Was ist Hepatitis C
Es gibt verschiedene Arten der Hepatitis. Je nachdem, welche Virus-Art die Leberentzündung auslöst, spricht man von Hepatitis A, B, C, D oder E (kommt fast nur in Südostasien, Indien, Afrika und Mittelamerika vor). Hepatitis A ist die häufigste und harmloseste Variante. Sie wird oft auf Reisen durch Speichelkontakt, infiziertes Wasser und Essen (z.B. roh verzehrte Muscheln) sowie unsauberes Geschirr übertragen. Hepatitis A dauert im Durchschnitt zwei bis acht Wochen und heilt in der Regel folgenlos aus.
Hepatitis B und Hepatitis C werden häufig chronisch und können die Leber unter Umständen völlig zerstören. Mit dem Hepatitis B-Virus können Sie sich über Blut infizieren. Beispielsweise durch Stichverletzungen, Blutkonserven oder mehrfach benutzte Spritzen bei Drogenabhängigen. Eine Ansteckung ist auch durch Körpersekrete beim Geschlechtsverkehr möglich. Hepatitis D ähnelt Hepatitis B.
Hepatitis C wird fast ausschließlich über Blut übertragen oder über gemeinsam benutzte Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen. Eine Ansteckung ist auch während der Geburt oder durch Geschlechtsverkehr möglich, aber selten.
In Deutschland existiert eine Meldepflicht für alle diagnostizierten Hepatitis C-Infektionen. Neben dauerhaften Alkoholmissbrauch ist Hepatitis C die zweithäufigste Ursache von Leberzirrhose und Leberkrebs. Dauert die Erkrankung länger als sechs Monate an, spricht man von einer chronischen Hepatitis C. Es gibt mehrere Unterarten (Genotypen) vom Hepatitis C-Virus, deren genaue Bestimmung für die Therapie wichtig ist.
Unsere Leber
Unsere Leber ist die Müllabfuhr und der Recyclinghof des Körpers. Das etwa 1,5 Kilogramm schwere Organ auf der rechten Seite unseres Oberbauchs besteht aus zwei großen Leberlappen. Diese sind von etlichen Blutgefäßen durchzogen, die für die zahlreichen Stoffwechselvorgänge notwendig sind. Unsere Leber baut verbrauchte rote Blutkörperchen ab, entgiftet unser Blut von Alkohol, Nikotin und anderen Schadstoffen. In unserer Leber werden auch die meisten Medikamente abgebaut. Belastet der Abbau der Wirkstoffe die Leber zu stark, kann eine Leberentzündung entstehen. Auch übermäßiger Alkoholkonsum über einen langen Zeitraum kann eine Hepatitis auslösen. Man spricht dann von Alkoholhepatitis.
Die Leber verarbeitet außerdem die über die Nahrung aufgenommenen Eiweißstoffe und filtert Cholesterin aus dem Blut heraus. Das benötigt die Leber zur Herstellung von Gallensäuren, die über den Gallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Das ist nötig, um Fette aus der Nahrung zu zerlegen, damit sie ins Blut aufgenommen werden können. Eine Ausstülpung des Gallengangs ist die Gallenblase. Sie liegt an der Unterseite der Leber. In der Galle wird die von der Leber abgegebene Gallensäure gespeichert und eingedickt. Unsere Leber sondert täglich bis zu einem Liter Galle ab, die dann in der Gallenblase auf 50-70 Milliliter konzentriert wird. Kommt die Darmwand mit Fett in Berührung, zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt das Konzentrat in den Dünndarm ab.
Hepatitis C Ursachen
Hepatitis C wird durch Hepatitis C-Viren (HCV) ausgelöst. Sie unterteilen sich in 6 unterschiedliche Variationen, die als Genotypen bezeichnet werden. In Deutschland treten die Genotypen 1 und 3 am häufigsten auf. Der Genotyp 1 löst besonders oft eine chronische Hepatitis C aus. Für die Therapieart und die Therapiedauer ist es daher enorm wichtig zu wissen, mit welchem Genotyp man es zu tun hat.
