Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) werden zu wenige Schilddrüsenhormone T4 und T3 gebildet. Durch diesen Mangel an Schilddrüsenhormonen läuft der gesamte Stoffwechsel langsamer, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab. Bemerkbar macht sich die Schilddrüsenunterfunktion durch Antriebsschwäche, trockene Haut, langsamen Puls, extreme Kälteempfindlichkeit. Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist außerdem eine der wenigen inneren Ursachen für eine Gewichtszunahme ohne Änderung der Ernährungsgewohnheiten.
Die Schilddrüse
Sie ist der Schmetterling an unserer Kehle. Unsere Schilddrüse besteht aus zwei Lappen, die wie die Flügel eines Schmetterlings aussehen und über einen Steg miteinander verbunden sind. Bei einem gesunden Menschen wiegt die Schilddrüse nur etwa 20-60 Gramm und hat einen Durchmesser von rund fünf Zentimetern. Dennoch könnte unser Körper ohne die Schilddrüse nicht überleben, denn ihre Hormone steuern Stoffwechsel, Temperaturempfinden, Leistungsfähigkeit und beeinflussen die Fruchtbarkeit.
Die Hauptaufgabe unserer Schilddrüse besteht darin, Jod aus der Nahrung herauszufiltern und für den Aufbau ihrer Hormone T4 und T3 zu speichern. Da weite Teile Deutschlands ein Jod-Mangelgebiet sind, sollten Sie Jod in Form von jodiertem Speisesalz und besonders jodhaltigen Lebensmitteln wie Seefisch und Meeresfrüchte zu sich nehmen. Ein Jodmangel im Körper kann zur Bildung eines Schilddrüsenkropfes (Struma) führen. Der Kropf muss jedoch nicht unbedingt von außen sichtbar sein. Er kann auch nach innen wachsen. Dann drückt er auf Luft- und Speiseröhre. Eine Operation ist hier oft unumgänglich.
Die von unserer Schilddrüse produzierten Hormone kontrollieren den Energiehaushalt im Körper. Der Schilddrüsen-Hormonspiegel im Blut wird von Rezeptorzellen ermittelt und an eine Kontrolleinheit weitergeleitet. Diese Kontrolleinheit ist der Hypothalamus-Hypophysen-Komplex im Gehirn. Sinkt der Schilddrüsen-Hormonspiegel unter das normale Niveau, setzt der Hypothalamus (das ist ein Teil des Gehirns) das Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) frei. TRH stimuliert die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) ins Blut abzugeben. TSH wiederum kurbelt die Hormonproduktion in der Schilddrüse an.
Bei einem hohen Schilddrüsenhormonwert produziert der Hypothalamus weniger TRH. Dadurch gibt die Hypophyse weniger TSH ins Blut ab und die Schilddrüse reduziert die Hormonausschüttung und -produktion.
Wenn Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse normal funktionieren, kann die Hormonproduktion der Schilddrüse also je nach Bedarf an- und abgeschaltet werden. Das garantiert einen konstanten Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Blut.
Schilddrüsenhormone
Für die Schilddrüsenunterfunktion unerheblich, aber für die Regulation des Kalzium- und Phosphat-Haushaltes enorm wichtig ist das von der Schilddrüse produzierte Hormon
Calcitonin. Es verhindert den Knochenabbau. Calcitonin kontrolliert die Konzentration von Kalzium und Phosphat im Blut, steuert den Einbau von Kalzium und Phosphat in die Knochen und hemmt den Abbau von Knochensubstanz durch körpereigene Zellen.
Die Schilddrüse produziert außerdem die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie haben Einfluss auf Körperwachstum und Körpergewicht, auf Haut und Haare, auf die Muskulatur, das Nervensystem und sogar die Psyche. T3 und T4 spielen eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und sind außerdem von großer Bedeutung für eine normale Entwicklung des Embryos. Nach der Geburt regeln diese Schilddrüsenhormone unser Leben, indem sie unsere Herztätigkeit und den Kreislauf beeinflussen. Sie können eine Erhöhung der Herzschlagfrequenz und des Blutdrucks erzeugen sowie zu einer Erweiterung der Blutgefäße führen. Weiterhin steigern die Schilddrüsenhormone T4 und T3 die Aktivität von Schweiß- und Talgdrüsen sowie die Darmbewegung. Ebenso wird der Zucker- und Fettstoffwechsel durch diese Schilddrüsenhormone angekurbelt. Für den Aufbau von T4 und T3 benötigt unsere Schilddrüse Jod.
Schilddrüsenunterfunktion Ursachen

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann entweder angeboren sein oder erworben als Folge einer Schilddrüsenerkrankung auftreten. Bei der angeborenen Schilddrüsenunterfunktion ist die Hypothyreose vererbt oder bildet sich während der Schwangerschaft im Mutterleib aus. Die erworbene Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich im Laufe des Lebens.
Auslöser
- Jodmangel, aber auch Jodüberschuss: Warum Jodüberschuss zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, ist noch nicht ausreichend erforscht
- Chronische Entzündung der Schilddrüse, die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis: Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Der Körper bildet Antikörper gegen das eigene Schilddrüsengewebe. Schilddrüsenzellen werden zerstört und können somit keine Schilddrüsenhormone mehr bilden
- Operationen an der Schilddrüse wegen Kropfbildung oder Krebs: Hierbei kann so viel Gewebe entfernt werden, dass die verbleibenden Zellen nicht mehr genug Hormone produzieren können
- Unempfindlichkeit der Organe gegenüber Schilddrüsenhormonen
- Angeborene Fehlbildungen der Schilddrüse (Athyreose)
- Funktionsstörungen der Schilddrüse: Sie ist zwar vorhanden, kann aber keine Hormone bilden
- Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion mit radioaktivem Jod oder hormonhemmenden Medikamenten (Thyreostatika): Diese Therapie kann auch des Guten zu viel tun und eine Unterfunktion verursachen
- Störungen in der Hypophyse: Wenn die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) nicht genügend Steuerungshormon (TSH) bildet und ausschüttet, kommt die Hormonproduktion in der Schilddrüse zum Erliegen
Hashimoto Thyreoiditis
Diese Autoimmunerkrankung trifft Frauen dreimal so häufig wie Männer. Bei der
Hashimoto-Thyreoiditis, auch chronische Immunthyreoiditis genannt, handelt es sich um eine chronisch entzündliche Form der Schilddrüsenerkrankungen, die nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto (1881-1934) benannt wurde. Ausgelöst wird die
Hashimoto-Thyreoiditis durch ein fehlgesteuertes Immunsystem. Hierbei werden spezifische Antikörper (TPO Antikörper, Thyreoglobulin Antikörper) gebildet, die sich gegen die Zellen der Schilddrüse richten. Es kommt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, das Drüsengewebe wird zerstört und die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 undT4 kommt zum Erliegen. Warum sich die Antikörper gegen das Gewebe der Schilddrüse richten, ist unbekannt. Eine
Hashimoto-Thyreoiditis macht sich wie eine Schilddrüsenunterfunktion durch Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, Trockenheit von Haut und Haar und
Verstopfung bemerkbar. Diese Symptome werden von schwerer
Blutarmut und Schwund der Magenschleimhaut begleitet. Fast immer ist durch den Schwund des Drüsengewebes ein harter Kropf vorhanden.
Besonders im Anfangsstadium der Krankheit sollte das Spurenelement Jod, das für eine gesunde Schilddrüse wichtig ist, gemieden werden. Es kann den Autoimmunprozess nämlich noch weiter anheizen. Selen hingegen scheint den Krankheitsverlauf zu verzögern. Es kann jedoch keinesfalls die Therapie mit Schilddrüsenhormonen ersetzen. Insgesamt verläuft die Hashimoto-Thyreoiditis eher schleichend, die Symptome treten langsam auf. Bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis kommt es allerdings seltener zu Schwangerschaften und bei bestehender Schwangerschaft kann die Hashimoto-Thyreoiditis zu Fehlgeburten, Frühgeburten und zu gestörter körperlicher und geistiger Entwicklung des Kindes führen.
