
In einem ersten Gespräch (Anamnese) wird der Arzt Sie fragen, wann und wo die Schmerzen auftreten. Der Arzt wird außerdem wissen wollen, ob die Schmerzen schlimmer beim Atmen und bei Belastung werden, ob sie im Ruhezustand bestehen bleiben, ob sie auch nachts auftreten und vor allem seit wann die Beschwerden bestehen?
Nach der Anamnese wird Sie der Arzt untersuchen. Er achtet dabei auf ihre Körperhaltung und für die einzelnen Ursachen charakteristische Fehlhaltungen. Er prüft die Funktion Ihrer Wirbelsäule und tastet betroffene Bereiche ab. Dabei gilt seine Aufmerksamkeit den Wirbelgelenken, eventuellen Blockierungen und Schmerzen, die beim Klopfen auf die entsprechenden Bereiche auftreten. Geachtet wird auf den Schulterstand (beide Schultern müssen im Normalfall gleich hoch stehen) und, die Ausprägung der Krümmung nach Hinten (BWS-Kyphose).
Im Labor können eventuell noch
Entzündungsparameter im Blut (erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit) und die Konzentration der Alkalischen Phosphatase (AP) bestimmt werden. Eine Erhöhung der AP kann auf eine Knochenerkrankung hindeuten, muss aber nicht zwangsläufig. Während des Wachstums und in der Schwangerschaft sind erhöhte AP-Werte normal. Bei Osteomalazie,
Rachitis,
Osteoporose, Knochentumoren und
Metastasen sind die Werte charakteristisch erhöht. Auch bei
Morbus Bechterew und
Rheumatoider Arthritis zeigen sich in aktiven Krankheitsphasen erhöhte AP-Werte.
Mittels Röntgen, CT und Szintigraphie können Knochenveränderungen, abgebildet werden.

Wärme durch Bestrahlung mit Rotlicht, eine medikamentöse Schmerztherapie, Krankengymnastik oder auch alternativ Heilmethoden wie Akupunktur zählen zu den allgemeinen Therapieansätzen einer BWS-Erkrankung. Weiterführend kann das BWS-Syndrom in einer Schmerzklinik behandelt werden.
Medikamente
Als Medikation beim BWS-Syndrom eignen sich entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente aus der Gruppe der
nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac. Vorsicht: NSAR schwächen die Wirkung aller blutdrucksenkenden Medikamente. Auch die Wirkung von harntreibenden Mitteln (Diuretika) wird durch NSAR vermindert. NSAR können die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Mitteln verstärken. Außerdem sind
Blutungen aus der Schleimhaut von Magen und Darm möglich.
Magenschonend und entzündungshemmend sind sogenannte COX-2 Inhibitoren, beispielsweise Parecoxib oder Etoricoxib. Sie greifen wie die NSAR in das Entzündungsgeschehen ein. An den entzündlichen Reaktionen haben die beiden Gewebehormone COX-1 und COX-2 einen großen Anteil. Die COX-2-Inhibitoren verhindern die Wirkung des COX-2-Enzyms. Vorsicht: Nicht anwenden bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, gestörter Nierenfunktion und koronarer Herzkrankheit. COX-2 Inhibitoren können die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern abschwächen. Sie können die Wirkung blutgerinnungshemmender Mittel verstärken. Wird Etoricoxib gleichzeitig mit einem hormonellen Mittel zur Empfängnisverhütung eingenommen, kann der Östrogenspiegel im Blut ansteigen. Das Risiko zur Entstehung einer Thrombose steigt.
Muskelentspannende Mittel, also sogenannte Muskelrelaxantien werden eingesetzt, wenn die Grunderkrankung nicht zu beeinflussen ist und Schmerzen nur kurzfristige mit diesen Mitteln eingedämmt werden sollen. Benzodiazepine werden bei akuten Muskelverspannungen wie beim Hexenschuss eingesetzt. Sie mildern die bewusste Wahrnehmung von Gefühlen und die Intensität. Sie dämpfen Spannung, Erregung und Angst, wirken entspannend und beruhigend auf die Muskeln.
Physikalische Therapie
Hierunter fallen verschiedene Methoden, die die Schmerzen beim BWS-Syndrom lindern und zur Lockerung der Muskulatur beitragen.