Die Ansteckung erfolgt durch Kontakt mit infiziertem Blut. Risikogruppen sind: Drogenabhängige, denn sie verwenden häufig die gleichen Nadeln. Ärzte und Klinikpersonal, die mit infektiösem Blut und Blutprodukten in Berührung kommen. Seltene Infektionsquellen sind: Bluttransfusionen, denn sie werden gründlich untersucht. Die Ansteckung mit Hepatitis C bei der Dialyse oder Blutspende ist dank sorgfältiger Kontrollen ebenfalls gering. Gering ist auch das Risiko einer Übertragung des Hepatitis C-Virus beim Geschlechtsverkehr oder bei der Geburt von der Mutter aufs Kind. Möglich hingegen ist die Übertragung von Hepatitis C bei Tätowierungen und Piercing mit verunreinigten Instrumenten.
Ist das Hepatitis C-Virus in den menschlichen Körper eingedrungen, gelangt es über den Blutkreislauf in die Leber. Das Immunsystem mancher Menschen kann den Erreger vertreiben und die akute Hepatitis C heilt ohne Folgen aus. Bei anderen funktioniert das nicht, die Hepatitis wird chronisch. Doch erst Jahre später zeigen sich bei chronisch Infizierten die Folgeschäden.
Auch als Speicherorgan fungiert unsere Leber. Sie lagert Zucker in Form von Stärke als Energiereserve ein und gibt ihn bei Bedarf wieder ins Blut ab. Sie speichert außerdem einige Vitamine und produziert die Ausgangstoffe für viele Hormone.
Hepatitis C Symptome
Tückisch an einer Hepatitis C ist, dass Sie anfangs von der Leberentzündung nichts spüren. Oft zeigen sich erst fünf bis zwölf Monate nach der Ansteckung erste Symptome, die häufig ignoriert oder anderen Krankheiten zugeschrieben werden.
In der ersten Phase der akuten Erkrankung fühlt man sich vielleicht leicht unwohl, aber bringt die folgenden, vorwiegend grippeähnlichen Symptome nur schwer mit Hepatitis C in Verbindung:
- Abgeschlagenheit
- schnelle Ermüdung im Alltag
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- leichtes Fieber
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen
- Übelkeit beim Anblick und Geruch von fettem Essen, Fleisch, Alkohol und Zigarettenrauch
Bei einigen, aber nicht bei allen Hepatitis C-Patienten stellen sich nach einiger Zeit Symptome der erkrankten Leber ein:
- Gelbsucht: Die Haut und das Weiße der Augen färben sich gelb
- Der Stuhl entfärbt sich
- Dunkler, oft tiefbrauner Urin: Das kommt daher, dass der Gallenfarbstoff nicht mehr über die Leber abgebaut wird und über die Nieren ausgeschieden wird
Eine chronische Hepatitis C, die sich über Jahre hinweg meist schleichend entwickelt, zeigt sich an:
- Müdigkeit
- verminderter Leistungsfähigkeit
- Juckreiz der Haut
- unspezifischen Schmerzen im Oberbauch
Etwa 20 Jahre nach der Ansteckung kann sich bei einer chronischen und unbehandelten Hepatitis C eine Leberzirrhose ausbilden, die zu Leberkrebs führen kann.
Hepatitis C Diagnose
Wenn keine Risikogruppe vorliegt (Drogenabhängigkeit), wird Hepatitis C oftmals eher zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung entdeckt. Aber auch bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) kann eine Blutprobe die ersten Hinweise geben.
Erhöhte Leberwerte
Erhöhte Leberwerte im Blut deuten auf eine beginnende Leberentzündung oder auf eine nachlassende Leberfunktion hin. Daher wird der Arzt zunächst eine Blutuntersuchung vornehmen. Die Leberwerte geben die Konzentration bestimmter Enzyme oder Eiweißstoffe im Blut an.