Die Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich oft im Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankungen. Die häufigsten sind die Hautkrankheit Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) und der Diabetes Typ I. Wenn die Hashimoto-Thyreoiditis zusammen mit Morbus Addison (Unterfunktion der Nebennierenrinde) vorkommt, entsteht die Grundlage zum sogenannten Schmidt Syndrom (polyglanduläres Autoimmunsyndrom Typ II). Hierbei treten mehrere Autoimmunerkrankungen zusammen auf.
Altershypothyreose
Bei älteren Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) zeigen sich nicht immer Symptome wie niedriger Puls und niedriger Blutdruck oder
erhöhte Cholesterinwerte. Im Alter ähneln die Krankheitsanzeichen der Schilddrüsenunterfunktion vielmehr den normalen Alterserscheinungen und werden daher oft nicht erkannt. Der Stoffwechsel verlangsamt sich auch im Alter häufig, was ebenso wie bei der Schilddrüsenunterfunktion zu
Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann.
Aufmerksam sollten Sie werden, wenn sich ursprünglich lebhafte Menschen innerhalb kurzer Zeit in sich zurückziehen und regelrecht lethargisch werden. Denn auch eine Depression kann von einer Schilddrüsenunterfunktion verursacht werden. Ein weiterer wichtiger Hinweis sind Gewichtsveränderungen. Ältere Menschen, die trotz magerer Kost plötzlich stark an Gewicht zunehmen, leiden möglicherweise an einer Schilddrüsenunterfunktion. Auffällig ist, dass die Hormonwerte bei Altershypothyreose oft nur geringfügig vom Normalwert abweichen.
Myxödemkoma
Weil sich Wasser sowie Eiweiß-Zucker-Säureverbindungen in das Unterhautfettgewebe einlagern, erscheint die Haut von Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion häufig teigig aufgetrieben. Man spricht von einem Myxödem. Besonders betroffen sind die Regionen um die Augen, die Lippen, die Zunge und die Handrücken. Wenn eine Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) lange Zeit unbehandelt bleibt oder falsch behandelt wird, kann es in seltenen Fällen zum Myxödemkoma kommen.
Menschen mit langjähriger Schilddrüsenunterfunktion, die durch Operationen, Traumata, Herzinsuffizienz oder nach Infektionen geschwächt sind, zeigen beim Myxödemkoma folgende Symptome: Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit, Reglosigkeit, niedriger Blutdruck Hypotonie, stark erniedrigte Körpertemperatur sowie eine verlangsamte, oberflächliche Atmung. Dann ist intensivmedizinische Hilfe notwendig. Betroffene müssen beatmet werden und erhalten intravenös Schilddrüsenmedikamente und Steroidhormone (Glukokortikoide).
Der typische Laborbefund eines Patienten mit Myxödemkoma weist auf: niedrige Werte von freiem T4 und Gesamt T4, stark erhöhte TSH-Werte, erniedrigte Zucker- und Natriumwerte sowie erhöhte Werte für Cholesterin und Kreatinphosphokinase. Die Kreatinphosphokinase stellt dem Muskel kurzfristige Energiereserven bereit. Ein erhöhter Wert kann auf eine Herzmuskelschwäche hinweisen.
Schilddrüsenunterfunktion Symptome

Wenn nicht ein Kropf oder eine Vergrößerung der Schilddrüse die Erkrankung sichtbar machen, bleibt sie oft unentdeckt. Denn viele Symptome der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) werden nicht als solche erkannt und oft als psychisches Problem oder als Symptome einer Depression eingestuft. So führt eine Schilddrüsenunterfunktion häufig zu Apathie (Antriebslosigkeit), die auch ein Anzeichen einer Depression sein kann. Ein Mangel an den Schilddrüsenhormonen T3 und T4 verzögert den Cholesterin-Abbau und führt somit zu erhöhten Cholesterinwerten, die nicht auf Ernährungsfehlern beruhen.
Anzeichen
Die folgenden Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) müssen nicht alle auf einmal auftreten und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein:
- Antriebslosigkeit
- Ständige Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche, mangelnde Leistungsfähigkeit
- Bewusstseinsstörungen, Verlust des Orientierungssinns
- Sprödes, brüchiges Haar, Haarausfall
- raue, trockene und oft aufgedunsene Haut
- Gelbliche Verfärbungen der Haut: Das wird durch Einlagerung des Farbstoffes Karotin verursacht
- Hängende Augenlider (Ptosis)
- Geschwollenes Gesicht mit verdickten Lippen
- raue, heisere Stimme
- Kälteüberempfindlichkeit: Der verlangsamte Stoffwechsel hält die Körpertemperatur zu niedrig
- Hartnäckige Verstopfung
- Gewichtszunahme ohne Änderung der Essgewohnheiten, teilweise sogar bei gleichzeitigem Appetitmangel
- niedriger Blutdruck, verlangsamter Herzschlag
- Durchblutungsstörungen
- Verkrampfung der Muskulatur, verlangsamte Reflexe
- Unregelmäßige Menstruation oder ungewöhnlich starke Blutungen
- Einschränkungen von Libido und Potenz, Fruchtbarkeitsstörungen
- Erhöhte Cholesterinwerte
- Kropfbildung durch Vergrößerung der Schilddrüse
Krankheitsverlauf
Da die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion so unspezifisch sind, bleibt sie oft jahrelang unentdeckt. Aufgrund von vermehrten
Wassereinlagerungen in das Körpergewebe können jedoch
Ödeme entstehen. Die Haut fühlt sich teigig an, Gesicht, Zunge und Augenpartien schwellen an. Durch den erhöhten Cholesterinspiegel wächst langfristig die Gefahr, an einer
Arteriosklerose (Arterienverkalkung) zu erkranken. Die Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) kann in ihrer schweren Form auch
Halluzinationen und Wahnzustände auslösen.
Schilddrüsenunterfunktion und Herz
Die Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) kann an Störungen im Herz-Kreislaufsystem beteiligt sein. Die häufigsten sind
Bradykardie (Herzrhythmusstörungen mit unter 60 Schlägen pro Minute),
Herzinsuffizienz (Herzschwäche), bis hin zu Veränderungen des Blutvolumens, Blutdrucks und des Gefäßwiderstandes, der für einen reibungslosen Blutfluss wichtig ist. Bei einer nur kurzfristig bestehenden
Hypothyreose kann die Kontraktionsrate des Herzens abnehmen und der Gefäßwiderstand kann sich erhöhen. Damit wird es schwieriger und anstrengender für das Herz, Blut in ausreichender Menge auszuwerfen. Eine Therapie mit Medikamenten, die natürlichen Schilddrüsenhormonen nachempfunden sind, kann die Veränderungen rückgängig machen. Bei älteren Patienten und solchen mit bereits bestehenden chronischen Herzerkrankungen wird bei der Therapie mit Schilddrüsenhormonen in der Regel mit einer geringen Dosis begonnen, die dann langsam gesteigert wird.
Schilddrüsen Hals Check
Jeder von uns hat vorn an der Kehle einen Knoten, den sogenannten Adamsapfel. Der Name ist aus der biblischen Erzählung von Adam und Eva abgeleitet. Man glaubte, es handele sich um ein Stück der verbotenen Frucht, das Adam im Hals stecken geblieben ist. Genau genommen handelt es sich beim Adamsapfel um den Schildknorpel. Das ist der größte von fünf Knorpeln, aus denen der Kehlkopf (Larynx) besteht. Der Adamsapfel sitzt bei Männern und Frauen vorn am Hals. Auf Verdickungen weiter unten oder seitlich am Hals sollten Sie ein waches Auge haben, denn
Schwellungen oder gar Knötchen können auf einen gutartigen oder bösartigen
Tumor hindeuten.
