Was ist Schizophrenie
Schizophrenie hat viele Gesichter. Sogar bei ein und demselben Patienten kann Schizophrenie im Laufe der Zeit völlig unterschiedlich verlaufen. Dennoch ist die Schizophrenie keine Persönlichkeitsspaltung. Schizophrenie bedeutet Bewusstseinsspaltung. Die Wahrnehmung des Erlebten ist geteilt in die Realität so wie sie ist und in die eingebildete Welt. Manche Menschen mit Schizophrenie hören Stimmen, andere haben optische Halluzinationen, wieder andere fühlen sich von Strahlen und magnetischen Einflüssen bedroht und ihrer Gedanken beraubt. Besonders in der ersten Phase der Schizophrenie, wenn die Betroffenen sich selber nicht erklären können, was mit ihnen geschieht, fühlen sie sich verfolgt, überwacht und ausspioniert. Alle Dinge, die um sie herum passieren, werden auf die eigene Person bezogen und das ganze Leben dreht sich nur noch um diese Wahnvorstellungen. Menschen mit Schizophrenie sehen sich aufgrund der vermeintlichen Realität zu ihren Verhaltensweisen gezwungen, dabei arbeitet ihr Verstand ganz normal. Er konzentriert sich eben nur auf die von anderen nicht wahrgenommenen Gegebenheiten.
Schizophrenie Arten
Aufgrund der zahlreichen Symptome und Verlaufsformen der Schizophrenie gibt es eine Vielzahl an Krankheitsbildern, die vom Arzt nach bestimmten Kriterien der ICD-10 klassifiziert werden. Die
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt, die Ziffer 10 bezeichnet die 10. Revision der Klassifikation.
Nach ICD-10 wird die Schizophrenie unter F20.xx eingeteilt. Bei F20.x bezeichnet die Zahl für x die für das Krankheitsbild dominante Symptomatik. Die Zahl für das zweite x bei F20.xx kennzeichnet die Verlaufsform der Schizophrenie.
Die Schizophrenie (F20.xx) beschreibt eine Bewusstseinsspaltung, bei der Veränderungen des Verhaltens und Symptome über mindestens sechs Monate kontinuierlich bestehen. Die Symptome sind individuell sehr unterschiedlich, charakteristisch sind jedoch Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie unpassende oder verflachte Gefühlsregungen. Das äußerst sich im Gedankenlautwerden, Gedankeneingebungen, Wahnvorstellungen, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn sowie dem Gefühl, von außen gelenkt zu werden und Stimmen zu hören, die über die eigene Person sprechen.
Bei der paranoiden Schizophrenie (F20.0) treten dauerhafte paranoide Wahnvorstellungen auf, begleitet von Wahrnehmungsstörungen, akustischen Halluzinationen sowie Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache.
Die Hebephrene Schizophrenie (F 20.1) liegt vor, wenn Wahnvorstellungen und Halluzinationen nur flüchtig und bruchstückhaft auftreten und affektive Veränderungen (Stimmungsveränderungen) im Vordergrund der Erkrankung stehen. Das Verhalten der an Hebephrener Schizophrenie leidenden Menschen ist verantwortungslos und unvorhersehbar. Sie neigen dazu, sich sozial zu isolieren, ihr Denken und ihre Sprache sind zerfahren, ihre Stimmung ist der jeweiligen Situation unangemessen. Die Hebephrene Schizophrenie tritt vor allem bei jungen Leuten im Alter von 15 bis 25 Jahren auf.
Die Katatone Schizophrenie (F 20.2) oder schizophrene Katatonie macht sich durch psychomotorische Störungen bemerkbar. Phasen der körperlichen und geistigen Erregung und Erstarrung (Stupor) wechseln sich ab, Zwangshandlungen können begleitend auftreten und können lange Zeit erhalten bleiben.
Eine Undifferenzierte Schizophrenie (F20.3) liegt vor, wenn keine charakteristischen Merkmale einer der Unterformen der Schizophrenie überwiegt, aber allgemeine diganostische Kriterien der Schizophrenie vorliegen.
Unter einer Postschizophrenen Depression (F20.4) versteht man eine länger andauernde depressive Episode, die im Anschluss an ein schizophrenes Krankheitsbild auftritt. Vorsicht: Bei der Postschizophrenen Depression besteht ein erhöhtes Suizidrisiko.
