Sehnenscheidenentzündung

Sehnen bestehen aus Bindegewebsfasern, die Skelettmuskel und Knochen verbinden. Die Verankerung wird durch sogenannte Sharpey-Fasern gebildet, die von der Knochenhaut (Periost) in die Grundsubstanz der Knochen eintreten. Die Sehnen sind von Sehnenscheiden umgeben. Eine Sehnenscheide ist eine mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Hülle der Sehne. Sie ist an den Stellen ausgebildet, wo Sehnen mit erhöhter Spannung über die Gelenke laufen.

Sehnenentzündung Arten

Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kann das Ergebnis einer Überdehnung oder einer ständigen Wiederholung derselben Bewegung sein. Dadurch können sich beide Schichten der Gleithülle, die manche Sehnen umgeben, entzünden. Häufig betroffene Stellen sind Schulter, Ellenbogen, Handgelenk, Finger, Knie und die Ferse.

Neben Sehnenscheidenentzündungen führen Einengungen der Sehnenscheiden häufig zu einer sehr schmerzhaften Bewegungseinschränkung. Diese Einengung tritt oft im Bereich der Sehnen für Streck- und Abspreizbewegungen des Daumens auf und wird als Tendovaginitis stenosans de Quervain bezeichnet. Typisch für eine Tendovaginitis stenosans de Quervain sind Schmerzen des Daumengelenkes, die bis zum Handgelenk ausstrahlen und beim Halten und Greifen verstärkt werden.

Bei der Tendovaginitis stenosans sind eine oder mehrere Beugesehnen der Fingerbeugemuskeln eingeengt. Die entstehende Sehnenscheidenentzündung bewirkt eine knotige Veränderung oder gelegentlich sogar eine Verdickung der Sehne. Bei Beugung der entsprechenden Fingersehne blockiert nun die Bewegung, da die verdickte Sehne an der Sehnenscheide hängen bleibt. Wenn der Kraftaufwand zum Fingerbeugen steigt, rutscht irgendwann die Sehne plötzlich durch die Sehnenscheide, was zu einer sehr ruckartigen Fingerbeugung führt. Man spricht von einem schnellenden Finger oder einem Schnappfinger.

Risse der Sehnen (Sehnenrupturen) entstehen entweder als Folge von Unfällen oder von Verschleißerscheinungen. Sie können zu einer vollständigen Aufhebung der Beweglichkeit des betroffenen Bereichs führen. In diesem Fall muss die Funktion durch eine Operation wieder hergestellt werden.

Durch einseitige und/oder zu starke Belastung der Sehne sowie durch Fehlbelastungen kommt es zu Schwellungen des umgebenden Gewebes. Das wiederum führt dazu, dass Sehne und Sehnenscheide aneinander reiben. Geschieht das über einen längeren Zeitraum entstehen kleinere Verletzungen und Sehnenscheidenentzündungen.

Gründe für die Überlastung können sein:

• monotone Bewegungsabläufe wie zum Beispiel bei Computertätigkeiten. Der sogenannte „Mausarm“ entsteht. Auch Musiker und Handwerker, die täglich viele Stunden die gleichen Handbewegungen durchführen, leiden häufig an einer Sehnenscheidenentzündung
• ein ungeeigneter Arbeitsplatz mit falsch eingestelltem Tisch, Stuhl, Tastatur, Maus
• Fehlhaltungen bei starken Belastungen wie beispielsweise Klettern, Klavier spielen. Besonders unsere Sehnen am Fuß sind extremen Belastungen ausgesetzt und können dadurch leicht Schaden nehmen. Exzessiv betriebene Sportarten wie Laufen, Tennis, Golfen, Klettern oder Tanzen können daher Sehnenscheidenentzündungen zur Folge haben
• Arbeiten, die der Körper nicht gewohnt ist: Renovierungsarbeiten am/im Haus, Umzug, Gartenarbeit mit Geräten
• seltene Auslöser der Sehnenscheidenentzündung sind bakterielle Infektionen oder rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis
• wenn die entzündete, geschwollene Sehnenscheide den Kanal, durch den die Beugesehnen der Finger verlaufen, verdickt, entsteht ein Schnappfinger. Hier staucht sich die Beugesehne dann vor der Verengung und wird dicker. Wird der Finger nun gestreckt, kann die eingeklemmte Sehne den Kanal nur mit einem schmerzhaften Ruck passieren

Eine Sehnenscheidenentzündung macht sich bemerkbar durch:

