß des austretenden Schweißes nicht verhindern. Die Hauptaufgabe eines Deos besteht darin, den unangenehmen Geruch, der bei der bakteriellen Zersetzung einzelner Schweißbestandteile entsteht, zu überdecken. Das passiert durch Parfümstoffe und antibakteriell wirkende Substanzen. Die Mischpräparate aus Deo und Adstringentien und Antiperspiranzien wirken jedoch nicht so effektiv wie pure Antiperspiranzien. Außerdem treten relativ häufig allergische Reaktionen auf.
Anticholinergika
Medikamente mit den Wirkstoffen Bornaprinhydrochlorid und Methantheliniumbromid werden eingesetzt für die innerliche Behandlung der Hyperhidrose. Die Medikamente hemmen die Wirkung von Acetylcholin. Das ist ein Nerven-Botenstoff, die die Schweißdrüsen zur Produktion und Abgabe von Schweiß anregt. Nicht verwenden sollten Sie Anticholinergika bei schweren entzündlichen
Darmerkrankungen,
Herzrhythmusstörungen, Prostatabeschwerden sowie schwerer
Muskelschwäche (Myasthenia gravis).
Ionophorese
Bei der Ionophorese wird das übermäßige Schwitzen mit Gleichstrom behandelt. Hände oder Füße werden dabei in zwei mit Leitungswasser gefüllte Schalen gelegt. Das Wasser muss die Handflächen und die Fußsohlen bedecken. Zwei Elektroden in den Schalen leiten kontinuierlich oder in Pulsen Gleichstrom in das Wasser und dadurch in die von der Hyperhidrose betroffenen Hautstellen. Eine Therapiesitzung dauert mindestens 15 Minuten und ist als Dauertherapie gedacht. Anfangs wird täglich behandelt, später kann die Anzahl der Sitzungen reduziert werden. Nach Absetzen der Ionophorese kommt es allerdings erneut zu Schweißausbrüchen. Außerdem eignet sich die Ionophorese nicht zur Behandlung der generalisierten Hyperhidrose (Schwitzen am ganzen Körper).
Vorsicht: Wenn Sie einen Herzschrittmacher, Metallimplantate bei Knochenbrüchen oder eine Spirale zur Empfängnisverhütung tragen, dürfen Sie die Ionophorese nicht anwenden. Auch in der Schwangerschaft sollten Sie diese Therapie nicht durchführen.
Botox-Injektionen
Das Nervengift Botulinumtoxin (Botox) hemmt die Freisetzung von dem Nervensignal-Botenstoff Acetylcholin und damit die Schweißdrüsen, die auf diesen Botenstoff reagieren. Botox wird in die von übermäßiger Schweißabsonderung betroffenen Hautbereiche injiziert. Die Anzahl der Einstiche und die verabreichte Botox-Menge sind vom Ausmaß des Schweißflusses abhängig und individuell verschieden.
Nach einem halben Jahr lässt die Wirkung von Botox allerdings nach. Eine erneute Behandlung ist möglich. Für die Therapie bei Hyperhidrose kommt Botulinumtoxin A zum Einsatz. Als Nebenwirkungen der Botox-Spritzen sind möglich: Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Mundtrockenheit, Muskelschwäche in der Umgebung der Einstichstelle und Blutergüsse.
Nicht angewendet werden sollte Botox zur Behandlung von Hyperhidrose, wenn Muskelerkrankungen mit Muskelschwäche oder gestörter Signalübertragung von den Nervenzellen zu den Muskeln vorliegt. Außerdem vermieden werden sollte eine Therapie mit Botox bei chronischen Atemwegserkrankungen, Schluckstörungen und Blutgerinnungsstörungen. In Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie die Injektionen von Botox ebenfalls meiden.
Operation
Es gibt verschiedenen Operationen, mit denen die Schweißdrüsen unter den Achseln entfernt werden können. Solche Operationen bei Hyperhidrose werden jedoch nur dann vorgenommen, wenn die Hyperhidrose nur an bestimmten Körperstelen auftritt (fokale Hyperhidrose) und wenn alle anderen Therapiemethoden versagt haben. Bei einer generalisierten, also am ganzen Körper auftretenden Hyperhidrose kann eine
Operation kaum etwas bewirken.