Als Schizophrenes Residuum (F20.5) oder Schizophrener Residualzustand wird ein chronisches Stadium in der Entwicklung einer schizophrenen Erkrankung bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch die kontinuierliche Verschlechterung der Beschwerden sowie Symptome wie Passivität, Vernachlässigung der Körperpflege, vermindertes Sozialleben, Antriebsminderung, Sprachverarmung, Vermeidung von Blickkontakt.
Eine Schizophrenia simplex (F20.6) liegt vor, wenn sich schleichend eine Antriebsminderung und Abflachung der Gefühle entwickeln. Bei Schizophrenia simplex überwiegen zunächst nur die negativen Symptome wie Apathie, Sprachverarmung, Sprachverflachung.
Unter die andere Schizophrenie (F20.8) fallen sonstige, ganz spezielle und individuell verschiedene Formen der Schizophrenie.
Schizophrenie Verlaufsformen
Die Verlaufsformen der Schizophrenie können entweder kontinuierlich, episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein oder es können eine oder mehrere Episoden mit vollständigem oder unvollständigem Nachlassen der Krankheitssymptomatik auftreten.
Laut ICDE-10 sind folgende Verlaufsformen möglich:
F20.x.0: kontinuierlich
F20.x1: episodisch mit anwachsendem Residuum (immer mehr Restsymptome bleiben nach jeder Episode zurück)
F 20.x2: episodisch mit stabilem Residuum (eine klar definierte Anzahl von Restsymptomen bleiben nach jeder Episode zurück)
F20.x3: episodisch remittierend (zeitweilig nachlassende Symptome nach jeder Episode)
F20.x4: mit unvollständiger Remission (das zeitweise oder dauerhafte Nachlassen von Krankheitssymptomen erfolgt nicht vollständig)
F20.x5: mit vollständiger Remission
F20.x8: andere
F20.x9: unklar, da der Beobachtungszeitraum unter einem Jahr liegt
Andere Krankheitsbilder
Keine Unterformen der Schizophrenie, sondern eigenständige Krankheitsbilder sind die folgenden Leiden:
Eine Schizotype Störung (F21.xx) liegt vor, wenn exzentrisches Verhalten und Anomalien in Denken und Stimmung auftreten, die schizophren wirken. Jedoch dürfen die Symptome einer Schizophrenie weder aktuell noch früher vorgelegen haben. Eine Schizotype Störung hat kein beherrschendes Symptom, die Zuordnung zu dieser Erkrankung erfordert allerdings das Vorhandensein von mindestens drei der folgenden Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren:
- Exzentrik in Verhalten und Erscheinung
- Sozialer Rückzug und wenig zwischenmenschliche Kontakte
- Beziehungsfantasien, paranoide Ideen, bizarre Überzeugungen, aber ohne Wahn
- zwanghaftes Grübeln über sexuelle, aggressive Dinge
- Episodenhaft auftretende Entpersonalisierungs-Erlebnisse
- Gekünstelte, stereotype Sprache und Denkweise
- Episoden von Halluzinationen, wahnähnlichen Ideen und Illusionen
Anhaltende wahnhafte Störungen (F22.x) sind gekennzeichnet durch Wahnvorstellungen, die über drei Monate anhalten, aber im Gegensatz zur Schizophrenie ohne Halluzinationen verlaufen. Bei diesem Krankheitsbild dürfen auch keine schizophrenen Episoden in der Vorgeschichte vorgelegen haben. Die Wahnvorstellungen sind gekennzeichnet durch eine einzelne dominante Wahnidee oder aufeinander bezogene Wahninhalte. Es können auch leichtere Symptome der Schizophrenie dazukommen wie etwa anhaltendes Stimmen-Hören. Auch die sogenannte Paranoia querulans (Querulantenwahn) fällt unter das Krankheitsbild der Anhaltenden wahnhaften Störungen. Menschen mit Querulantenwahn sind der festen Überzeugung, dass sich alle Mitmenschen gegen sie verschworen haben, sie betrügen, hintergehen, zu Unrecht irgendeiner Tat verdächtigen. Sie suchen Abhilfe in ständigen telefonischen und schriftlichen Beschwerden bei den angeblichen Verursachern des Unrechts (auch Behörden, Gerichte und öffentliche Einrichtungen), ziehen vor Gericht und haben die Fähigkeit zur Einsicht vollkommen verloren.