• Schwellung
• Verdickung, sichtbar an einer kleinen Beule unter der Haut. Diese entsteht dadurch, dass sich die Sehnenfasern vor der Verengung stauen und falten
• Steifigkeit
• stechende oder ziehende Schmerzen in Ruhe und bei Bewegung
• Druckschmerzen entlang der Sehne
• Rötung und Erwärmung der Haut an der betroffenen Stelle
• Fühlbares Knirschen in der Sehne. Das liegt an einer Ausscheidung von Fibrin im Rahmen des Entzündungsprozesses
• Knötchen und Verhärtungen bei chronischer Sehnenscheidenentzündung

Meistens reicht das typische Krankheitsbild schon aus, um die Diagnose Sehnenscheidenentzündung zu stellen. Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese), bei dem sich der Arzt nach Ihrer beruflichen Tätigkeit, ausgeübten Sportart und der Art und Dauer der Beschwerden erkundigt, wird er die schmerzende Stelle abtasten und einige Bewegungstests durchführen.

In unklaren Fällen kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden. Dazu liegen Sie 10 bis 30 Minuten in einer Röhre und ein Magnet kreist um Sie herum. Die lauten Klopfgeräusche des Gerätes können Sie abmildern, in dem Sie sich Ohrenstöpsel geben lassen. Ein Computer wandelt die erhaltenen Signale in zwei- oder dreidimensionale Bilder um. Die Bilder zeigen Ihren Körper scheibchenweise oder in 3-D. Das MRT zeigt dem Arzt, wie es in Ihren Gelenken und im Gewebe aussieht.

Bei einer Blutuntersuchung kann das Labor anhand eines großen Blutbildes Entzündungsparameter bestimmen. Eine erhöhte Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), eine beschleunigte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BKS) sowie eine Erhöhung des sogenannten C-Reaktiven Proteins (CRP) deuten auf eine Entzündung hin.

Die Therapie der Sehnenscheidenentzündung erfolgt durch Ruhigstellung mit einem Schienenverband. Stabilisierende Bandagen oder Stützverbände helfen den betroffenen Bereich ruhig zu halten. Zudem sollten Sie die Tätigkeit, welche die Sehnenscheidenentzündung hervorgerufen hat, für längere Zeit vermeiden.

Kühlende Umschläge oder Kühlkompressen helfen kurzfristig bei Schwellungen und sind wohltuend bei Schmerzen.

Abschwellende und entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen können gegen akute Schmerzen helfen.

Ist die Sehnenscheidenentzündung sehr stark ausgeprägt, kann der Arzt ein Kortisonpräparat direkt in das betroffene Gewebe spritzen. Kortison stoppt den entzündlichen Prozess. Auch ein Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel) kann ins Gewebe gespritzt werden und eine sehr schnelle und wirkungsvolle Schmerzunterbrechung veranlassen.

Ist eine bakterielle Infektion für die Sehnenscheidenentzündung verantwortlich, werden Antibiotika verabreicht. Die Therapie einer Sehnenscheidenentzündung im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung zielt vor allem auf die Behandlung der jeweiligen Rheumaerkrankung ab.

In sehr schweren Fällen ist eine operative Spaltung der Sehnenscheide notwendig, um die Sehne zu entlasten.

Sie können selbst eine Menge dafür tun, einer Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen. Dazu müssen Sie nicht auf die Tätigkeit verzichten, die die Sehnenscheidenentzündung ausgelöst haben. Sie sollten vielmehr darauf achten, beim Arbeiten, Sport und in der Freizeit, die richtige Haltung einzunehmen und immer wieder Pausen einzulegen.

Um Ihre Finger und das Handgelenk bei der Arbeit am PC zu schonen, sollten Sie die Handballen vor der Tastatur aufstützen. Spezielle Polster vor der Tastatur haben den gleichen Effekt und werden oft als sehr angenehm empfunden.

Die Tastatur sollte möglichst flach sein, damit Sie die Handgelenke nicht so stark anwinkeln müssen. Eine ergonomisch geformte Maus mit der Möglichkeit, sie mit verschiedenen Gewichten zu bestücken, erleichtert die Arbeit. Die Arbeit an einem Notebook beansprucht Hände und auch Augen besonders stark. Machen Sie daher regelmäßig Pausen.

Achten Sie beim Sport auf die richtige Körperhaltung, übertreiben Sie die Anstrengung nicht. Bewegen Sie sich regelmäßig und wärmen Sie sich vorher auf. Bandagen geben Handgelenk und Fuß kurzfristig Halt.

Eine akute Sehnenscheidenentzündung dauert in der Regel nur wenige Tage. Wichtig für den Heilungserfolg bei einer akuten Sehnenscheidenentzündung ist es, die belastende Tätigkeit möglichst zu vermeiden.

Wenn die Sehnenscheidenentzündung allerdings nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie chronisch werden. Dann heilt die Sehnenscheidenentzündung meistens erst nach Wochen bis Monaten aus.

Redaktion/Bieni