Die Physiotherapie ist eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Therapie. Mit der Physiotherapie sollen Haltungen korrigiert, Spannungen im Weichteilgewebe gelöst und die Muskeln neben der Wirbelsäule gekräftigt werden. Dadurch wird versucht, die Überbelastung der Brustwirbel zu reduzieren und Fehlhaltungen aktiv selbst im Alltag zu korrigieren.
Besonders bei akuten Blockierungen kann die manuelle Therapie in Form einer Chirotherapie helfen. Mit bestimmten Handgriffen löst der Chirotherapeut vorrübergehende Verschiebungen und Fehlstellungen der Brustwirbelsäule und der Gelenke. Allerdings bessern sich Beschwerden des BWS-Syndroms, die durch Verschleiß, Entzündungen oder angeborene Veränderungen entstehen, durch die Chirotherapie leider nicht.
Bei der TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) werden mit Hilfe eines Gerätes elektrische Impulse erzeugt und durch die Haut auf das Nervensystem übertragen. Dabei werden Klebe-Elektroden paarweise neben der Wirbelsäule im Schmerzbereich aufgeklebt. Die Impulse regen die körpereigenen, Schmerz hemmenden Systeme an. Die Anwendung der TENS setzt eine Einweisung durch einen Arzt voraus.
Massagen mit vorherigen Wärmeanwendungen wie beispielsweise durch eine Fangopackung lockern das verspannte Gewebe und werden meistens als sehr angenehm empfunden. Allerdings können sie Schmerzen nur für einen Moment entfernen und sind für eine dauerhafte Schmerztherapie nach fachärztlicher Ansicht nur wenig geeignet.
Lokale Wärmeanwendungen in Form von Rotlicht und warme Bäder können ebenfalls die Schmerzen nur kurzfristig lindern.
Eine weitere physikalische Therapiemöglichkeit im Schmerzbereich ist die oberflächliche Kältetherapie. Dazu wird ein elektrischer Kaltluftgenerator verwendet, dessen Luftstrom auf -10 bis-15 °C abgekühlt ist.
Örtliche Betäubung
Werden die Schmerzen bei der BWS-Erkrankung chronisch, können Sie sich an eine Schmerzklinik wenden. Generell gilt: Je früher Sie das tun, desto besser sind die Heilungschancen. Schmerzkliniken setzen auf verschiedene Therapien, die individuell aufeinander abgestimmt sind. In einem meist mehrwöchigen Aufenthalt können beim BWS-Syndrom die folgenden Therapiemethoden zum Einsatz kommen:
Bei der Lokalanästhesie werden örtliche Betäubungsmittel in bestimmte Stellen im Körper eingespritzt. Entweder in die schmerzende Stelle selbst (Infiltrative Lokalanästhesie) oder direkt in den schmerzenden Nerv (Nervenblockade).
Bei der sogenannten Infiltrativen Lokalanästhesie wird ein Betäubungsmittel in die verspannte, an der Wirbelsäule angrenzende Muskulatur gespritzt. In der Regel wird dazu der Wirkstoff Bupivacain eingesetzt. Er betäubt die Nerven und hemmt den Schmerz in örtlich begrenzten Regionen.
Bei der rückenmarksnahen Betäubung (peridurale Betäubung) im Brustwirbelbereich wird ein örtliches Betäubungsmittel über einen Katheter zugeführt, es kann aber auch eine verdünnte Morphin-Lösung verabreicht werden. Bei der Katheter-Behandlung wird der dünne Kunststoffschlauch durch eine Kanüle dicht an den zu behandelnden Nerven eingepflanzt. Über diesen Katheter wird mehrmals täglich das örtliche Betäubungsmittel nachgespritzt.
In sehr schweren Fällen, die sich anders kaum behandeln lassen, kann auch eine kleine Schmerzpumpe unter die Haut eingepflanzt werden. Das Arzneimittel wird von der Pumpe abgegeben und kann durch die Haut hindurch mit Hilfe einer Spritze wieder nachgefüllt werden.