Man unterscheidet folgende OP-Techniken:
Bei der Exzision wird ein Hautbezirk komplett ausgeschnitten. Bei der Kürettage werden die Schweißdrüsen unter der Hautoberfläche ausgeschabt. Werden die Schweißdrüsen ausgeschabt und gleichzeitig abgesaugt spricht man von Saugkürettage.
Die Exzision verursacht durch das Ausschneiden des Hautbereiches, der übermäßig viel Schweiß produziert, große Wundflächen. Beim Verschluss entstehen deutlich sichtbare Narben und der Heilungsprozess dauert relativ lange. Bei der Kürettage werden spezielle Instrumente über kleine Hautschnitte unter die Hautoberfläche geschoben und die Schicht, in der sich die Schweißdrüsen befinden, wird ausgeschabt. Die Saugkürettage saugt die so entfernten Schweißdrüsen gleichzeitig ab. Die dafür erforderlichen Hautschnitte sind sehr klein und hinterlassen kaum sichtbare Narben. Diese Methode wird ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt.
Laserbehandlung
Axilläre Hyperhidrose, also krankhaftes Schwitzen unter den Achseln, kann auch mit einer ambulanten Laserbehandlung eingedämmt werden. Nach einer örtlichen Betäubung wird ein kleiner Schnitt in das betroffene Hautareal unter den Achseln gesetzt. Dann wird ein Gerät eingeführt, dessen Laser aktiviert wird. Es kommt zur Erhitzung des umliegenden Gewebes und Zerstörung der Schweißdrüsen.
Sympathikus Blockade
Diese Operationsmethoden haben das Ziel den Sympathikusnerv, der die Schweißdrüsen zur Sekretion von Schweiß anregt, zu blockieren. Die Methoden eignen sich nur für die primäre fokale Hyperhidrose, also für das übermäßige Schwitzen ohne erkennbare Ursache an bestimmten Bereichen der Haut.
Bei der endoskopisch transthorakalen Sympathektomie wird ein Endoskop in den Brustraum eingeführt. Mit diesem wird ein Grenzstrang des Sympathikus durchtrennt oder mit Titanclips abgeklemmt (Sympathikus-Clipping) oder Teile des Grenzstrangs entfernt. Diese Methoden versprechen vor allem bei Hyperhidrosis palmaris (Handschweiß) und Hyperhidrosis facialis (schwitzen im Gesicht) Abhilfe. Ähnlich kann auch bei der plantaren Hyperhidrose (Fußschweiß) operiert werden. Dann erfolgt der Zugang des Endoskops aber nicht über den Brustraum (thorakal), sondern im Lendenbereich (lumbal).
Die CT-gestützte Sympathikolyse nutzt eine Substanz, die die Reizweiterleitung der sympathischen Nervenfasern unterbindet. Diese wird mit einer langen Nadel in die Nervenknoten des Sympathikus-Grenzstrangs (sie liegen rechts und links neben der Wirbelsäule) injiziert. Währenddessen liegen Sie in einem Computertomographen (CT), so dass der operierende Arzt den Weg der Nadel genau steuern kann.
Naturheilkunde
Salbeipräparate wie Tabletten, Tee und Tropfen können Schweißbildung reduzieren, aber nicht eindämmen. Sie eignen sich daher nur als unterstützende Maßnahme zu den anderen Therapiemöglichkeiten.
Therapie in den Wechseljahren
Schweißausbrüche durch die Achterbahnfahrt der Hormone sind neben Hitzewallungen in den Wechseljahren häufig. Meistens treten diese Beschwerden von einem Moment zum anderen auf. Die unerträgliche Hitze betrifft das Gesicht, den Nacken und die Brust, manchmal auch den ganzen Körper. Die stark erhöhte Hauttemperatur führt dann infolge der natürlichen Temperaturregulation zu Schweißausbrüchen. Neben einer hormonellen Therapie gegen diese und andere Beschwerden empfiehlt es sich, Natur-Textilien anzuziehen, denn diese nehmen Schweiß besser auf.