Wenn unter Ihrem Adamsapfel eine größere Schwellung auftritt, handelt es sich möglicherweise um einen Schilddrüsenkropf (Struma), der auf eine Schilddrüsenerkrankung hindeutet. Da ein Kropf ganz langsam wächst und meist schmerzlos ist, wird er häufig lange Zeit nicht bemerkt.
Ein einfacher Test hilft Ihnen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen:
- Stellen Sie sich vor einen Spiegel
- Legen Sie den Kopf in den Nacken
- Trinken Sie etwas Wasser
- Achten Sie auf Verdickungen am Hals zwischen Adamsapfel und Schlüsselbein
- Wenn Sie eine Verdickung bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der weitere Untersuchungen vornimmt
Schilddrüsenunterfunktion Diagnose

Wenn der Arzt Sie auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) untersucht, wird er zunächst ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen. Dabei befragt er Sie zu Vorerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen in der Familie, Essgewohnheiten (Jodaufnahme) sowie zu Ihren Beschwerden. Es folgt eine körperliche Untersuchung mit Abtasten der Halsregion. Weiterhin wird Ihnen Blut abgenommen, um die Konzentration der Schilddrüsenhormone und des TSH der Hypophyse (reguliert die Hormonproduktion der Schilddrüse) zu bestimmen.
Um eine Schilddrüsenfehlfunktion zu ermitteln, gibt es verschiedene Tests:
TSH Test
Der TSH-Test bestimmt im Blut die Werte des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH), das in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gebildet wird. Wenn die Funktion der Hypophyse gestört ist, kann es zu einer Über- oder Unterproduktion an TSH kommen. Es kann aber auch eine Fehlfunktion des Hypothalamus vorliegen, bei der übermäßig oder wenig TRH (Thyreotropin-Releasing Hormon) produziert wird. Das wiederum regt die TSH-Ausschüttung an oder drosselt sie.
Wenn die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 hoch ist und der TSH-Wert niedrig, ist das ein Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Blut extrem niedrig und der TSH-Wert ungewöhnlich hoch, dann deutet das auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hin. Vorsicht: Kortison und Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure können die Testergebnisse verfälschen.
Für den TSH-Test nimmt Ihnen der Arzt Blut aus der Armvene ab. Bei Neugeborenen wird der TSH-Test durchgeführt, um eventuelle Fehlfunktionen der Schilddrüse mit ihren Folgen auszuschließen Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern. Bei Neugeborenen wird das für den TSH-Test benötigte Blut aus der Ferse entnommen.
Als normal gelten bei nicht krankhaft veränderter Schilddrüse TSH-Werte zwischen 0,3-4,5 mU/l.
Mit dem TSH-Test wird meistens auch noch ein T3-Test und T4-Test durchgeführt. Anhand dieser drei Werte und der körperlichen Beschwerden muss der Arzt entscheiden, welche weiterführenden Untersuchungen zur Klärung der Ursache der Schilddrüsenfehlfunktion notwendig sind.
TBG Test
TBG steht für Thyroxin-bindendes Globulin. Das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) wird im Blut an Trägerproteine gebunden, die es zu seinem Bestimmungsort transportieren. T4 wird hauptsächlich in der Leber zu T3 umgewandelt. Die Menge des Trägerproteins TBG kann genetisch bedingt erhöht oder erniedrigt sein. Mit dem TBG-Test kann man im Labor feststellen, ob überhaupt genug Transportproteine für die Schilddrüsenhormone vorhanden sind. Verteilungsengpässe der Schilddrüsenhormone können aufgedeckt werden.
T3 Test und T4 Test
Diese Tests bestimmen die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut. Sie geben dem Arzt Aufschluss über die Produktions- und Ausschüttungsrate der Schilddrüsenhormone. Erhöhte oder erniedrigte Konzentrationen an Schilddrüsenhormonen zeigen an, dass ein Ungleichgewicht zwischen der vom Organismus benötigten und der tatsächlich vorhandenen Menge an Schilddrüsenhormon besteht. Sie sagen jedoch nichts darüber aus, was die Ursache für den Überschuss bzw. den Mangel an T3 und T4 ist.
Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 kontrollieren den Energiehaushalt des Körpers, wobei ihre Produktion durch einen Rückkopplungsmechanismus reguliert wird. Bei einem Abfall von T3 im Blut setzt der Hypothalamus (ein Teil des Gehirns) Thyreotropin-Releasing Hormon (TRH) frei. TRH regt die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) zur Produktion und Freisetzung von Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH) an. TSH wiederum stimuliert nun die Schilddrüse, woraus eine vermehrte Produktion und/oder Freisetzung von Schilddrüsenhormonen resultiert. Die Schilddrüse produziert hauptsächlich das verhältnismäßig inaktive T4, welches dann in der Leber und in anderen Geweben in das aktivere T3 umgewandelt wird.
Einer erniedrigten bzw. erhöhten Schilddrüsenhormonkonzentration im Blut kann eine unzureichende bzw. eine überschießende Hormonproduktion durch die Schilddrüse zugrunde liegen. Ursachen dieser Unter- bzw. Überproduktion sind entweder eine Fehlfunktion der Schilddrüse, oder eine erniedrigte bzw. erhöhte Produktion an TSH, verursacht durch eine Fehlfunktion der Hypophyse. Schilddrüsenfehlfunktionen werden meistens durch Autoimmunerkrankungen verursacht. Beim Morbus Basedow tritt eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) auf, bei der Hashimoto-Thyreoiditis eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Bei dem Verdacht auf eine autoimmun verursachte Schilddrüsenkrankheit werden zusätzlich die Schilddrüsenantikörper (anti-TPO, anti-Tg) mit speziellen Tests überprüft.
Fast alle Mengen an Schilddrüsenhormon T3 im Blut sind proteingebunden (hauptsächlich ans Thyroxin-bindende Globulin, TBG), ein geringfügiger Rest ist frei (ungebunden). Es gibt zwei verschiedene Untersuchungen für die T3-Bestimmung, die entweder das Gesamt-T3 (das heißt proteingebundenes und freies Hormon) oder aber nur das freie (ungebundene) T3 im Blut bestimmen. Der T3-Test wird meistens zusammen mit einem Schilddrüsen-Antikörpertest gemacht, um einen Morbus Basedow zu diagnostizieren. Diese Autoimmunerkrankung ist die häufigste Ursache für eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion).
T4 wird in der Schilddrüse produziert, an ein Protein gebunden und gespeichert. Werden Schilddrüsenhormone benötigt, produziert die Schilddrüse T4 und/oder T3 und setzt die neu gebildeten Hormone zusammen mit dem gespeicherten T4 in den Blutkreislauf frei. T4 kommt im Blut in freier Form oder an TBG gebunden vor. T4 kann jedoch nur dann im Stoffwechsel wirken, wenn es in T3 umgewandelt wird.
Vorsicht: die Einnahme der Pille und andere hormonhaltige Verhütungsmittel sowie hohe Dosen an Acetylsalicylsäure können die Werte des Gesamt-T3 beeinträchtigen. Während einer schweren Erkrankung schränkt der Organismus die Umwandlung von T4 in T3 ein. Während der Schwangerschaft kann der T3-Spiegel im Blut hingegen ansteigen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sich eine Schilddrüsenerkrankung entwickelt.
