Was ist eine Hashimoto Thyreoiditis
Die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis trifft Frauen dreimal so häufig wie Männer. Häufig sind Frauen mittleren Alters betroffen. Benannt wurde diese chronisch entzündliche Form der Schilddrüsenerkrankungen nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto (1881-1934).
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis sieht das Immunsystem die Schilddrüse als Fremdkörper an und es bilden sich zur Verteidigung Antikörper gegen das körpereigene Gewebe der Schilddrüse. Am Anfang der Erkrankung kommt es durch die massive Zerstörung des Schilddrüsengewebes und der Freisetzung von Schilddrüsenhormonen zu einer kurzzeitigen Schilddrüsenüberfunktion. Im weiteren Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis wird das funktionstüchtige Schilddrüsengewebe weiter zerstört, die Hormonproduktion nimmt schleichend ab und kommt schließlich ganz zum Erliegen. Eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht.
Es gibt zwei Formen der Hashimoto-Thyreoiditis. Die atrophe Form macht sich dadurch bemerkbar, dass die Zellen der Schilddrüse schwinden und das Organ selbst dadurch immer kleiner wird. Die hypertrophe Form zeigt sich dadurch, dass die Schilddrüse immer größer wird. Durch das Gewebewachstum entsteht ein Kropf (Struma).
Die Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich oft im Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankungen. Die häufigsten sind die Hautkrankheit Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) und der Diabetes Typ I. Wenn die Hashimoto-Thyreoiditis zusammen mit Morbus Addison (Unterfunktion der Nebennierenrinde) vorkommt, entsteht die Grundlage zum sogenannten Schmidt Syndrom (polyglanduläres Autoimmunsyndrom Typ II). Hierbei treten mehrere Autoimmunerkrankungen zusammen auf.
Unsere Schilddrüse
Klein, aber oho. Bei einem gesunden Menschen wiegt die Schilddrüse (liegt unterhalb des Kehlkopfes) nur etwa 20-60 Gramm und hat einen Durchmesser von rund fünf Zentimetern. Dennoch könnte unser Körper ohne die Schilddrüse nicht überleben, denn ihre Hormone steuern Stoffwechsel, Temperaturempfinden, Leistungsfähigkeit und beeinflussen auch die Fruchtbarkeit.
Die Hauptaufgabe unserer Schilddrüse besteht darin, Jod aus der Nahrung herauszufiltern und für den Aufbau ihrer Hormone T4 und T3 zu speichern. Die von unserer Schilddrüse produzierten Hormone kontrollieren den Energiehaushalt im Körper. Der Schilddrüsen-Hormonspiegel im Blut wird von Rezeptorzellen ermittelt und an eine Kontrolleinheit weitergeleitet. Diese Kontrolleinheit ist der Hypothalamus-Hypophysen-Komplex im Gehirn. Sinkt der Schilddrüsen-Hormonspiegel unter das normale Niveau, setzt der Hypothalamus (das ist ein Teil des Gehirns) das Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) frei. TRH stimuliert die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) ins Blut abzugeben. TSH wiederum kurbelt die Hormonproduktion in der Schilddrüse an. Wenn Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse normal funktionieren, kann die Hormonproduktion der Schilddrüse also je nach Bedarf an- und abgeschaltet werden. Das garantiert einen konstanten Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Blut.
Schilddrüsenhormone
Die Schilddrüse produziert unter anderem die Hormone
Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie haben Einfluss auf Körperwachstum und Körpergewicht, auf Haut und Haare, auf die Muskulatur, das Nervensystem und sogar die Psyche. T3 und T4 spielen eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und sind außerdem von großer Bedeutung für eine normale Entwicklung des Embryos. Nach der Geburt regeln diese Schilddrüsenhormone unser Leben, indem sie unsere Herztätigkeit und den Kreislauf beeinflussen. Sie können eine Erhöhung der Herzschlagfrequenz und des Blutdrucks erzeugen sowie zu einer Erweiterung der Blutgefäße führen. Weiterhin steigern die Schilddrüsenhormone T4 und T3 die Aktivität von Schweiß- und Talgdrüsen sowie die Darmbewegung. Ebenso wird der Zucker- und Fettstoffwechsel durch diese Schilddrüsenhormone angekurbelt. Für den Aufbau von T4 und T3 benötigt unsere Schilddrüse Jod.