Vorrübergehende akute psychotische Störungen (F23.xx) liegen vor, wenn die typischen Symptome der Schizophrenie mit einer Dauer von weniger als einem Monat vorliegen und wenn die psychotischen Störungen innerhalb von zwei Tagen bis zwei Wochen nach einer akuten seelischen Belastung beginnen und eine körperliche Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden kann. Vorübergehend akute psychotische Störungen treten häufig als Reaktion auf großen persönlichen Stress auf, zum Beispiel nach dem Tod eines nahen Angehörigen oder anderen schweren Traumata. Die Symptome sind häufig sehr schwer, jedoch tritt bei den meisten Betroffenen eine schnelle Genesung ein.
Als Untergruppen, klassifiziert nach dominanter Symptomatik gelten hier:
F 23.0: Akute polymorphe psychotische Störung ohne Symptome einer Schizophrenie: Hier sind mehrere Halluzinationsformen und Warninhalte gemischt und treten im Wechsel auf
F 23.1.: Akute ploymorphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie: Genau wie bei F23.0 plus Symptome der Schizophrenie unter einem Monat Dauer.
F 23.2.: Akute schizophrenieforme psychotische Störung: Hierunter fällt eine Schizophrenie bzw. eine schizophrene Reaktion unter einem Monat Dauer
F23.3.: Andere akute vorwiegend wahnhafte psychotische Störung: Hier liegen stabile Wahnvorstellungen vor (Verfolgungswahn, Beziehungswahn) und stabile akustische Halluzinationen
Je nach Belastung kommen hinzu:
F23.x0: ohne akute anhaltende Belastung
F23.x1: mit akuter anhaltender Belastung
Eine Induzierte wahnhafte Störung (F24) liegt vor, wenn zwei oder mehr Menschen denselben Wahninhalt zeigen und sich gegenseitig darin bestärken. Zwischen diesen Menschen besteht eine enge Beziehung und es kann ein zeitlicher, ideologischer und/oder religiöser Zusammenhang dokumentiert werden, der den einen Menschen dazu veranlasste, den anderen in seine Wahnvorstellungen miteinzubeziehen.
Die Schizoaffektive Störung (F25.xx) weist dieselbe Symptomatik wie die Schizophrenie auf. Gleichzeitig ist die Schizoaffektive Störung aber noch durch Stimmungsveränderungen wie Manie (in Form von Hochgefühlen) und /oder Depression (in Form von tiefster Niedergeschlagenheit) gekennzeichnet. Die Anzeichen einer Depression sind dabei die Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden. Wut, Trauer und Freude werden nicht mehr wahrgenommen. Die Betroffenen leiden unter Antriebsarmut und sind manchmal zu gar keinen Aktivitäten in der Lage. Die Manie zeigt sich in völliger Selbstüberschätzung des Betroffenen, Hyperaktivität, ständigem Redefluss, eventuell Streitsucht oder schamlosem Verhalten.
Im Gegensatz zur bipolaren Störung treten die Schizophrenen Symptome bei der Schizoaffektiven Störung auch außerhalb von manischen und depressiven Phasen auf.
Laut ICD-10 klassifiziert man Schizoaffektive Störungen folgendermaßen:
F25.0: Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch: Hier liegt eine Manie plus mindestens ein eindeutiges Symptom für eine Schizophrenie vor.
F25.1: Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv: Hierbei müssen mindestens ein eindeutiges Symptom von Depressionen und mindestens ein Symptom der Schizophrenie vorhanden sein.
F25.2: Gemischt schizoaffektive Störung: Symptome einer Schizophrenie und bipolar-affektive Symptome treten gleichzeitig auf.
F25.3: Andere schizoaffektive Störungen: Hierunter fällt die zyklische Schizophrenie. Bei diesem Krankheitsbild wechseln sich Episoden mit schizophrenen und affektiven Krankheitszeichen ab.