Normalwerte der Schilddrüsenhormone sind:
Hormon | Abkürzung | Normalwert |
Freies T3 | fT3 | 2,2-5,5 pg/ml |
Freies Thyroxin | fT4 | 0,6-1,8 ng/dl |
Thyreoidea-stimulierendes Hormon | TSH | 0,4-2,5 mU/l |
pg =Pikogramm (1 Billionstel Gramm)
ng = Nanogramm (1 Milliardstel Gramm)
U = Milli-Units (tausendstel Einheiten)
ml = Milliliter
dl = Deziliter
l = Liter
Ergebnisse der Schilddrüsentests
Die folgende Tabelle stellt mögliche Testergebnisse und deren Bedeutung dar:
T3 | T4 | TSH | Bedeutung |
Konzentration |
normal | normal | erhöht | Milde Hypothyreose |
erniedrigt | erniedrigt oder normal | erhöht | Hypothyreose |
normal | normal | erniedrigt | Milde Hyperthyreose |
erhöht | hoch oder normal | erniedrigt oder normal | Hyperthyreose |
Bei Patienten mit einer bekannten Schilddrüsenfehlfunktion werden freies T4 und/oder TSH (eventuell auch T3) in regelmäßigen Abständen zur Überwachung der Schilddrüsenfunktion bestimmt. Bei Schwangeren mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung erlauben diese Untersuchungen eine Aussage darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Neugeborene ebenfalls von einer Fehlfunktion betroffen sein wird.
Sonografie
Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) wird eingesetzt, um Lage, Form, Struktur und Größe der Schilddrüse abzubilden. Mit der Sonografie können Fehlfunktionen der Schilddrüse allerdings nicht aufgedeckt werden. Bei der Ultraschalluntersuchung werden Ultraschallwellen aus einem Schallkopf durch das Schilddrüsengewebe gesendet. Dazu setzt der Arzt den mit einem speziellen Gel präparierten Schallkopf auf den Hals auf und fährt das zu untersuchende Gebiet mit leichtem Druck fächerförmig in verschiedene Richtungen ab. Die Ultraschallwellen werden an den Grenzen zwischen Organen und Geweben in unterschiedlichem Maße zurückgeworfen. Der Schallkopf nimmt die reflektierten Schallwellen wieder auf und errechnet daraus ein Bild, was sich der Arzt auf einem Bildschirm anschaut.
Szintigrafie
Die Szintigrafie macht sich zunutze, dass die Schilddrüse aktiv Jod oder chemisch ähnliche Stoffe (zum Beispiel Technetium) anreichert, um daraus Schilddrüsenhormone zu bilden. Mit der Szintigrafie lassen sich Lage und Größe eventuell vorhandener Knoten feststellen. Im Gegensatz zum Röntgenbild geht es hierbei nicht allein um die Abbildung der Struktur des untersuchten Organs, sondern um die Darstellung seiner Funktion. Dazu spritzt der Arzt Ihnen radioaktiv markiertes Jod (Jod-131, Jod-123 oder radioaktives Techneticum Tc 99) in Ihre Armvene. Von dort verteilt sich die Substanz im ganzen Körper und lagert sich in der Schilddrüse an, wird von ihr aber nicht gespeichert. 15 bis 25 Minuten nach der Verabreichung der radioaktiven Substanz wird mit einer speziellen Kamera von außen die radioaktive Strahlung und damit die Verteilung der Substanz innerhalb der Schilddrüse gemessen. Ein Computer errechnet daraus ein Bild. Das gibt dem Arzt Aufschluss über den Stoffwechsel der Schilddrüse.
Er kann überaktive Regionen (heiße Knoten) und inaktive Regionen (kalte Knoten) unterscheiden. Heiße Knoten produzieren eigenständig Schilddrüsenhormone, was zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führt. Kalte Knoten bestehen aus nicht funktionierendem Schilddrüsengewebe und können bösartig werden. Menschen mit kalten Knoten haben in der Regel normale Schilddrüsenblutwerte.
Achtung: Im Vorfeld der Untersuchung muss die Behandlung mit bestimmten Medikamenten unterbrochen werden. Dazu gehören vor allem die Schilddrüsenhormonblocker (Thyreostatika), aber auch jodhaltige Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Es ist wichtig, vor einer geplanten Szintigrafie dem behandelnden Arzt alle aktuell eingenommenen Medikamente zu nennen und nach Rücksprache mit diesem die erforderlichen Medikamente abzusetzen. Sechs Wochen vor einer Schilddrüsen-Szintigrafie darf zudem keine Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel durchgeführt worden sein, da das die Ergebnisse der Szintigrafie verfälscht. Jodhaltige Kontrastmittel werden zum Beispiel bei einer Computertomographie (CT) oder auch zur Darstellung der Harnwege (Urographie) verabreicht.
Im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren wie etwa der Computertomographie (CT) ist die Strahlenbelastung bei der Szintigrafie um das 20-bis 40-fache niedriger.
Feinnadelpunktion
Bei der Feinnadelpunktion entnimmt der Arzt eine winzig kleine Zellprobe aus der Schilddrüse. Eine Hohlnadel wird mit Hilfe von Ultraschall an der gewünschten Stelle angesetzt und durch die Haut in die Schilddrüse und den Teil vorgeschoben, aus dem eine Zellprobe entnommen werden soll. Mittels Unterdruck werden dann einzelne Zellen hinausgesaugt. Diese werden anschließend im Labor auf Veränderungen untersucht. Das Verfahren ist durch die geringe Nadeldicke relativ schmerzarm. Die Szintigrafie wird durchgeführt, wenn ein
Schilddrüsenknoten vorliegt und wenn untersucht werden soll, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist. Ebenso, wenn der Verdacht auf
Metastasen in der Schilddrüse besteht.
Wenn Sie gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten Sie das unbedingt Ihrem behandelnden Arzt sagen. Denn dann besteht eine erhöhte Blutungsneigung. Bevor es zur Feinnadelpunktion kommt, sind schon eine Sonografie und eine Szintigrafie gemacht worden. Mit der Feinnadelpunktion lassen sich bösartige Tumore zu 80 Prozent sicher nachweisen.
Schilddrüsenunterfunktion Behandlung

Eine Schilddrüsenunterfunktion sollte so früh wie möglich behandelt werden, um Folgeschäden auszuschließen. Mit Medikamenten können die Auswirkungen der Erkrankung verringert werden, eine Heilung der eigentlichen Ursache der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist jedoch oft nicht möglich oder bedarf einer langfristigen Therapie.
Sind Medikamente zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) der Auslöser für die Schilddrüsenunterfunktion, so müssen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt niedriger dosiert oder sogar abgesetzt werden.
Wenn Sie wegen einer Schilddrüsenunterfunktion stark an Gewicht zugenommen haben, ohne Ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, dann brauchen Sie neben der medikamentösen Therapie der Hypothyreose vor allem eines: Geduld. Sobald sich Ihr Körper an die Hormongabe gewöhnt hat, werden mit ein wenig Sport und einer gesunden Ernährung auch die Pfunde wieder purzeln.
Jodhaltige Ernährung
Damit unsere Schilddrüse funktioniert und ausreichend Schilddrüsenhormone bilden kann, benötigt sie Jod. Die Schilddrüsenhormone haben nicht nur Einfluss auf unseren Stoffwechsel und die Kreislaufregulation, sondern auch auf die Fruchtbarkeit von Mann und Frau und die normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes im Mutterleib.
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die täglich benötigte Menge Jod (in Mikrogramm µg) pro Tag:
Altersgruppe | Empfohlene Menge |
Gestillte Säuglinge | 50-80 |
Kinder von 1-9 Jahren | 100-140 |
Jugendliche, Erwachsene | 180-200 |
Schwangere, Stillende | 230-260 |
Ausreichende Mengen an Jod kommen nur in Seefisch und Meerestieren vor. Außerdem ist es lebensmittelrechtlich erlaubt, Brot und Backwaren, Wurst und Fleischerzeugnisse, Fertigprodukte und Tiefkühlwaren verschiedenster Art mit Jodsalz herzustellen. Bei verpackten Lebensmitteln muss dies dann im Zutatenverzeichnis aufgeführt sein.