Jede Art von Gewebe bzw. jedes Organ ist mit charakteristischen Enzymen ausgestattet. Wenn ein Organ geschädigt ist, werden aus den Zellen Enzyme freigesetzt und gelangen ins Blut. Je stärker die Schädigung ist, desto höher ist der Enzymspiegel im Blut-Serum. Auch Leberentzündungen, Leberzellschäden oder Abfluss-Störungen der Gallenflüssigkeit machen sich durch einen veränderten Enzymspiegel bemerkbar. Die Mengenangabe für Enzyme im Blut-Serum wird als U/L angegeben. U bedeutet Unit. Das ist die internationale Einheit für Enzymwerte und entspricht einer Enzymmenge, die eine bestimmte Menge Stoff in einer Minute umsetzen kann. Im Rahmen der Leberwerte werden folgende Enzyme gemessen:
Glutamat-Oxalazetat-Transaminase GOT (ASAT):
An diesem Enzym kann man eine Leberschädigung erkennen. Ursache kann eine Leberentzündung (Hepatitis) oder eine Leberzirrhose sein. Dieses Enzym und das GPT werden als Transaminasen bezeichnet, da sie bei der Umsetzung von Aminosäuren beteiligt sind. GOT gibt es nicht nur in der Leber, sondern auch im Herzmuskel in größeren Mengen. Deshalb kann eine GOT-Erhöhung auch auf einen Herzinfarkt hinweisen. Normbereich: bis 18 U/L
Glutamat-Pyruvat-Transaminase GPT (ALAT):
GPT kommt fast nur in der Leber vor, Erhöhte Werte deuten auf eine Leberschädigung hin. Normbereich: bis 20 U/L
Gamma-Glutamyl-Transpeptidase (Gamma-GT oder GGT):
Auch dieses Leberenzym ist bei vielen Lebererkrankungen erhöht, bei denen gleichzeitig eine Stauung der Gallenflüssigkeit vorliegt.
Normbereich: bis 28 U/L (Männer), bis 18 U/L (Frauen)
Alkalische Phosphatase (AP):
Das Enzym wird in der Leber produziert und zur Unterstützung der Verdauungsarbeit in den Darm abgegeben. Deshalb ist die AP erhöht, wenn eine Lebererkrankung mit gleichzeitiger Stauung der Gallenflüssigkeit vorliegt. AP kommt auch im Knochen vor und kann auf Knochenerkrankungen hinweisen. Normbereich: bis 170 U/L
Laktatdehydrogenase (LDH):
Dieses Enzym kommt in größeren Mengen sowohl in der Leber als auch im Herz- und Skelettmuskel sowie in roten Blutkörperchen vor. Eine Erhöhung kann sowohl auf Lebererkrankungen als auch auf einen Herzinfarkt oder vermehrten Abbau roter Blutkörperchen hinweisen.
Normbereich: bis 80-240 U/L
Bilirubin (Bili):
Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs Hämoglobin. Zunächst entsteht eine wasserunlösliche Form (indirektes Bilirubin), die in der Leber in eine wasserlösliche Form (direktes Bilirubin) umgewandelt und anschließend über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. Im Blut-Serum werden sowohl das direkte als auch das Gesamtbilirubin gemessen. Bei Überschuss des Bilirubins kommt es zur Gelbsucht (Ikterus). Der Farbstoff bewirkt dann eine Gelbfärbung der Haut und auch das Weiße im Auge wird gelb.
Normbereich:
Gesamtbilirubin: bis 1,2 mg/dl
Direktes Bilirubin: bis 0,25 mg/dl
Zu einer Erhöhung der Bilirubin-Werte kommt es bei Blutarmut durch vermehrten Zerfall der Blutkörperchen (Hämolyse), bei Schädigung der Leberzellen (Hepatitis, Leberzirrhose oder Tumorerkrankungen) oder Abfluss-Stauungen (Stauungsikterus) in den Gallenwegen, zum Beispiel durch Gallensteine oder Tumor.