Hyperhidrose Prognose

Die primäre Hyperhidrose ist aufgrund ihrer unbekannten Ursache ein lebenslanger Prozess. Trotz Therapie ist es nicht ausgeschlossen, dass später immer noch in stressigen Situationen und bei starker emotionaler Belastung der Schweiß ausbricht. Jedoch ist das oft längst nicht so schlimm wie bei einer unbehandelten Hyperhidrose. Da die Therapie der Beschwerden individuell völlig verschieden ist, ist eine allgemeine Prognose schwer möglich.
Bei der sekundären Hyperhidrose ist eine vollständige Heilung gut möglich, da hier die Auslöser bekannt sind und erfolgreich behandelt werden können.
Hyperhidrose Hilfe

Wer durch Schwitzen viel Flüssigkeit verliert muss dafür sorgen, dass der Elektrolyt-Haushalt ausgeglichen wird. Das gilt nicht nur für Menschen mit Hyperhidrose, sondern für jeden von uns. Denn beim Schwitzen verlieren wir hauptsächlich Natrium und Magnesium. Das muss dem Körper wieder zugeführt werden. Am besten eignen sich Mineralwasser oder auch Gemüsebrühen, die den Salzverlust ausgleichen. Vorsicht ist hier allerdings bei Bluthochdruck geboten. Auch Alkohol ist trotz Biergarten-Saison keine Lösung. Denn Alkohol entzieht dem Körper noch zusätzlich Flüssigkeit.
Unangenehmer Fußgeruch entsteht, wenn Bakterien in der feuchtwarmen Umgebung der durchgeschwitzten Socken und Schuhe ein ideales Klima für Wachstum und Vermehrung finden. Menschen mit Hyperhidrosis plantaris, die übermäßig an den Füßen schwitzen, sind daher ein gefundenes Fressen für die Bakterien. Sie bauen Subtanzen aus dem Schweiß ab und produzieren Stoffe, die für den unangenehmen Geruch verantwortlich sind.
Um unangenehmen Geruch in den Schuhen vorzubeugen, muss die Vermehrung der Bakterien verhindert werden:
- Füße schwitzen in Lederschuhen aufgrund des besseren Luftaustausches weniger schnell als in Schuhwerk aus Kunststoff
- Socken sollten aus Baumwolle bestehen, denn die nehmen den Schweiß besser auf als Socken mit hohem Chemiefaseranteil
- Wechseln Sie ihre Schuhe so häufig wie möglich. So können die getragenen Schuhe gut trocknen und bieten den Bakterien kein optimales Klima mehr
- Um den Fußschweiß zu bekämpfen gibt es zahlreiche Lotionen, Deos oder Puder mit Aluminiumchlorid. Schuhdeos mit antibakterieller Wirkung (in Schuhgeschäften erhältlich) neutralisieren Gerüche
- An der frischen Luft ohne direkte Sonneneinstrahlung lüften die Schuhe am besten aus
- Katzenstreu in eine alte Socke gefüllt und diese über Nacht in die Schuhe gelegt, hilft gegen Feuchtigkeit und Geruch
- Ein Päckchen Backpulver in die Schuhe gestreut, über Nacht stehen gelassen und am Morgen ausgeklopft, kann Schuhgeruch ebenfalls verduften lassen
An Schweißgeruch in der Kleidung sind oft die synthetischen Stoffe schuld. Hieraus lässt sich der Geruch oft auch nach mehrmaligem Waschen nicht entfernen. Dagegen hilft ein Essigbad. Legen Sie die Textilien vor dem Waschen in ein Gemisch aus 3 Teilen Wasser und einem Teil Essig für etwa eine Stunde ein. Danach waschen wie auf dem Kleidungsetikett angegeben. Ob Ihre Textilien diese Behandlung ohne Farbverlust überstehen, sollten Sie an einer kleinen, verdeckten Stelle vorher ausprobieren.
Quellen
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2012, De Gruyter
Redaktion/Bieni