Hashimoto Thyreoiditis Antikörper
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis richten sich die körpereigenen Abwehrkräfte gegen die Schilddrüsenzellen. Das heißt, unser Immunsystem erkennt die eigenen Zellen als Fremdkörper und bildet Antikörper gegen sie. Man unterscheidet zwischen TPO-Antikörpern und Tg-Antikörpern. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis können beide Antikörpersorten vorhanden sein oder nur eine. Auch kann der Antikörper-Spiegel im Blut stark schwanken. Gemessen werden die Antikörper in den Maßeinheiten U/l (Units pro Liter) oder U/ml (Units pro Milliliter). Die genormte Maßeinheit ist IU/l (International Units pro Liter).
TPO-Antikörper (Thyreoperoxidase-Antikörper): Sie sind nicht bei allen Menschen mit dem Hashimoto-Syndrom vorhanden, leicht erhöhte TPO-Werte reichen daher zur Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis allein nicht aus. TPO-Antikörper richten sich gegen die Schilddrüsenperoxidase. Dieses Enzym hilft bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen. Der Wert für die TPO-Antikörper liegt bei gesunden Menschen deutlich unter 100 U/ml. Liegen die Werte höher als 200 U/ml kann das ein Hinweis auf die Hashimoto-Thyreoiditis sein. Eine Aussage über den Schweregrad des Hashimoto-Syndroms lässt sich allerdings aus der Höhe der gemessenen TPO-Antikörper nicht machen. Wenn sich bei Neugeborenen erhöhte TPO-Werte zeigen, dann liegt das daran, dass mütterliche TPO-Antikörper auf das Kind übertragen wurden. In der Regel werden die Antikörper aber im Laufe des ersten Lebensjahres abgebaut und schaden dem Kind nicht. In einigen Fällen kann nach der Entbindung bei der frischgebackenen Mama eine Schilddrüsenentzündung auftreten, was sich durch anfängliche Schilddrüsenüberfunktion und später durch Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar macht. In den meisten Fällen heilt das aber folgenlos aus.
Tg-Antikörper (Thyreoglobulin-Antikörper): Hierbei handelt es sich um Antikörper gegen Thyreoglobulin. Das ist ein Protein, was in den Schilddrüsenzellen hergestellt wird und für die Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen verantwortlich ist. Der Wert für die Tg-Antikörper liegt bei gesunden Menschen deutlich unter 100 U/ml. Liegen die Werte höher als 200 U/ml kann das ein Hinweis auf ein Hashimoto-Syndrom sein. Allerdings finden sich auch bei anderen Schilddrüsenerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Basedow manchmal erhöhte Tg-Werte.
TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper): TSH ist ein Hormon der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), was die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 anregt. Dafür muss das TSH an der Oberfläche der Schilddrüsenzellen an sogenannte TSH-Rezeptoren andocken. Die TSH-Rezeptor-Antikörper setzen sich an diesen Rezeptorstellen fest und verursachen eine übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen. Es gibt aber auch andere TRAK, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen blockieren. Die Normwerte für TRAK liegen unter 1,8 IU/l, alles darüber bedeutet eine erhöhte Antikörperanzahl. Üblicherweise ist ein erhöhter Antikörperwert ein Hinweis auf Morbus Basedow, also eine autoimmune Schilddrüsenüberfunktion. Manchmal finden sich aber auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis leicht erhöhte Werte.
Hashimoto Thyreoiditis Ursachen
Ausgelöst wird die Hashimoto Thyreoiditis durch ein fehlgesteuertes Immunsystem. Hierbei werden spezifische Antikörper (TPO-Antikörper, Thyreoglobulin-Antikörper, manchmal auch TSH-Rezeptor-Antikörper) gebildet, die sich gegen die Zellen der Schilddrüse richten. Es kommt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, das Drüsengewebe wird zerstört und die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 undT4 kommt zum Erliegen. Warum sich die Antikörper gegen das Gewebe der Schilddrüse richten, ist leider noch nicht ausreichend geklärt. Eine familiäre Neigung zur Hashimoto-Thyreoiditis besteht zwar, das Hashimoto-Syndrom wird allerdings nicht direkt weiter vererbt. Besteht eine entsprechende Veranlagung, so kann eine große Menge an Jod die Krankheit möglicherweise zum Ausbruch bringen. Menschen, die an einer Schilddrüsenentzündung leiden sollten daher vorsichtig mit jodhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln sein. Fragen Sie daher immer Ihren Arzt, bevor Sie selbst aktiv werden!