Ein Jodmangel führt nach Verbrauch der körpereigenen Jodreserven zu gesundheitlichen Problemen. Die werden von der Schilddrüse verursacht, weil sie für die Produktion von Schilddrüsenhormonen Jod benötigt. Bei Jodmangel werden weniger Hormone gebildet, es kommt zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Mit der Zeit kann sich die Schilddrüse außerdem krankhaft vergrößern. Es entwickelt sich ein Schilddrüsenkropf (Struma). Je größer der Kropf wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Druck auf die Blutgefäße im Halsbereich sowie auf Speise- und Luftröhre ausübt. Es kann zu Schluckbeschwerden, Luftnot und Beklemmungsgefühlen kommen. Bei länger bestehenden Kröpfen können Veränderungen des Schilddrüsengewebes und die Bildung von Knoten die Folge sein.
Die folgende Tabelle zeigt die gesundheitlichen Risiken des Jodmangels:
Alter | Risiko |
Entwicklung im Mutterleib | Geistige Störung mit Schwerhörigkeit, Fehlgeburten, körperliche Missbildungen |
Neugeborene | Kropf, Störungen des Wachstums und der geistigen Entwicklung, Hördefekte |
Pubertät | Kropf, Konzentrationsschwäche, Lernschwierigkeiten, Arteriosklerose |
Erwachsene | Kropf, Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) |
Um die Jodversorgung sicherzustellen, sollte einmal, besser zweimal wöchentlich Seefisch auf den Teller kommen. Auch Milch und Milchprodukte sind gute Jodlieferanten und sollten deshalb zum täglichen Speiseplan gehören.
Für die Speisenzubereitung sollten Sie Jodsalz verwenden. Jodsalz mit Fluorid kann gleichzeitig Zahnkaries vorbeugen. Eine weitere Variante ist Jodsalz mit Fluorid und Folsäure. Folsäure ist vor allem vor und während einer Schwangerschaft wichtig. Beim Einkauf in Bäckerei und Metzgerei sollten Sie nachfragen, ob die Produkte Jodsalz enthalten. Auf Fertiggerichten, Tiefkühlware, Fertigsaucen muss Jodsalz im Zutatenverzeichnis auftauchen.
Sofern kein ausreichendes Angebot von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Speisen zur Verfügung steht, ist die ergänzende Einnahme von Jodtabletten der sicherste Weg zur Jodbedarfsdeckung. Das gilt vor allem für schwangere und stillende Frauen, die einen erheblich höheren Jodbedarf haben. Hier sollten Sie aber auf jeden Fall Ihren Arzt fragen. Auch für Veganer sind Jodtabletten eine gute Alternative zur Deckung ihres Jodbedarfs.
Selenhaltige Ernähtrung
Selen zählt wie Jod zu den lebensnotwendigen Spurenelementen.
Selen ist ein Bestandteil von Enzymen. Enzyme sind Biokatalysatoren, die bestimmte Reaktionen und Stoffwechselprozesse im Körper in Gang setzen. Als Bestandteil solcher sogenannter Seleno-Enzyme erfüllt Selen lebenswichtige Funktionen. In der Schilddrüse kommen verschiedene Seleno-Enzyme in hoher Konzentration vor. Die Schilddrüse zählt daher zu den Körperorganen mit dem höchsten Selengehalt.
Seleno-Enzyme der Schilddrüse sind zum einen die Deiodinasen, die das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) in das stoffwechselaktivere Schilddrüsenhormon T3 (Trijodthyronin) umwandeln. Zum anderen ist Selen Bestandteil von Gluthathionperoxidasen (GPx), also von Enzymen, die die Schilddrüse vor Zellschädigungen schützen. Zellschäden können durch Freie Radikale ausgelöst werden. Das sind hochreaktive Sauerstoff-Verbindungen, die bei der Schilddrüsenhormonbildung anfallen und durch GPx abgebaut und unschädlich gemacht werden.
Selen muss mit der täglichen Nahrung aufgenommen werden, der tägliche Bedarf liegt für Erwachsene bei 30-70 Mikrogramm (µg)/Tag.
Um den Selenhaushalt im Körper aufrecht zu erhalten, sollten Sie zu selenhaltigen Lebensmitteln greifen. Das sind Fleisch, vor allem Innereien (zum Beispiel Niere, Leber) und Hühnereier. Weil Selen im Meerwasser vorkommt, sind Seefisch und Meerestiere ebenfalls reich an Selen.
Besondere Risiken für einen Selenmangel bestehen bei vegetarischer und veganer Ernährung, bei bestimmten Darmerkrankungen, schweren Allgemeinerkrankungen und selenfreier künstlicher Ernährung. Ein Selenmangel erhöht offensichtlich das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Denn das Gewebe ist bei eingeschränkter GPx-Schutzwirkung einem höheren Risiko für Schädigungen und Veränderungen des Erbguts (DNA) und damit für bösartige Veränderungen ausgesetzt. Möglicherweise spielt ein Selenmangel auch bei der Entstehung von gutartigen Schilddrüsenknoten eine Rolle.
Schilddrüsenunterfunktion Medikamente

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) muss dem Körper das Hormon, das er nicht oder nicht mehr ausreichend produziert, als Medikament zugeführt werden. Arzneimittel enthalten das synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormon Levothyroxin.
Vorsicht: Da der Körper bei einer Schilddrüsenunterfunktion daran gewöhnt ist, seine Organe auf Sparflamme laufen zu lassen, kann ein plötzlicher Hormonschub die Organe überfordern. Das gilt besonders für das Herz. Haben Sie Herzrhythmusstörungen, eine Herzmuskelschwäche, eine koronare Herzkrankheit, einen Herzinfarkt überstanden oder leiden Sie an Bluthochdruck, dann werden die Medikamente zu Beginn der Behandlung sehr niedrig dosiert sein und dann nach und nach auf die erforderliche Menge gesteigert. So kann sich Ihr Körper langsam auf die Hormongabe einstellen. Das ist in der Regel nach rund vier Wochen bis zu einigen Monaten der Fall. Die für jeden Patienten mit Hypothyreose individuell richtige Menge eines Medikaments hängt ab vom Alter und der Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion.
Beruht der Hormonmangel auf einer akuten Entzündung der Schilddrüse, wird die Therapie beendet, wenn die Entzündung abgeklungen ist. Gelingt es nicht, die Hormonproduktion zu normalisieren, muss die Behandlung möglicherweise lebenslang fortgesetzt werden. Ganz wichtig ist: Beenden Sie die Therapie mit Schilddrüsenhormonen nie auf eigene Faust. Wenn die Hormone abrupt abgesetzt werden, kann sich die Schilddrüse durch Gewebewachstum erneut vergrößern. Haben Sie Ihr Schilddrüsenmedikament einmal vergessen, nehmen Sie am nächsten Tag die übliche Dosis ein, auf keinen Fall die vergessene Dosis noch zusätzlich!
Levothyroxin
Levothyroxin
L-Thyroxin entspricht dem Schilddrüsenhormon T4. Der Körper baut es wie natürliches T4 zu T3 um. Bis die Hälfte des eingenommenen Levothyroxins im Körper verarbeitet ist, dauert es sechs bis sieben Tage. Das garantiert eine gleichmäßig verteilte Wirkung. Bei zu schneller Steigerung der Menge oder Überdosierung von Levothyroxin können Herzprobleme auftreten.
Bei einem Kropf, der aus Jodmangel entsteht und bei dem gleichzeitig wenig Schilddrüsenhormone produziert werden, deckt das Medikament den Bedarf des Körpers an Schilddrüsenhormonen. Die Gehirndrüsen bekommen durch das Medikament im Blut die Info, dass genug Hormon vorhanden ist und produzieren nur noch ein Minimum der Hormone, die die Schilddrüse antreiben. Die wiederum drosselt ihre Hormonproduktion und Hormonausschüttung, der Kropf wird kleiner.