Die Vorteile der rückenmarksnahen Betäubung ist, dass das örtliche Betäubungsmittel dabei so dosiert werden kann, dass die normale Muskelkraft vollständig erhalten bleibt. Ein normaler Tagesablauf und krankengymnastische Übungen sind also möglich. Außerdem bleibt die schmerzlindernde Wirkung über die eigentliche Behandlungszeit hinaus erhalten. Das liegt daran, dass durch diese Methode auch die vegetativen Nerven betäubt werden. Das wiederum führt zu einer Steigerung der Durchblutung. Eine bessere Durchblutung wirkt entzündlichen und abnutzungsbedingten Prozessen entgegen und optimiert den Stoffwechsel von blockierten Nerven.
Alternative Heilmethoden
Folgende Behandlungs-Methoden bei BWS dienen zur Unterstützung der regulären BWS-Therapie. Als alleinige Behandlung reichen diese Therapiemethoden meistens jedoch nicht aus.
Stressbewältigungstraining und progressive Muskelentspannung nach Jacobson helfen, die psychischen Faktoren am Schmerzgeschehen positiv zu beeinflussen. Die progressive Muskelentspannung (PMR) nach Jacobson setzt auf die Beobachtungen des Arztes und Physiologen Edmund Jacobson (1885-1976). Er stellte fest, dass die Anspannung der Muskulatur häufig mit Unruhe, Angst und psychischer Anspannung einhergeht. Therapieziel der progressiven Muskelentspannung ist, dass Sie frühzeitig muskuläre Spannungszustände wahrnehmen und lernen, diese aktiv zu vermeiden. Das Prinzip der Wahrnehmungsschulung für das Gefühl der Entspannung und Anspannung beruht darauf, eine Muskelgruppe willentlich anzuspannen, diese Anspannung zu halten und dann zu entspannen. Konzentrieren Sie sich möglichst mit geschlossenen Augen auf die Wahrnehmung der Anspannung und der Entspannung. Um eine bessere Körperwahrnehmung zu erreichen und dadurch Verspannungen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen ist es notwendig, regelmäßig zu üben. Die Übungen können Sie im Liegen oder im behaglichen Sitzen in bequemer, nicht einengender Kleidung durchführen. Vorsicht: Bei Menschen mit Angstzuständen können sich diese durch die Progressive Muskelentspannung noch verstärken. Denn genau wie das autogene Training fordert auch die Progressive Muskelentspannung dazu auf, in sich hinein zu hören. Asthmabeschwerden können während Entspannungsübungen zunehmen. Ähnliches gilt für Depersonalisations- und Derealisationsphasen bei Menschen mit Psychose.
Akupunktur ist ein Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Krankheiten entstehen nach deren Vorstellung, wenn Störungen oder Blockaden im Fluss der Lebensenergie Qi vorliegen. Mit der Nadelbehandlung, bei denen Akupunktur-Nadeln an ganz spezielle Stellen eingestochen werden, sollen Blockaden gelöst werden. In der Regel werden bei der Schmerztherapie 2 Akupunkturbehandlungen in der Woche durchgeführt, in Serien von 10-12 Behandlungen. Dann wird meist eine Pause von 2-3 Wochen eingelegt. Danach können weitere Behandlungen nötig werden.
Auch eine weitere Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin kann die Beschwerden des BWS-Syndroms lindern. Beim Schröpfen werden kugelförmige Schröpfgläser erhitzt und auf die schmerzende oder verhärtete Hautstelle gelegt. Mit Hilfe des durch die Erwärmung erzeugten Unterdrucks saugen sich die Schröpfgläser auf unserer Haut fest. Dadurch erweitern sich die Gefäße, die Durchblutung wird angeregt. Vorsicht ist geboten, wenn Sie Gerinnungshemmer einnehmen. Denn auf der Haut bleiben nach einer Schröpfbehandlung in der Regel kleine, runde Blutergüsse zurück. Beim sogenannten blutigen Schröpfen wird die Haut vor Aufsetzen der Saugglocken aufgeritzt. Der Unterdruck zieht dann das Blut aus den kleinen Wunden. Diese Hautverletzungen können sich allerdings entzünden und mit Erregern infizieren. Sie sollten die blutige Schröpfmethode daher nur von erfahrenen TCM-Therapeuten durchführen lassen.
Auch bestimmte Heilpflanzen können therapiebegleitend zur Linderung von Rückenbeschwerden eingesetzt werden. Die Teufelskralle kann sich besonders bei rheumatischen Schmerzen und Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule bewährt.