Hashimoto Thyreoiditis Symptome
Insgesamt verläuft die Hashimoto-Thyreoiditis eher schleichend und bleibt aufgrund von keinen oder unspezifischen Symptomen oft lange unbemerkt. Im Gegenteil zu anderen Formen der Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung) nehmen die Menschen bei dieser chronischen Form die Symptome zunächst oft nicht wahr. Die Schilddrüse kann sich bei der hypertrophen Form der Hashimoto-Thyreoiditis zwar im Laufe der Zeit vergrößern oder bei der atropischen Form der Hashimoto-Thyreoiditis auch verkleinern, beides verursacht aber keine Schmerzen. Meist wird die Hashimoto-Thyreoiditis daher erst im Rahmen der Abklärung nach den Ursachen eines Kropfes (Struma) und damit verbundenen Schluckbeschwerden oder Druck- und Engegefühl am Hals diagnostiziert. Zusätzlich zu Symptomen der Schilddrüsenfehlfunktion können viele unterschiedliche Symptome auftreten, die mit dem fehlgeleiteten Immunsystem zusammenhängen.
- Zu Beginn der Hashimoto-Thyreoiditis kann eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ausgelöst werden. Die entzündete Schilddrüse gibt dann größere Mengen Schilddrüsenhormone ins Blut ab, was als Hashitoxikose bezeichnet wird. Zu den Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion gehören: Gewichtsabnahme trotz gutem Appetit, Nervosität, Durchfall, Schwitzen, starkes Herzklopfen (kann auch als Pochen in den Ohren wahrgenommen werden), Haarausfall, Zittern, Zyklusstörungen.
- Im weiteren Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis entsteht meistens eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Die entzündete Schilddrüse schafft es nicht mehr, den Körper ausreichend mit Schilddrüsenhormonen zu versorgen. Zu den Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) gehören: Gewichtszunahme trotz normalem Essverhalten, Kälteempfindlichkeit, Trockenheit von Haut und Haar, Verstopfung, Heiserkeit, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Schwellungen der Augenlider und an Armen und Beinen, Zyklusstörungen.
- Symptome der Immunerkrankung sind beispielsweise: Muskel- und Gelenkschmerzen, schmerzhaft verhärtete Sehnen und Muskeln, Schwindel, Lymphknotenschwellung, erhöhte Leberwerte, Hautveränderungen wie Urticaria, Fieber, Trockenheit der Schleimhäute von Mund, Nase, Augen, Magen-Darm-Störungen, Übelkeit.
- Weitere Symptome ergeben sich, wenn die Hashimoto-Thyreoiditis zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) und Diabetes Typ I auftritt. Diese Erkrankungen verursachen dann ihrerseits noch eigene Beschwerden.
- Ein unerfüllter Kinderwunsch wird häufig durch das Hashimoto-Syndrom verursacht.
- Die Augenerkrankung endokrine Orbitopathie kann bei Hashimoto-Thyreoiditis vorkommen. Hierbei reagieren die gegen die Schilddrüse gerichteten Antikörper auch mit dem Augengewebe. Es kommt zu Symptomen wie: Augentränen, geröteten Augen, Sehstörungen, Trockenheit der Augen, Lichtempfindlichkeit, Fremdkörpergefühl, Bindehautentzündung, hervortretende Augen. Bei schweren Verlaufsformen kommt es infolge der Schädigung der Sehnerven zur starken Beeinträchtigung oder Verlust des Sehvermögens.
Hashimoto Thyreoiditis Diagnose
Da bei der Hashimoto-Thyreoiditis Symptome auftreten können, die auch zu anderen Erkrankungen passen, ist die richtige Diagnose manchmal schwer. Besonders Frauen in den Wechseljahren sehen Beschwerden wie Schwitzen, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und Zyklusstörungen als normale Begleiterscheinungen der Wechseljahre an und schenken ihnen nur in diesem Bezug Aufmerksamkeit. Sehr wichtig ist es daher, wenn Sie Ihrem Arzt auch von familiären Schilddrüsenerkrankungen erzählen. Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung mit Abtasten des Halses wegen eventueller Kropfbildung wird der Arzt zunächst Ihr Blut untersuchen lassen. Eine weitere Diagnose-Methode ist der Ultraschall, um die Größe und Schäden der Schilddrüse zu bestimmen. Um andere Erkrankungen auszuschließen, können eine Szintigrafie und eine Gewebeentnahme nötig werden.