Schizophrenie Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung einer Schizophrenie sind noch weitgehend ungeklärt. Fest steht, dass sowohl Veranlagung (angeborene Anfälligkeit für die Erkrankung aufgrund von Schizophrenie bei einem oder beiden Elternteilen) und ein prägendes soziales Umfeld als auch gewisse Stress-Ereignisse zur Entstehung der Schizophrenie beitragen können. Auslöser sind dabei oft belastende Situationen wie Tod eines Familienmitglieds, Trennung vom Partner, Jobverlust. Solche Dinge machen Menschen mit Schizophrenie empfindlicher für die Stürme des Lebens. Die eigene, ganz individuelle Stressgrenze wird durch solche Ereignisse stark herabgesetzt.
Für die Symptome der Schizophrenie ist wahrscheinlich eine Störung des Gehirnstoffwechsels verantwortlich. Das Gehirn kommt mit der Flut an äußeren Reizen nicht klar, es schaltet auf eine andere Stufe der Umweltwahrnehmung um. Eventuell liegt eine übermäßige Aktivität von Dopamin vor. Im sogenannten Limbischen System im Gehirn von Menschen mit Schizophrenie reagieren die Andockstellen für den Nervensignalübertragungs-Botenstoff Dopamin überempfindlich.
Das Limbische System beeinflusst unser instinktives, unterbewusstes Verhalten, was nicht von der Vernunft gesteuert wird. Besonders in Stress- oder Krisenzeiten können tief sitzende Instinkte unser Bewusstsein beherrschen. Das Limbische System sitzt in der unteren Mitte unseres Gehirns und vermittelt die Auswirkungen innerer Stimmungen auf unser äußeres Verhalten. Es verknüpft auch Gefühle mit Sinneseindrücken.
Andere Theorien zur Entstehung der Schizophrenie gehen aus von belastenden Risikofaktoren in der Familie, regelmäßigem Cannabis-Konsum oder Infektionen des Zentralen Nervensystems vor der Geburt oder in frühester Kindheit. Auch eine verminderte Hirndurchblutung könnte die typischen Denkstörungen bei Schizophrenie erklären.
Manchmal liegen der Schizophrenie auch Angststörungen zugrunde.
Schizophrenie Symptome
Die Hauptsymptome bei einer Schizophrenie sind Wahnvorstellungen, die mindestens einen Monat lang andauern. Meistens verläuft die Schizophrenie in Schüben. Phasen mit Krankheitsanzeichen wechseln sich mit unauffälligen Phase ab. Nach jedem Schub können Wesens- und Verhaltensänderungen zurück bleiben. Die Schizophrenie kann aber auch kontinuierlich fortschreiten.
Um eine Schizophrenie zu diagnostizieren muss mindestens eines von den folgenden Symptomen vorliegen:
- Kontrollwahn
- Kommentierende Stimmen oder Stimmen im Dialog
- Anhaltender, völlig unrealistischer Wahn
- Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenlautwerden
Es können bei einer Schizophrenie aber auch minimal zwei der folgenden Symptome auftreten:
- Halluzinationen
- Gedankenabreißen oder Gedankeneinschiebungen
- Katatone Symptome wie Verharren über Stunden in völliger Bewegungslosigkeit mit verdrehten Gliedmaßen, Sprachlosigkeit, mechanisches Ausführen von Anweisungen oder das völlige Gegenteil von dem tun, was verlangt wurde, stereotypes Nachsprechen von Gehörtem oder Gesehenem. Bei der katatonen Erregung kommt es zu unkontrollierten Bewegungen, Schreien, Grimassen, Wälzen auf dem Boden und Aggressivität
- Negativsymptome wie Apathie, Sprachverarmung, Sprachverflachung
Bei der Schizophrenie unterscheidet man die sogenannte Positivsymptomatik, also Verhaltensweisen, die übermäßig ausgeprägt sind und die Negativsymptomatik, die durch passives Verhalten gekennzeichnet ist.
Bei der Positivsymptomatik treten auf: Denkstörungen, Wahnideen, Halluzinationen, das Gefühl in Gedanken, Emotion und Handeln von außen gesteuert zu werden.
Unter die Negativsymptomatik fällt alles, was die Betroffenen antriebslos, apathisch, gefühlsarm werden lässt. Bei Schüben der Schizophrenie mit passiver Symptomatik ziehen sich die Betroffenen von allem zurück, Denken und Sprache erlahmen.