Levothyroxin und Jodid
Die Kombinationspräparate aus Levothyroxin und Kaliumjodid werden dann eingesetzt, wenn Jodid alleine nicht ausreichend gewirkt hat.
Levothyroxin und Liothyronin
Diese Präparate kombinieren die Wirkung von zwei Schilddrüsenhormonen. Der Effekt von Liothyronin setzt schneller ein und hält weniger lange an als der von Levothyroxin. Liothyronin entspricht dem natürlichen Schilddrüsenhormon T3.
Jodid Präparate
Jod kommt in der Natur nur in Form seiner Salze vor, zum Beispiel als Natriumjodid oder Kaliumjodid. Für die Funktion der Schilddrüsenhormone braucht der Körper jedoch elementares Jod. Daher wandelt er die Jodide, die er mit der Nahrung oder mit den Medikamenten aufnimmt, in elementares Jod um, das die Schilddrüse in ihre Hormone einbaut. Steht dem Körper genügend Jod zur Verfügung, kann er die erforderliche Menge an Schilddrüsenhormonen bilden. Ist die benötigte Menge erreicht, hören die Gehirndrüsen auf, das Schilddrüsengewebe zu vermehrtem Wachstum anzuregen. Ein Kropf, der durch das vermehrte Wachstum vom Schilddrüsengewebe entstanden ist, wächst nicht mehr weiter.
Um einen Kropf zu verkleinern, sind in der Regel täglich 200 bis 400 Mikrogramm Jodid (das entspricht 0,0002 g bis 0,0004 g) notwendig, später sechs bis zwölf Monate lang 100-200 Mikrogramm. Die Menge und Art der Medikation richtet sich letztendlich jedoch nach den individuell ganz verschiedenen Krankheitsbild.
Schilddrüsenunterfunktion Prognose

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) müssen die Schilddrüsenhormone oft ein Leben lang durch Tabletten ersetzt werden. Und auch, wenn die Krankheitszeichen nach einigen Monaten verschwunden sind, müssen Betroffene die künstlichen Hormone weiter einnehmen. Denn beim Absetzen der Medikamente leeren sich die Hormonspeicher und der Körper würde erneut zu wenige Schilddrüsenhormone erhalten.
Zu Beginn der Behandlung kontrolliert Ihr Arzt den Hormonspiegel etwa alle 4 Wochen, im weiteren Verlauf dann einmal im Quartal. Ist der Patient optimal eingestellt und verträgt die Hormongabe ohne Beschwerden, reicht in vielen Fällen später eine jährliche Überprüfung des Hormonspiegels.
Bei gut eingestellter Medikamentendosis sowie regelmäßiger und vor allem vorschriftsmäßiger Einnahme sind Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) genauso leistungsfähig und leben genauso lange wie Menschen ohne Schilddrüsenunterfunktion. Bei einer angeborenen Hypothyreose hängt der Behandlungserfolg ganz entscheidend vom Zeitpunkt ab, zu dem die Schilddrüsenunterfunktion erkannt wird.
Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen
Achten Sie bei der Wahl Ihrer Nahrung auf eine optimale Jodzufuhr. Am besten, Sie essen mindestens einmal pro Woche frischen Seefisch (Scholle, Kabeljau). Würzen Sie Ihre Mahlzeiten mit jodiertem Speisesalz. Der optimale Jod-Tagesbedarf liegt bei 200 Mikrogramm (µg) ab einem Alter von 15 Jahren, 180 µg ab 50 Jahren und 230 µg für Schwangere. Rauchen erhöht den Jod-Bedarf, denn durch das Nikotin wird die Jodaufnahme blockiert. Eine Tagesdosis von 500 µg sollte allerdings ohne therapeutischen Hintergrund keineswegs überschritten werden.
Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft

Die Schilddrüse vergrößert sich während einer Schwangerschaft leicht, da an sie während dieser Zeit erhöhte Anforderungen gestellt werden. Auch eine gesunde Schilddrüse kann deshalb in ihrer Hormonproduktion und in ihrem Gewebewachstum ein wenig von den Normwerten abweichen.
Durch die ansteigenden Schwangerschaftshormone Östrogen und Humanes Choringonadotropin (HCG) verändern sich auch die Schilddrüsenhormonwerte. Daher reicht es zur Kontrolle der Schilddrüsenfunktion in der Schwangerschaft nicht aus, dass der Arzt nur das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) der Hirnanhangsdrüse bestimmt, sondern es müssen die freien Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) im Blut gemessen werden. Wichtig ist, dass alle Schilddrüsenwerte sehr engmaschig überwacht werden, da sich durch das wachsende Baby auch der Schilddrüsenstoffwechsel stetig verändert. Manchmal können Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse nötig werden, um deren Umfangsvermehrung sichtbar zu machen.
Eine übermäßige Vergrößerung der Schilddrüse sollten Sie dringend von Ihrem Arzt untersuchen lassen. Denn ein Kropf kann entstehen oder Knoten aus entarteten Zellen. Auch die Schädigung durch das körpereigene Immunsystem kommt vor (Hashimoto-Thyreoiditis). Eine während der Schwangerschaft entwickelte Schilddrüsenunterfunktion ohne Schilddrüsenerkrankungen kann sich nach der Geburt wieder vollständig normalisieren.
Als Ursachen für die Schilddrüsenunterfunktion kommen infrage:
- Jodmangel oder erhöhte Jodaufnahme: Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Jod zwar erhöht (230-260 µg pro Tag), dennoch sollten Sie die Einnahme von Jod-Tabletten vorher mit Ihrem Arzt besprechen.
- Einnahme von Medikamenten gegen Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika)
- Schädigung des Schilddrüsengewebes durch das körpereigene immunsystem (Hashimoto-Thyreoiditis)
Hashimoto Thyreoiditis und Schwangerschaft
Bei Frauen mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse kommt es während der Schwangerschaft durch die immununterdrückenden Mechanismen der Schwangerschaft meist zu einem Rückgang der Antikörper.
Der sogenannte TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) kann allerdings in die Plazenta gelangen und die Schilddrüse des Fetus stimulieren. Bei schwangeren Patientinnen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse muss daher im letzten Drittel der Schwangerschaft eine TRAK-Kontrolle zum Ausschluss einer möglichen fetalen Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) durchgeführt werden. Allerdings ist nach einer Schwangerschaft bzw. nach dem Abstillen eine Verschlechterung der Krankheit häufig. Durch die Schwangerschaft kann auch bei der Mutter eine Hashimoto-Thyreoiditis neu entfacht werden, die sich typischerweise in den ersten sechs Monaten nach Geburt bemerkbar macht (Postpartum-Thyreoiditis). Bei allen Frauen mit erhöhten Schilddrüsen-Antikörpern sollte drei und sechs Monaten nach der Geburt des Kindes der TSH-Wert kontrolliert werden.
Unerfüllter Kinderwunsch
Manchmal liegen die Gründe für Fruchtbarkeitsstörungen nicht im Unterleib, sondern im Halsbereich. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist eine der häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Eine Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) macht sich durch Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, Verstopfung und hohen Blutdruck bemerkbar. Die Haut ist trocken und kälteempfindlich, oft hat sie eine teigige Konsistenz und weist nicht eindrückbare Schwellungen auf. Es kommt zu Haarausfall, brüchigen Fingernägeln und zu einem unregelmäßigen Zyklus. Oft zeigt sich bei Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion eine Erhöhung des Prolaktinspiegels. Das Hormon Prolaktin stimuliert das Wachstum der Brustdrüse während der Schwangerschaft und führt zur Milchproduktion (Laktation) im Verlauf der Stillzeit. Prolaktin unterdrückt außerdem den Eisprung, da die Ausschüttung der dafür notwendigen Sexualhormone LH und FSH gehemmt wird.