Blutuntersuchung
Im Rahmen einer Blutuntersuchung können die Schilddrüsenhormone und die im Rahmen der Hashimoto-Thyreoiditis gebildeten spezifischen Antikörper nachgewiesen werden. Die Höhe des Antikörperspiegels hat bei der Hashimoto-Thyreoiditis allerdings keinen Einfluss auf das Ausmaß der Beschwerden. Starke, schwache oder gar keine Symptome sind bei hohen oder niedrigen oder nicht messbarem Antikörperspiegeln möglich. Die Blutuntersuchung ist daher nur ein Diagnoseverfahren zum Nachweis einer Hashimoto-Thyreoiditis.
Bei der überwiegenden Anzahl der Menschen, die an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt sind, lassen sich TPO-Antikörper nachweisen. Diese Antikörper richten sich gegen die Schilddrüsenperoxidase, die an der Produktion von Schilddrüsenhormonen beteiligt ist. Tg-Antikörper gegen ein bestimmtes Schilddrüseneiweiß namens Thyreoglobulin (verantwortlich für die Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen) lassen sich oft am Anfang der Hashimoto-Thyreoiditis nachweisen, können aber im Verlauf der Erkrankung ausbleiben oder auch ganz fehlen. Als Indikator für eine beginnende Schilddrüsenunterfunktion dient der TSH-Wert. TSH (Thyroidea-Stimulierendes-Hormon) ist ein Hormon der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), was die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4 anregt. Sinken die Schilddrüsenhormone, wird mehr TSH ausgeschüttet. Oft wird auch noch die Konzentration der freien und proteingebundenen Schilddrüsenhormone T3 und T4 bestimmt, um eine Schilddrüsenüberfunktion und eine Schilddrüsenunterfunktion abzuklären. Wenn die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T3 und T4 hoch sind und der TSH-Wert niedrig, dann ist das ein Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 extrem niedrig und der TSH-Wert ungewöhnlich hoch, dann deutet das auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Doch Vorsicht: Kortison und Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure können die Testergebnisse verfälschen!
Sonografie
Bei der Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse soll die Lage, die Form, die Struktur und die Größe der Schilddrüse abgebildet werden. Der Arzt erkennt außerdem die für eine Hashimoto-Thyreoiditis typischen
Entzündungen oder Organschädigungen. Fehlfunktionen der Schilddrüse können bei der Sonografie allerdings nicht entdeckt werden.
Bei der Ultraschalluntersuchung werden Ultraschallwellen aus einem Schallkopf durch das Schilddrüsengewebe gesendet. Dazu setzt der Arzt den mit einem speziellen Gel präparierten Schallkopf auf den Hals auf und fährt das zu untersuchende Gebiet mit leichtem Druck fächerförmig in verschiedene Richtungen ab. Die Ultraschallwellen werden an den Grenzen zwischen Organen und Geweben in unterschiedlichem Maße zurückgeworfen. Der Schallkopf nimmt die reflektierten Schallwellen wieder auf und errechnet daraus ein Bild, was sich der Arzt auf einem Bildschirm anschaut. Im Ultraschall findet sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis ein echoarmes homogenes Schallmuster, welches dem Morbus Basedow sehr ähnelt.
Szintigrafie
Mit der Szintigrafie lässt sich die Funktion der Schilddrüse darstellen. Die Szintigrafie macht sich zunutze, dass die Schilddrüse aktiv Jod oder chemisch ähnliche Stoffe (zum Beispiel Technetium) anreichert, um daraus Schilddrüsenhormone zu bilden. Zur Durchführung der Szintigrafie spritzt der Arzt radioaktiv markiertes Jod (Jod-131, Jod-123) oder radioaktives Techneticum (Tc 99) in Ihre Armvene. Von dort verteilt sich die Substanz im ganzen Körper und lagert sich in der Schilddrüse an, wird von ihr aber nicht gespeichert. 15 bis 25 Minuten nach der Verabreichung der radioaktiven Substanz wird mit einer speziellen Kamera von außen die radioaktive Strahlung und damit die Verteilung der Substanz innerhalb der Schilddrüse gemessen. Ein Computer errechnet daraus ein Bild. Das gibt dem Arzt Aufschluss über den Stoffwechsel der Schilddrüse. Bei der quantitativen Szintigrafie lässt sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis eine im Gegensatz zum
Morbus Basedow verminderte Radionuklidaufnahme der Schilddrüse nachweisen.