Wahnvorstellungen bei Schizophrenie sind gekennzeichnet durch eine falsche Beurteilung der Realität. Das Verhalten anderer Menschen wird missverstanden und zwanghaft auf sich bezogen. Verfolgungswahn und Beziehungswahn entstehen. Für Außenstehende ist dieses Symptom der Schizophrenie sehr befremdlich und bizarr.
Halluzinationen gehören zu den Sinnestäuschungen. Menschen mit Schizophrenie sehen, fühlen, hören, riechen und schmecken etwas, wofür es keine für andere ersichtlichen Sinnesreize gibt. Menschen mit Schizophrenie hören für andere nicht wahrnehmbare Stimmen, die ihnen Befehle geben, ihr Verhalten kommentieren oder sich untereinander unterhalten. Menschen mit Schizophrenie glauben oft auch, ihre eigenen Gedanken zu hören (Gedankenlautwerden) oder sie sehen überall Gesichter, die sonst keiner sieht.
Depersonalisierung ist ein häufiges Symptom der Schizophrenie. Gedanken, Gefühle und der eigene Körper erscheinen fremdgesteuert. Die Grenzen zwischen dem Ich und er Umwelt verschwimmen. Menschen mit Schizophrenie haben das Gefühl, dass sich ihre Gedanken im Raum ausbreiten und dass andere sie hören können (Gedankenausbreitung). Beim Gedankenentzug glaubt der Schizophrene, dass ihnen die eigenen Gedanken von einer äußeren macht weggenommen werden, bei der Gedankeneingebung erscheinen die Gedanken von außen eingetrichtert. Menschen mit Schizophrenie fühlen sich oft wie eine Marionette, wie willenlos von außen gesteuert wird.
Denkstörungen treten auf, wenn der Denkablauf verzerrt ist. Menschen mit Schizophrenie erfinden zum Beispiel Wörter neu, die für andere keinen Sinn ergeben und völlig absurd klingen. Ihre Gedankengänge erscheinen sprunghaft, oft reden sie einfach vor sich hin und ihre Wörter und Satzfetzen ergeben für Außenstehende keinen Sinn.
Bei der paranoiden Schizophrenie hören die Betroffenen Stimmen, haben Wahnideen, Verfolgungswahn und Halluzinationen. Dafür haben sie keine oder weniger starke Störungen des Denkens und der Gefühlsäußerungen.
Bei Hebephrener Schizophrenie zeigen die Betroffenen bizarres, der Situation unangemessenes Verhalten, kichern selbstverliebt vor sich hin oder zeigen ein selbstversunkenes Lächeln. Nach Phasen der Antriebssteigerung entwickelt sich später eine völlige Erstarrung. Vorübergehend treten Wahnsymptome wie Stimmenhören auf. Oft beschäftigen sich die Betroffenen intensiv mit religiösen oder philosophischen Themen und reden darüber, ohne Sinn und Zweck.
Die Symptome der Katatonen Schizophrenie sind gekennzeichnet durch den Wechsel von Antriebs- und Bewegungsstörungen. Die Störungen in den Bewegungsabläufen äußern sich im vermehrten Bewegungsdrang bei der katatonen Erregung sowie einer stark eingeschränkten Beweglichkeit beim katatonen Stupor. Bei der katatonen Erregung sind die Patienten sehr unruhig, sie wälzen sich herum, schlagen oder gestikulieren wild um sich, reißen sich die Kleider herunter. Menschen mit schizophrener Katatonie machen meistens genau das Gegenteil, was von ihnen verlangt wird oder sie führen das von ihnen Verlangte mechanisch aus. Manchmal werden Wörter und Sätze unzählige Male wiederholt.
Beim katatonen Stupor ist der Betroffene bewegungslos, aber sein Bewusstsein bleibt voll erhalten. Menschen mit katatonem Stupor liegen oder sitzen wie erstarrt da (oftmals mit verbogenen Armen und Beinen), sprechen nicht, erscheinen aber sehr aufgeregt oder ängstlich. Die Bewegungsstörungen können über einen längeren Zeitraum anhalten.