Falls bei Ihnen eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt wird, wird der Arzt versuchen, der Ursache für die Hypothyreose auf den Grund zu gehen. Dazu wird er einen Schilddrüsenultraschall machen und die Schilddrüsenantikörper bestimmen, um eine Autoimmunerkrankung wie die Hashimoto-Thyreoiditis ausschließen zu können. Eventuell ist auch eine Szintigrafie notwendig. Falls Sie Arzneimittel mit dem synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormon Levothyroxin erhalten, werden Sie drei Monate nach dem Beginn der Therapie und dann in sechsmonatigen Abständen immer wieder zur Kontrolle der Schilddrüsenfunktion zum Arzt gehen müssen.
Sollten Sie während der Therapie schwanger werden, muss die Hormontherapie unbedingt weiter fortgesetzt werden. Insbesondere in den ersten drei Monaten sind regelmäßige Schilddrüsenhormonkontrollen mit Anpassung der Dosis nötig. Bei richtig dosierter Medikamentengabe ist die normale Entwicklung des Kindes gesichert. Setzt eine werdende Mutter die Medikamente jedoch vorzeitig ab, so kann das Ungeborene körperliche und geistige Schäden davontragen, denn die Schilddrüse des Fötus beginnt erst ab der 12. Schwangerschaftswoche mit der eigenen Thyroxin-Bildung (T4).
Die medikamentöse Behandlung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist bei richtiger Dosierung und Einnahme der Medikamente ungefährlich. Dagegen sollte eine Untersuchung mit radioaktiver Strahlung, zum Beispiel eine Szintigrafie während der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden.
Schilddrüsenhormone und Jodstoffwechsel
Die Plazenta ist in geringem Maße für mütterliche Schilddrüsenhormone durchgängig. Jod, schilddrüsenspezifische Antikörper sowie Medikamente wie Thyreostatika und Betablocker können ebenfalls in die Plazenta gelangen. Ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche ist die kindliche Schilddrüse in der Lage Jod aufzunehmen und Schilddrüsenhormone zu produzieren. Allerdings sind bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche im Gehirn Rezeptoren für Schilddrüsenhormone ausgebildet. Eine ausreichende Jodzufuhr sowie eine gute Einstellung der Schilddrüsenstoffwechsellage der werdenden Mutter sind für eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes daher unbedingt erforderlich.
Während Schwangerschaft und Stillperiode steigt der Jodbedarf von normal 150 µg pro Tag auf täglich 230 bzw. 260 µg.
- Verwenden Sie Jodsalz zum Zubereiten von Speisen
- Achten sie darauf, dass Fertiggerichte, Wurstwaren, Brot und Backwaren mit Jodsalz hergestellt wurden
- Essen Sie zweimal pro Woche Seefisch (Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau)
- Eine ergänzende Einnahme von Jodtabletten (100-150 µg/Tag) zur Sicherstellung des erhöhten Jodbedarfs sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden
Schilddrüsenunterfunktion und Kinder

Bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse wenig oder keine der Schilddrüsenhormone Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3). Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel, der Regulation der Körpertemperatur und bei der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
Bei Babys und Kindern kann eine unerkannte Schilddrüsenunterfunktion schwere Folgen haben, da die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) auch für das Wachstum und die Gehirnentwicklung verantwortlich sind. Etwa eines von 4.000 Neugeborenen ist von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen, Mädchen doppelt so häufig wie Jungen. Wir frühzeitig mit einer regelmäßigen Einnahme von Schilddrüsenhormonen begonnen, entwickeln sich die Kinder ganz normal.
Schilddrüsen Entwicklung
Die Schilddrüse wird zunächst in Höhe des Zungengrundes angelegt. Sie wandert innerhalb der ersten embryonalen Monate nach unten und kommt schließlich in Kehlkopfhöhe zu ihrer endgültigen Lage. Störungen dieser Wanderung können zur Entstehung der sogenannten
ektopen Schilddrüsenanlagen (
Zungengrundschilddrüse) führen.
Ab der 12. Woche im Mutterleib nimmt die Schilddrüse des Fötus aktiv Jod auf und produziert Schilddrüsenhormone. Das ungeborene Kind ist auf seine eigene Schilddrüsenhormonbildung angewiesen, denn Schilddrüsenhormone gehen nicht von der Mutter auf das Kind über. Wohl aber Jod. Hat die werdende Mutter also Jodmangel, so wird ihr Kind ebenfalls unter Jodmangel leiden. Schwangere sollten daher auf eine ausreichende Jodzufuhr von 200 µg pro Tag achten, um das Kind vor Schäden zu schützen.
Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) des Fötus entwickelt sich zeitlich parallel zur Schilddrüse. Erst zu Beginn der zweiten Schwangerschaftshälfte ist der Reglerkreis Hypothalamus - Hypophyse- Schilddrüse intakt. Der Schilddrüsen-Hormonspiegel im Blut wird von Rezeptorzellen ermittelt und an eine Kontrolleinheit weitergeleitet. Diese Kontrolleinheit ist der Hypothalamus-Hypophysen-Komplex im Gehirn. Sinkt der Schilddrüsen-Hormonspiegel unter das normale Niveau, setzt der Hypothalamus (das ist ein Teil des Gehirns) das Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) frei. TRH stimuliert die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) ins Blut abzugeben. TSH wiederum kurbelt die Hormonproduktion in der Schilddrüse an.
Bei einem hohen Schilddrüsenhormonwert produziert der Hypothalamus weniger TRH. Dadurch gibt die Hypophyse weniger TSH ins Blut ab und die Schilddrüse reduziert die Hormonausschüttung und -produktion.
Wenn Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse normal funktionieren, kann die Hormonproduktion der Schilddrüse also je nach Bedarf an- und abgeschaltet werden. Das garantiert einen konstanten Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Blut.
Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion
Die Gründe für eine Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) bei Kindern können angeboren oder erworben sein.
Zu den angeborenen Faktoren gehören:
- Ektope Schilddrüsen: Sie bilden schon bei Geburt oder aber auch im Kleinkind- oder Schulalteralter zu wenig Schilddrüsenhormone.
- Athyreose oder Dysplasie der Schilddrüse: Die Schilddrüse fehlt ganz oder ist nur teilweise vorhanden
- Störung in der Produktion von Schilddrüsenhormonen: Oft infolge eines Mangels an Enzymen, die den Aufbau der Schilddrüsenhormone aus Tyrosin und Jod vorantreiben. Diese Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) geht mit der Bildung eines Kropfes einher. Es entwickelt sich das sogenannte Pendred Syndrom, bei dem das Jod nicht in Tyrosin eingebaut wird. Gekennzeichnet ist das Pendred Syndrom durch eine Innenohrschwerhörigkeit.
- Rezeptorstörung von Körperzellen gegenüber Schilddrüsenhormonen: T3 kann nicht dort angreifen, wo es gebraucht wird
- Defekter Kontrollmechanismus: Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird durch einen Rückkopplungsmechanismus reguliert. Bei einem Abfall des Schilddrüsenhormons T3 im Blut setzt der Hypothalamus (ein Teil des Gehirns) Thyreotropin-Releasing Hormon (TRH) frei. TRH regt die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) zur Produktion und Freisetzung von Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH) an. TSH wiederum stimuliert nun die Schilddrüse, woraus eine vermehrte Produktion und/oder Freisetzung von Schilddrüsenhormonen resultiert. Einer erniedrigten Schilddrüsenhormonkonzentration im Blut kann eine unzureichende Hormonproduktion durch die Schilddrüse zugrunde liegen. Ursachen dieser Unterproduktion sind erniedrigte bzw. erhöhte Produktion an TSH, verursacht durch eine Fehlfunktion der Hypophyse.