Achtung: Im Vorfeld der Untersuchung muss die Behandlung mit bestimmten Medikamenten unterbrochen werden. Dazu gehören vor allem die Schilddrüsenhormonblocker (Thyreostatika), aber auch jodhaltige Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Es ist wichtig, vor einer geplanten Szintigrafie dem behandelnden Arzt alle aktuell eingenommenen Medikamente zu nennen und nach Rücksprache mit diesem die erforderlichen Medikamente abzusetzen. Sechs Wochen vor einer Schilddrüsen-Szintigrafie darf zudem keine Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel durchgeführt worden sein, da das die Ergebnisse der Szintigrafie verfälscht. Jodhaltige Kontrastmittel werden zum Beispiel bei einer Computertomographie (CT) oder auch zur Darstellung der Harnwege (Urographie) verabreicht.
Hashimoto Thyreoiditis Therapie
Die Autoimmunkrankheit lässt sich leider nicht heilen. Jedoch kann der Mangel an Schilddrüsenhormonen ein Leben lang über Hormontabletten behoben werden. Zum Einsatz kommt meistens der Wirkstoff Levothyroxin(L-Thyroxin). L-Thyroxin entspricht dem Schilddrüsenhormon T4. Der Körper baut es wie natürliches T4 zu T3 um. Bis die Hälfte des eingenommenen Levothyroxins im Körper verarbeitet ist, dauert es sechs bis sieben Tage. Das garantiert eine gleichmäßig verteilte Wirkung. Bei zu schneller Steigerung der Menge oder Überdosierung von Levothyroxin können Herzprobleme auftreten. Die Dosis muss individuell angepasst werden. Meist wird mit einer geringen Dosis begonnen, die dann langsam gesteigert wird bis es persönlich passt.
Manchmal kommen auch Medikamente mit dem Wirkstoff Liothyronin zum Einsatz, die dem Schilddrüsenhormon T3 entsprechen. Auch eine Kombination aus Liothyronin und Levothyroxin kann eingesetzt werden.
Wenn zu Anfang der Hashimoto-Thyreoiditis eine Schilddrüsenüberfunktion auftritt, dann kann mit sogenannten Thyreostatika behandelt werden. Da die Anzahl der weißen Blutkörperchen durch Thyreostatika verringert werden kann, sind regelmäßige Blutkontrollen erforderlich.
Generell müssen Sie zur Kontrolle der Therapie bei Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig Ihre Blutwerte kontrollieren lassen. Besonders wichtig ist, dass der TSH-Wert im unteren Normbereich liegt. Außerdem müssen Sie in der Regel mindestens einmal pro Jahr zur Ultraschalluntersuchung.
Eine operative Entfernung von Schilddrüsengewebe erfolgt nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei einer sehr starken Vergrößerung der Schilddrüse, bei Knoten und dem Verdacht auf Gewebe-Entartung oder bei nicht in den Griff zu bekommenden Problemen wie ständiger Wechsel zwischen Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion bei der Einstellung der Hashimoto-Thyreoiditis mit Medikamenten.
Besonders im Anfangsstadium der Hashimoto-Thyreoiditis sollte das Spurenelement Jod, das für eine gesunde Schilddrüse wichtig ist, nicht im Übermaß aufgenommen werden. Jod kann den Autoimmunprozess nämlich noch weiter anheizen. Besonders jodhaltige Nahrungsmittel wie Seefisch und Meerestiere sollten nach Möglichkeit gemieden werden. Achten Sie bei fertig verpackten Brot- und Backwaren, Wurst und Fleischerzeugnissen, Fertigprodukten und Tiefkühlwaren auf das Zutatenverzeichnis. Oft werden hier größere Mengen Jodsalz zur Herstellung verwendet.