Beim Schizophrenen Residualzustand werden nach mehrjähriger Schizophrenie-Erkrankung die schizophrenen Schübe seltener und die Negativsymptome wie Antriebslosigkeit, Apathie und Gefühlsarmut überwiegen. Typisch ist, dass Gefühle und Gefühlsäußerungen verarmen, während Konzentrationsstörungen und depressive Verstimmungen zunehmen. Die Betroffenen brechen den Kontakt zur Außenwelt ab, geben Hobbys auf, verfallen in soziale Isolation.
Schizophrenie Diagnose
Bevor die Diagnose Schizophrenie fällt, müssen organische Ursachen der psychischen Veränderungen ausgeschlossen werden. Dazu gehören Hirnerkrankungen wie Epilepsie, Entzündungen im Gehirn, Gehirntumore, Schädel-Hirn-Trauma. Aber auch Funktionsstörungen der Schilddrüse, eine beginnende Demenz, eine schwere Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen wie Borderline können schizophrene Symptome auslösen. Psychische Störungen, die ausgelöst werden durch Drogenkonsum wie Cannabis oder exzessiven Alkoholgenuss oder Entzugserscheinungen, sollten im Vorfeld der Diagnose ebenfalls ausgeschlossen werden.
Für Untersuchungen des Gehirns auf Verletzungen, Tumore oder Entzündungen werden bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt.
Genauso wichtig wie die körperlichen Untersuchungen ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patienten (Anamnese). Dabei werden auch Familie und/oder Betreuer befragt, denn sie können den Zustand des Patienten und seine Wesensveränderungen während einer schizophrenen Episode genauer beschreiben. Menschen mit Schizophrenie meinen, sie brauchen keine Hilfe, daher ist der erste Schritt, nämlich der Gang zum Arzt, oft der schwerste für sie.
Leider gibt es keinen speziellen Schizophrenie-Test, weil das Krankheitsbild so viele verschiedene Ausprägungen hat. Der Arzt diagnostiziert die Schizophrenie anhand des Ausschlusses anderer Erkrankungen und aufgrund bestimmter Kriterien. Der Betroffene muss mindestens eines der folgenden Symptome aufweisen:
- Gedankenlautwerden, Gedankenentzug, Gedankeneingebung und/oder Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn
- Hören von Stimmen, die das eigene Verhalten kontrollieren oder sich unterhalten
- Wahnvorstellungen
Bei mindestens zwei der folgenden Symptome ist eine Schizophrenie ebenfalls wahrscheinlich:
- Halluzinationen, optisch, akustisch, beim Riechen, Schmecken und Tastsinn
- Gedankenabreißen oder Gedankeneinschiebungen
- Automatenhaftes Verhalten, Bewegungslosigkeit bei vollem Bewusstsein
- Geistige Abwesenheit, Sprachverarmung
Schizophrenie Therapie
Die Therapie von Schizophrenie verbindet eine medikamentöse Behandlung mit verhaltens- und psychotherapeutischen Therapien. Viele Schizophrene können ein weitgehend eigenständisches Leben führen, wenn sie kontinuierlich therapeutisch überwacht werden und wenn soziale Hilfsdienste helfen, den Alltag zu organisieren. Auch die Unterstützung von Angehörigen und Freunden ist dabei extrem wichtig.
Medikamente
Bei Schizophrenie werden vor allem
Neuroleptika eingesetzt. Diese mildern die Wahnsymptome und Halluzinationen, dämpfen Angst, Erregung, Spannung und Aggressivität. Neuroleptika können die Schizophrenie nicht heilen, sondern nur deren Symptome bessern und zwar nur für den Zeitraum, in dem sie nach Anweisung des Arztes eingenommen werden.
Neuroleptika werden in zwei Typen eingeteilt: die klassischen Neuroleptika, die es schon lange gibt und die neueren, sogenannten atypischen Neuroleptika. Welche im Einzelfall eingesetzt werden, richtet sich danach, ob die positive oder negative Symptomatik der Schizophrenie überwiegt.