Antikörper Nachweis
Um den Verdacht auf Hepatitis C zu erhärten, versucht das Labor in einer Blutprobe Antikörper gegen das Virus nachzuweisen (Anti-HCV).
Dazu bedient man sich des ELISA-Tests: ELISA steht für enzyme-linked immunosorbent assay. Das ist ein labordiagnostisches Verfahren, bei dem man die Mechanismen unseres Immunsystems nutzt: Wird eine Substanz vom Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper, die an das fremde Molekül andocken und es so markieren.
Diese so genannte Antikörper-Antigen-Reaktion wird für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Protein nachgewiesen werden, müssen die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Ist dann in einer Probe das gesuchte Protein vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.
Die Antikörper gegen das Hepatitis C-Virus (HCV-AK) können erst etwa 3 Monate nach der Infektion nachgewiesen werden. Die Antikörper verbleiben dann allerdings jahrzehntelang im Körper, selbst, wenn die Hepatitis C-Erkrankung schon überwunden wurde. Der Nachweis erlaubt daher keine Rückschlüsse auf die Aktivität und den Schweregrad der Hepatitis C-Erkrankung.
Liegt ein positiver Test vor, wird die Erbsubstanz (RNA) der Hepatitis C-Viren bestimmt, um einen eindeutigen Nachweis zu erhalten.
Erreger Nachweis
Mittels
PCR-Test (Polymerase Chain Reaction) kann das Erbgut der Hepatitis C-Viren sichtbar gemacht werden. Das ist in diesem Fall die RNS (Ribonukleinsäure). Sie gehört mit der DNS (Desoxyribunukleinsäure) zu den Trägern der Erbsubstanz. Jeder Organismus besitzt eine charakteristische Struktur der RNS, die man sich im PCR-Testverfahren zu Nutze macht. Dieser qualitative Test sagt aber nicht aus, in welchen Mengen das Hepatitis C-Virus im Körper vorkommt und auch nicht, um welche Virus-Untergruppe es sich handelt. Der qualitative PCR-Test sagt lediglich aus, ob eine Infektion mit Hepatitis C vorliegt oder nicht.
Um die Viruslast im Körper zu bestimmen, bedient man sich des quantitativen PCR-Tests. Dabei wird die Anzahl der Hepatitis C-Viren in einem Milliliter Blut nachgewiesen. Dieser Nachweis ist wichtig, um feststellen zu können, wie gut ein Patient auf eine Behandlung anspricht. Von einer niedrigen Viruslast spricht man, wenn die HCV-RNA-Menge kleiner als 600.000 U/ml ist.
Die Viruslast gibt aber keinerlei Anhaltspunkt über das Fortschreiten der Leberschädigung, sondern sagt lediglich, ob das Therapiekonzept gegen die Hepatitis C-Viren erfolgreich ist oder nicht. Faustregel: Je niedriger die Viruslast, desto besser hat die Therapie angeschlagen.
Um die Unterart des Hepatitis C verursachenden Virus zu bestimmen, wird eine Genotypisierung vorgenommen. Derzeit werden 6 HCV-Genotypen und davon wiederum etwa 100 Untergruppen unterschieden. Je nach Genotyp und Viruslast wird die Therapieart und Therapiedauer individuell angepasst.
Sonografie
Mit einer
Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) kann der Arzt die Größe, Form und die Beschaffenheit der Leber abbilden. Mit der Sonografie können Fehlfunktionen der Leber allerdings nicht aufgedeckt werden. Bei einer Ultraschalluntersuchung werden Ultraschallwellen aus einem Schallkopf durch das Lebergewebe gesendet. Dazu setzt der Arzt den mit einem speziellen Gel präparierten Schallkopf auf den rechten Oberbauch auf und fährt das zu untersuchende Gebiet mit leichtem Druck fächerförmig in verschiedene Richtungen ab. Die Ultraschallwellen werden an den Grenzen zwischen Organen und Geweben in unterschiedlichem Maße zurückgeworfen. Der Schallkopf nimmt die reflektierten Schallwellen wieder auf und errechnet daraus ein Bild, was sich der Arzt auf einem Bildschirm anschaut.