Jod ist auch enthalten in Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen, in Nahrungsergänzungsmitteln und jodhaltigen Kontrastmitteln. Zu letzteren gehören Jod-131 oder Jod-123, die bei der Szintigrafie verwendet werden sowie jodhaltige Kontrastmittel zur Darstellung der Harnwege bei der Urographie.
Vorsicht in der Schwangerschaft: Damit die kindliche Schilddrüse ausreichend mit Jod versorgt wird und kein Kropf entsteht, sollten Sie Art und Menge der Jodzufuhr unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen.
Selen hingegen scheint den Krankheitsverlauf der Hashimoto-Thyreoiditis zu verzögern. Es kann jedoch keinesfalls die Therapie mit Schilddrüsenhormonen ersetzen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die notwendige Dosierung und die Risiken und Nebenwirkungen. Reichlich Selen findet sich in Lebensmitteln wie Niere, Leber und Hühnereiern.
Hashimoto Thyreoiditis und Kinderwunsch
Bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis kommt es seltener zu Schwangerschaften. Denn bei Frauen kann durch eine Hashimoto-Thyreoiditis ein Ungleichgewicht und eine Verminderung der weiblichen Hormone verursacht werden. Besteht ein Kinderwunsch wird versucht auf medikamentösen Weg wieder normale Hormonverhältnisse an Schilddrüse und Eierstöcken herzustellen. Ist die Hormonlage normalisiert und es klappt trotzdem nicht, dann kann auch ganz gezielt versucht werden, den Eisprung hormonell auszulösen. Wichtig ist, dass der Frauenarzt und der Endokrinologe hier Hand in Hand arbeiten.
Sehr selten kann bei Hashimoto-Thyreoiditis zusätzlich auch noch eine Autoimmunkrankheit der Eierstöcke vorhanden sein. Es werden dann Antikörper gegen die Eierstöcke gebildet.
Hat es mit der Empfängnis geklappt, kommt es bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis während der Schwangerschaft meist zu einem Rückgang der im Rahmen der Immunfehlfunktion gebildeten Antikörper. Das liegt, vereinfacht gesagt, an den immununterdrückenden natürlichen Mechanismen der Schwangerschaft. Der sogenannte TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) kann allerdings in die Plazenta gelangen und die Schilddrüse des Fetus stimulieren. Bei schwangeren Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis muss daher im letzten Drittel der Schwangerschaft eine TRAK-Kontrolle zum Ausschluss einer möglichen fetalen Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) durchgeführt werden. Allerdings ist nach einer Schwangerschaft bzw. nach dem Abstillen eine Verschlechterung der Hashimoto-Thyreoiditis häufig. Das macht sich typischerweise in den ersten sechs Monaten nach der Geburt bemerkbar (Postpartum-Thyreoiditis). Eine Kontrolle der Antikörper sollte mindestens in der 22. Bis 26. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Steigen die Antikörper an, so können weitere Kontrollen nötig sein. Bei allen Frauen mit erhöhten Schilddrüsen-Antikörpern sollte drei und sechs Monate nach der Geburt des Kindes der TSH-Wert kontrolliert werden.
Hashimoto Thyreoiditis vorbeugen
Da die Hashimoto-Thyreoiditis eine Autoimmunerkrankung ist, deren Ursachen noch nicht ausreichend geklärt sind, lässt sie sich leider nicht vorbeugen. Doch auch, wenn in Ihrer Familie ein Verwandter darunter leidet, heißt das nicht zwangsläufig, dass das Hashimoto-Syndrom bei Ihnen ebenfalls ausbricht. Sie sollten daher nicht überängstlich werden. Körperliche Veränderungen sollten Sie aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt um Rat zu fragen!
Hashimoto Thyreoiditis Prognose
Bei der Hashimoto-Thyreoiditi besteht die Schilddrüsenunterfunktion ein Leben lang und muss auch ein Leben lang mit Schilddrüsenhormonen ausgeglichen werden. Bei gut eingestellter Medikamentendosis sowie regelmäßiger und vor allem vorschriftsmäßiger Einnahme sind Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis aber in der Regel genauso leistungsfähig und leben genauso lange wie Menschen ohne Schilddrüsenunterfunktion.
Quellen
Innere Medizin. Grundlagen und Klinik innerer Krankheiten, Horst Stobbe/Gert Baumann, Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2012, DeGruyter
Redaktion/Bieni