Klassische Neuroleptika wie zum Beispiel solche mit den Wirkstoffen Benperidol, Melperon, Haloperidol beeinflussen Positivsymptome schnell und gut. Das liegt daran, dass sie Rezeptoren an den Nervenzellen blockieren, an denen normalerweise der Botenstoff Dopamin andockt. Damit reduziert sich dessen Wirkung: wahnhafte Vorstellungen und Halluzinationen verringern sich, Patienten werden ruhiger und gleichgültiger. Bei Langzeitgebrauch können klassische Neuroleptika allerdings schwerwiegende Bewegungsstörungen hervorrufen. Der Grund dafür ist, dass die Nervenzellen, deren Rezeptoren für Dopamin durch das Medikament blockiert wird, nicht nur in Gehirnteilen vorhanden ist, an denen Denken und Fühlen geregelt wird, sondern auch da, wo Bewegungen gesteuert werden. Vorsicht: die in Kaffee und Tee enthaltenen Gerbstoffe können die Wirkung von Neuroleptika verringern. Auch mit Alkohol sollten Sie Neuroleptika nicht einnehmen, denn Neuroleptika verstärken die dämpfende Wirkung von Alkohol.
Atypische Neuroleptika wie solche mit den Wirkstoffen Olanzapin, Quetiapin oder Clozapin beeinflussen die Negativsymptomatik stärker und brauchen etwas länger bis sie wirken. Sie verursachen bei Langzeitgebrauch seltener Bewegungsstörungen können aber eine erhebliche Gewichtszunahme verursachen. Damit steigt das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und Typ-2-Diabetes. Wegen des Risikos von lebensbedrohlichen Blutbildungsstörungen bei einigen atypischen Neuroleptika muss während der Dauer der Einnahme regelmäßig ein Blutbild gemacht werden. Vorsicht auch bei gleichzeitiger Einnahme von Blutdrucksenkern. Neuroleptika verstärken ihre Wirkung. Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel können die dämpfende Wirkung der Neuroleptika verstärken: Bewusstsein und Atmung können somit ernsthaft beeinträchtigt werden.
Psychotherapie
In Einzelgesprächen wird bei der Therapie der Schizophrenie versucht, ein eventuell traumatisches Ereignis in der Kindheit zu finden und zu bearbeiten. Außerdem wird versucht, die sozialen Fertigkeiten des unter Schizophrenie Leidenden wieder zu entdecken, auszubauen und zu trainieren.
Bei der unterstützenden Psychotherapie lernt der an Schizophrenie Erkrankte Dinge, die ihm den Alltag mit der Schizophrenie erleichtern. Ziel ist es, den Betroffenen Mut zu machen, ein Bewusstsein für die eigene Erkrankung zu schaffen, über individuelle Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären und auch für die Therapie zu motivieren.
In einer Kognitiv-Behavioralen Therapie werden Übungen zu Konfliktmanagement und Konfliktlösung durchgeführt. Sie sollen dem Patienten bei Rückfallanzeichen und beim alltäglichen Leben mit der Schizophrenie helfen. Natürlich werden auch aktuelle Probleme besprochen und gemeinsam an individuellen Lösungen gearbeitet.
In der Verhaltenstherapie lernen die Patienten mit Schizophrenie Ablenkungsstrategien, die ihnen helfen, sich von den Symptomen der Schizophrenie, insbesondere Wahnvorstellungen und Halluzinationen, nicht vereinnahmen zu lassen.
Die Soziotherapie soll den Umgang mit anderen Menschen fördern, die Schizophrenen aus ihrer eigenen Welt und inneren Isolation lösen und helfen, die eigenen Fähigkeiten wieder zu entdecken. Im Rahmen von Beschäftigungstherapien lernen die an Schizophrenie Erkrankten, wie sie sich wieder in den normalen Alltag einfügen können. Natürlich funktioniert das alles nicht von heute auf morgen. Es ist ein langer Prozess, doch jeder noch so kleine Schritt bedeutet schon einen Erfolg.
In der Regel beginnt jede Therapie der Schizophrenie mit einem stationären Aufenthalt in einer speziellen Klinik. Danach wird meist eine Tagesklinik besucht, um dann im letzten Schritt mit therapeutischer Begleitung wieder ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ob das möglich ist, hängt natürlich vom individuellen Beschwerdebild und dem Schweregrad der Schizophrenie ab.
Schizophrenie Prognose
Die Schizophrenie verläuft bei jedem Menschen anders. Daher ist auch die Prognose für die Schizophrenie individuell völlig verschieden.