Biopsie
Mit Hilfe einer
Gewebeprobe (Biopsie) aus der Leber zeigt sich, wie schwer die Erkrankung ist und ob eine Zirrhose oder ein Karzinom vorliegen. Auch unklaren Leberwerterhöhungen lassen sich durch eine Gewebeuntersuchung des bei der Biopsie gewonnenen Materials Ursachen zuordnen.
Bei der perkutanen Leberbiopsie wird der rechte Leberlappen punktiert. Haut, Bauchfell und Leberkapsel werden lokal betäubt. Während der Biopsie liegen Sie auf dem Rücken. Die geeignete Stelle für die Punktion wird vor dem Eingriff mit Ultraschall festgelegt. Anschließend werden Sie über mindestens sechs Stunden überwacht, um Herzfrequenz und Blutdruck zu kontrollieren sowie Nachblutungen auszuschalten.
Bei der Mini-Laparoskopie (Bauchspiegelung) kann der Arzt Veränderungen an der Leberoberfläche erkennen. Die Untersuchung erfolgt in Narkose. Die Bauchdecke wird durch Einleiten von Lachgas angehoben und eine Nadel mit Minioptik eingebracht, mit der die Leber und die Bauchdecke beurteilt werden. Auch kann eine Gewebeprobe entnommen werden, wofür jedoch ein zweiter kleiner Einstich notwendig ist. Danach wird das Lachgas wieder aus dem Bauchraum entfernt, die Einstichstellen versorgt und der Patient bleibt zur Überwachung einen Tag in der Klinik.
Hepatitis C Therapie
Wenn Blut-Untersuchungen und Gewebeproben auf eine Hepatitis C hindeuten, ist schnelles Handeln für den Therapie-Erfolg ausschlaggebend. Eine akute Hepatitis C kann gut mit einer mehrmonatigen Kombinationstherapie aus dem Anti-Viren-Mittel Ribavirin, das die Vermehrung der Hepatitis-C-Viren blockiert, und PEG-IFN (pegyliertem Interferon alpha) behandelt werden.
Interferon alpha ist ein eine Eiweiß-Zucker-Verbindung, die vom menschlichen Körper zur Abwehr von Fremdstoffen gebildet wird. Bei Menschen mit chronischer Hepatitis C ist sehr wahrscheinlich die körpereigene Interferon-Produktion nicht ausreichend, um das Virus erfolgreich abzuwehren.
Um die Wirksamkeit des Interferons im menschlichen Körper zu steigern, wird heute Interferon alpha in pegylierter Form eingesetzt. Unter Pegylierung versteht man das Ankoppeln so genannter PEG-Ketten (Poly-Ethylen-Glykol-Kette) an das Interferon alpha-Molekül. Das früher verfügbare Standard-Interferon musste 3 Mal pro Woche unter die Haut gespritzt werden, da der Körper es sehr schnell wieder abbaut. Die heute gebräuchlichen pegylierten Interferone haben die PEG-Ketten als eine Art Schutzmantel, der sie vor allzu schnellem Abbau bewahrt und für gleichmäßige, hohe Wirkspiegel im Blut sorgt.
Pegyliertes Interferon alpha muss deshalb nur noch einmal pro Woche unter die Haut gespritzt werden.
Ribavirin unterstützt die Therapie mit pegyliertem Interferon alpha. Ribavirin ist ein so genanntes Nukleosidanalogon, also eine Substanz, die den Nukleosid-Bausteinen, aus denen die Erbsubstanz eines Virus aufgebaut ist, sehr ähnlich ist. Auf Grund dieser Ähnlichkeit kann Ribavirin in die Erbsubstanz eines Virus eingebaut werden und so dessen Vermehrung beeinflussen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass das Ribavirin das Immunsystem bei der Eliminierung infizierter Zellen unterstützt. Die Ribavirin-Tabletten werden täglich geschluckt. Vorsicht: Ribavirin kann ein ungeborenes Kind schwer schädigen! Deshalb ist eine strikte Empfängnisverhütung während der Therapie und bis 7 Monate nach Ende der Therapie absolut notwendig. Eine Schwangerschaft muss vor Beginn einer Therapie ausgeschlossen werden.