Zu den erworbenen Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion gehören:
- Jodmangel
- Leidet die werdende Mutter an der Autoimmunstörung Morbus Basedow, die mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) einhergeht und wird mit Hormonblockern behandelt, ist das bei niedriger Dosis für das Ungeborene unbedenklich. Höhere Dosen dieser sogenannten Thyreostatika können allerdings die Schilddrüse des ungeborenen Kindes hemmen und zur Schilddrüsenunterfunktion führen
- Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis)
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion
Zu welchem Zeitpunkt der Hormonmangel einsetzt und wie lange er schon andauerte sind wichtige Punkte für die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion. Schon nach der Geburt kann sich eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) bemerkbar machen. Der Säugling zeigt dann folgende Auffälligkeiten:
- Verspäteter Geburtstermin und hohes Geburtsgewicht
*Verlängerte Gelbsucht
- Trinkschwäche
- Erbrechen
- Muskelschwäche
- Hartnäckige Verstopfung
- Harter Bauch
- Kleinwuchs
- Schwerhörigkeit
- Verspätete Zahnentwicklung
- Geistige und körperliche Entwicklungsstörungen
- Später: Sprachstörungen
Weiterhin können auch Hernien auftreten. Darunter versteht man einen Bruch, der durch das Vorfallen des Bauchfells durch eine Muskellücke in die Bauchwand (äußerer Bruch) entsteht. Oder aber es handelt sich um einen Bruch im Zwerchfell (innerer Bruch). Der durch das Bauchfell gebildete Bruchsack kann Teile des Darmes oder des großen Netzes, das den Darm außen überdeckt, enthalten oder mit Flüssigkeit gefüllt sein. Seltener kann der Darm auch in einer Bauchfelltasche innerhalb der Bauchhöhle eingeklemmt werden. Nach dem Ort des Auftretens unterscheidet man mehrere Hernienarten:
Leistenhernie: In der Leiste besteht bei Männern am Austritt des Samenstranges und bei Frauen am Austritt des Mutterbandes aus dem Leistenkanal eine Schwachstelle in der Bauchdecke. Dort kann sich ein mit Darmteilen gefüllter Bruchsack bilden, der dann in den Leistenkanal hineinrutscht.
Hodenhernie (Skrotalhernie): Bei dieser Bruchform wandert der Bruchsack entlang des Samenstranges (oder des Mutterbandes) weiter nach unten und kann bis in den Hodensack beziehungsweise die großen Schamlippen gelangen. Der Hoden erscheint dann stark vergrößert, und Darmteile können darin tastbar sein.
Nabelhernie: Nabelhernien entstehen durch angeborene Schwachstellen der Bauchwand am Nabel.
Zwerchfellhernie: Bei dieser inneren Bruchform schiebt sich der Bruchsack durch eine Lücke im Zwerchfell in den Brustkorb zwischen Rippen- und Lungenfell. Meist treten Zwerchfellhernien auf der linken Seite auf, da die Leber auf der rechten Seite dem Zwerchfell anliegt und so einen Bruch verhindert. Die häufigste Zwerchfellhernie ist die Hiatushernie. Dabei wird der Magen beziehungsweise Magenanteile durch die Durchtrittsstelle der Speiseröhre (Hiatus ösophageus) vom Bauch- in den Brustraum verlagert.
Schenkelhernie: Bruchpforte ist der Schenkelkanal zwischen Leistenband und Beckenknochen. Schenkelhernien sind unter dem Leistenband am Oberschenkel tastbar.
Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann jedoch auch erworben sein. Sie tritt dann erst später mit den folgenden Symptomen auf:
- Ständige Müdigkeit
- Verzögerte geistige Entwicklung
- Sprachstörungen
- Gangstörungen
- Gestörte Feinmotorik
- Erhöhte Kälteempfindlichkeit
- Verzögertes Einsetzen der Pubertät
- Störungen des Knochenwachstums, Skelettveränderungen an Hand, Hüfte und Wirbeln
- Kropfbildung
Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion
Beim sogenannten Neugeborenen-Screening wird dem Säugling am dritten Lebenstag Blut aus der Ferse abgenommen und aus dem Serum die Konzentration verschiedener Hormone bestimmt. Zum einen wird die Menge an Schilddrüsenhormonen T3 und T4 bestimmt, zum anderen der TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon). Die Hirnanhangdrüse bildet das TSH, was wiederum die Schilddrüse dazu anregt, Hormone zu produzieren und freizusetzen. Ein erhöhter TSH-Wert im Blut kann ein Zeichen für einen Mangel an Schilddrüsenhormonen sein.
Eine bereits nach der Geburt vergrößerte Schilddrüse (Kropf) lässt sich mit einer Sonografie erkennen. Mit dieser Ultraschalluntersuchung kann der Arzt die Größe und die Lage der Schilddrüse bestimmen und Knoten oder Zysten (Hohlräume) erkennen. Sind auffällige Veränderungen sichtbar, kann bei älteren Kindern eine Gewebe-Entnahme mittels Szintigrafie oder Feinnadelbiopsie nötig werden. Um zu prüfen, ob eine Autoimmunerkrankung vorliegt, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen das Schilddrüsengewebe richtet, kann der Arzt Schilddrüsen-Antikörper im Blut untersuchen.
Therapie der Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) muss dem Körper das Hormon, das er nicht oder nicht mehr ausreichend produziert, als Medikament zugeführt werden. Der Arzt wird Ihrem Kind also Tabletten verordnen, die das synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormon Levothyroxin enthalten.
Um die richtige Dosierung zu finden, beginnt die Behandlung mit einer kleinen Wirkstoffmenge. Diese wird dann solange gesteigert, bis die benötigte Dosis erreicht ist. Der Bedarf von Schilddrüsenhormonen steigt mit den Lebensjahren an. Daher sind regelmäßige Blutuntersuchungen zur Kontrolle des Hormonspiegels wichtig. Kontrolltermine sind in der Regel im ersten Monat wöchentlich, im 2. und 3. Monat monatlich, dann alle 3 Monate und ab dem zweiten Lebensjahr halbjährlich.
Das können Sie selbst tun
Sie können auch selbst etwas für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes tun: Gehen Sie regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen. Eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) lässt sich durch eine frühzeitige Diagnose meist noch gut behandeln. Werden an einer Schilddrüsenunterfunktion erkrankte Neugeborene noch in den ersten Lebenswochen mit dem fehlenden Hormon behandelt, entwickeln sie sich ganz normal.
Kinder, die erst später eine Schilddrüsenunterfunktion bekommen, werden normal groß, falls man mit der Hormongabe noch vor der Pubertät beginnt. Achten Sie außerdem auf eine jodreiche Ernährung Ihrer gesamten Familie.
Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen
Um einer Schilddrüsenunterfunktion (
Hypothyreose) vorzubeugen, ist eine jodhaltige Ernährung unerlässlich.
Säuglinge (50-80 µg/Tag): Säuglinge, die von Müttern gestillt werden, die bei ihrer Ernährung auf ausreichende Jodzufuhr achten, sind ausreichend mit Jod versorgt. Säuglinge, die nicht gestillt werden, können mit Jod angereicherter Säuglingsmilch versorgt werden.
Ab dem 6. Monat können Sie mit Jod angereicherte Beikost (Getreidebreie, Kartoffel-und Gemüsebreie) verwenden.
Kinder von 1-9 Jahren (100-140 µg/Tag) sowie Jugendliche (180µg/Tag) sollten regelmäßig Seefisch verzehren. Beim Zubereiten und Würzen der Speisen sollten Sie Jodsalz verwenden.
Quellen
Basislehrbuch Innere Medizin, 3. Auflage
Innere Medizin, Strobbe/Baumann, 7. Auflage
F.C. Sitzmann, Pädiatrie, Thieme Verlag, 3. Auflage 2007
Redaktion/Bieni