Je früher eine Schizophrenie behandelt wird und je besser das soziale Netzwerk ist, was die Patienten auffangen kann, desto besser sind die Prognosen.
Viele Menschen mit Schizophrenie erkranken nur einmal im Leben und danach nie wieder. Bei anderen kommt es in größeren Zeitabständen zu Rückfällen, in der Zeit dazwischen sind sie vom Geisteszustand her völlig gesund. Wieder andere leiden fast ständig unter den Bewusstseinsstörungen. Oft bleibt nach einem Rückfall eine verminderte Stressverträglichkeit zurück und ein Defizit in der sozialen Kommunikation. Im Prinzip können nach jedem schizophrenen Schub bestimmte Symptome dauerhaft zurückbleiben. Das betrifft vor allem die Negativsymptomatik, also mangelnder Antrieb, depressive Verstimmungen, Gefühlsarmut, Konzentrationsstörungen. Trotzdem ist die Schizophrenie eine Krankheit, die sich mit entsprechenden Medikamenten und Psychotherapie gut in den Griff bekommen lässt.
Gut ist die Prognose für eine Schizophrenie, die aufgrund eines traumatischen Ereignisses akut ausbricht. Günstig für ein weitgehend normales Leben mit Schizophrenie sind auch ein gutes soziales Netzwerk und eine feste Partnerschaft.
Bei der Hebephrenen Schizophrenie ist die Prognose sehr schlecht. Die Erkrankung kann bis zur Demenz fortschreiten.
Schizophrenie Hilfe
Noch immer ist die Diagnose Schizophrenie für viele Betroffene und ihre Angehörigen ein Schock. Schlimmstenfalls versuchen sie, die Krankheit vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Das ist für alle Beteiligten sehr belastend und nicht gerade förderlich für die Heilung. Statt soziale Isolation zu schaffen, sollten an Schizophrenie erkrankte Menschen aus ihrer eigenen Welt hinaus geholt werden. Das schaffen Sie als Familienmitglied oder Freunde aber nicht allein, denn die Behandlung von Schizophrenie ist ein langwieriger Prozess, der von Fachleuten begleitet werden sollte.
Sie helfen einem an Schizophrenie erkrankten Familienmitglied oder Freund/Freundin daher am meisten, wenn Sie ihn oder sie davon überzeugen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sprechen Sie aber nicht aus, dass Sie das vorschlagen, weil Sie vermuten, dass der Betroffene eine psychische Störung hat. Das kann von dem an Schizophrenie Erkrankten als Angriff, als Überwachung oder gar als Komplott missverstanden werden und zum Kontaktabbruch führen. Stattdessen können Sie die oft vorhandenen Erschöpfungszustände oder körperliche Symptome, die der an Schizophrenie Erkrankte zeigt, als notwendige Gründe für einen Arztbesuch nennen.
Ist der an Schizophrenie Erkrankte für Argumente nicht mehr zugänglich und ist er ganz und gar in seinen Wahnvorstellungen gefangen, dann kann eine Zwangseinweisung in eine Klinik nötig werden. Das ist allerdings nur rechtens, wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt. In allen anderen Fällen ist im Umgang mit an Schizophrenie erkrankten Menschen vor allem eines gefragt: Geduld. Es dauert seine Zeit, bis so viel Vertrauen aufgebaut ist, dass der Schizophrene sich helfen lassen möchte.
Nach Behandlung durch einen Facharzt und Therapeuten ist es wichtig, den Menschen mit Schizophrenie Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dabei sollten Sie eine Überbehütung jedoch unbedingt vermeiden. Helfen Sie ihm oder ihr, wieder im täglichen Leben klarzukommen, bieten Sie Ihre Unterstützung an, aber lassen Sie Freiheiten. Wichtig ist, dem an Schizophrenie Erkrankten Liebe, Wärme, aber auch Ruhe und Gelassenheit zu vermitteln. Lassen Sie sich durch Rückfälle und Unsicherheiten nicht entmutigen. Und: machen Sie sich klar, dass Sie kein Therapeut sind. Holen Sie sich Hilfe und Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe.
Quellen
Schizophren? Orientierung für Betroffene und Angehörige. Klingberg/ Mayenberger/ Blaumann. Weinheim, Beltz-Verlag 2005
Redaktion/Bieni