Je nach Schwere der Erkrankung und Unterart des Hepatitis-C-Virus ist diese Kombinationstherapie in vielen Fällen erfolgreich. Bei konsequenter Therapiedurchführung liegen die Heilungschancen je nach Virus-Genotyp zwischen 50% und 90 %. Dabei gilt: Je früher mit der Therapie begonnen wird, je jünger der Patient ist und je besser sein Allgemeinzustand, desto besser. Es treten oft jedoch unangenehme Nebenwirkungen wie Fieber und Schüttelfrost auf. Geht die Hepatitis C mit Leberzirrhose einher, kann eine Lebertransplantation nötig werden.
Ganz wichtig bei der Therapie einer Hepatitis C ist der konsequente Verzicht auf Alkohol. Ebenso meiden sollten Sie Medikamente, die die Leber belasten. Dazu gehören Östrogen-Präparate und bestimmte Schmerzmittel. Körperliche Schonung unterstützt die Therapie.
Das höchste Ziel der Hepatitis-C-Therapie ist das Erreichen der Virusfreiheit, die sogenannte SVR (SVR = sustained virological response, also dauerhaftes virologisches Ansprechen). Wenn das Hepatitis C-Virus aus dem Körper entfernt werden kann, gewinnt der geheilte Patient sowohl Lebensqualität als auch Lebensjahre. Denn das Risiko, an Lebererkrankungen wie Zirrhose oder Leberkrebs zu erkranken oder zu sterben, sinkt. War die Leber vor der Therapie bereits geschädigt, erholt sie sich häufig wieder.
Hepatitis C vorbeugen
Fast eine Million Menschen sind schätzungsweise in Deutschland mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Die Dunkelziffer liegt bei weitem höher. Denn viele Menschen wissen nichts von ihrer Infektion, da es keine spezifischen Symptome für die Krankheit gibt.
Im Gegensatz zu Hepatitis A und Hepatitis B gibt es gegen Hepatitis C keine Schutzimpfung. Sie können sich schützen, wenn Sie es vermeiden, Zahnbürsten, Nagelschere, Nagelfeile, Rasierutensilien und Spritzen mit infizierten Personen zu teilen. Benutzen Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome.
Die Gefahr, sich durch Blutproben oder Organtransplantate zu infizieren ist aufgrund der strikten Kontrollen sehr gering. Auch bei der Blutwäsche ist das Ansteckungsrisiko minimal.
Hepatitis C Prognose
Hepatitis C ist heilbar. Wie schnell das geht, hängt nicht nur vom Virustyp ab, sondern auch davon, wie früh die Therapie begonnen hat und wie gut der Betroffene auf die Therapie anspricht. Etwa jeder Dritte kann geheilt werden. Bei über 50 Prozent der Hepatitis C-Erkrankten entwickelt sich aus der akuten Hepatitis C eine chronische Hepatitis C, die aber mit der richtigen Therapie gute Heilungschancen hat. Bei etwa 35 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine Leberzirrhose. Auch Leberkrebs kann entstehen. Weitere Folgen einer chronischen Hepatitis C können Entzündungen sein, oft der Schilddrüse, des Nierengewebes sowie der Speichel- und Tränendrüsen.
Auch die Variante des Hepatitis C-Virus hat Einfluss auf die Heilungschancen. Durchschnittlich 50 % der Patienten mit Genotyp 1, 90% der mit Genotyp 2 Infizierten und 80% der Erkrankten mit Genotyp 3 können erfolgreich therapiert werden.
Quellen
Medizinische Virologie, Hand W. Doerr, Thieme
Redaktion/Bieni