Was ist eine Lungenentzündung
Eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine akute oder chronische Entzündung des Lungengrundgewebes, die durch Allergien und Infektionen sowie äußere Reize hervorgerufen werden kann. Verursacher sind meistens Bakterien, Viren oder Pilze, die über die Atemluft in die Lunge gelangen. In seltenen Fällen entsteht eine Lungenentzündung durch Erreger, die aus einem anderen Entzündungsherd, zum Beispiel aus einer Entzündung im Knochen über die Blutbahn in die Lunge geschwemmt werden. Zu den chemischen und physikalischen Auslösern einer Pneumonie zählen eingeatmeter saurer Magensaft, ätzende Reizstoffe wie giftige Gase und bestimmte Medikamente sowie Strahlung bei einer Strahlentherapie.
Wie schwer die Lungenentzündung verläuft, hängt von der persönlichen Verfassung ab. Besonders kompliziert kann die Lungenentzündung werden, wenn ein schlechter Allgemeinzustand besteht und hohes Alter und Krankheiten wie Diabetes, Herz- und/oder Niereninsuffizienz, Alkoholismus hinzukommen.
Unsere Lunge
Unsere Lunge besteht aus zwei großen Flügeln, die den größten Teil unseres Brustkorbes ausfüllen. Die
Lungenflügel teilen sich in drei (rechte Seite) und zwei (linke Seit)
Lungenlappen. Brustkorb und Lunge sind von den feinen Häuten des Brustfells umgeben, die durch einen flüssigkeitsgefüllten Spalt (Pleura) gegeneinander verschiebbar sind. Rund 12.000 Liter Luft durchströmen täglich unsere Lunge, ein Fünftel davon ist Sauerstoff. Die Atemluft gelangt über die Luftröhre in unseren Körper. Unsere
Luftröhre teilt sich in der Brust in den
linken und den rechten Hauptbronchus. Diese zwei Äste führen direkt in den linken oder rechten Lungenflügel. Jeder Hauptbronchus verzweigt sich hier in
Lappenbronchien, die sich wiederum in
Segmentbronchien teilen. Auch diese verzweigen sich immer weiter bis zu kleinsten
Broncholi. An deren Ende befinden sich kleine, elastische und dünnwandige
Lungenbläschen (Alveolen). In den Lungenbläschen finden die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid statt. Die Lungenbläschen (Alveolen) sind traubenartig angeordnet, aber teilweise miteinander verschmolzen. An ihrer inneren Oberfläche sind immer weiße Blutkörperchen anwesend, die schädliche Stoffe wie Keime, Chemikalien oder Staub umschließen und zerstören. Die Lungenbläschen sind von einem
Kapillarnetz umgeben. Der Sauerstoff gelangt mit der Atemluft in die Lungenbläschen und diffundiert in die Kapillaren. Kohlendioxid geht wiederum aus dem Blut in die Lungenbläschen über. Mit über 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen), die das Lungengewebe bilden, entsteht eine riesige Oberfläche für den Gasaustausch. Diese Oberfläche entspricht das 40-fache unserer gesamten Körperoberfläche!
Um die Lunge vor dem Eindringen von Erregern und Fremdkörpern zu schützen gibt es eine Reihe von Abwehrsystemen. Der Hustenreflex ist ein Mechanismus, der Fremdkörper aus den Atemwegen und der Lunge wieder hinaus befördert. Krankheitserreger werden so einfach wieder ausgehustet und können sich deshalb nicht in der Lunge verbreiten.
Weiterhin vollführt eine Zellschicht, an dessen Oberfläche sich ein Bürstensaum aus härchenartigen Fortsätzen (Cilien) befindet, nach oben gerichtete Bewegungen. Dadurch werden Schleim und kleinste Fremdteilchen in Richtung Rachen befördert. Die Atemwege sind weiterhin mit einer Schutzschicht aus Schleim ausgekleidet, die ein Anheften und Eindringen von Erregern in die Lunge erschweren.
Konnten trotz dieser Schutzmechanismen Krankheitserreger in den Körper eindringen, werden diese durch spezielle Zellen, die zum Immunsystem des Körpers gehören, angegriffen und unschädlich gemacht.
Erst wenn diese fein aufeinander abgestimmten Mechanismen gestört sind oder versagen, können Erreger in die Luftwege eindringen und sich ausbreiten.
Arten der Lungenentzündung
Eine Lungenentzündung, die durch Pilze ausgelöst wird, wird auch als
Pilzpneumonie bezeichnet. Der häufigste Erreger ist der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus. Er verursacht jedoch kaum Beschwerden, gelegentlich besteht Bluthusten. Diese Lungenentzündung verläuft daher über Monate bis Jahre unauffällig. Bei der Röntgenuntersuchung der Lunge sieht man jedoch einen charakteristischen Ball aus Pilzgewebe (Mycelom) mit Lufteinschlüssen. Bei immungeschwächten Menschen dringen die Pilze in kleinere Gefäße ein, es kommt zu Gefäßverschlüssen und einer
Embolie. Im Röntgenbild zeigt sich das unter anderem als 1-2 cm große Knoten.
Bei der Bronchopneumonie (bronchoalveoläre Pneumonie) greifen die bakteriellen Erreger (Staphylokokken, Pseudomonas) von Infektionen der oberen Luftwege wie Bronchitis und Tracheitis auf die benachbarten Alveolarräume der Lunge über. Diese füllen sich mit Schleim, was im Röntgenbild als fleckige Verschattung sichtbar wird.
Die interstitielle Pneumonie wird meist durch Chlamydien, Legionella pneumophila, Mycoplasma pneumoniae oder Viren ausgelöst. Diese Form der Lungenentzündung macht sich durch mäßiges Fieber, aber starke Kopf- und Gliederschmerzen bemerkbar. Die Erreger gelangen in das Gewebe zwischen den Lungenbläschen (Alveolen) und rufen dort Entzündungen hervor. Das stäbchenförmige Bakterium Legionella pneumophila verursacht die Legionärskrankheit. Legionella ist in vielen Warmwasserleitungen vorhanden und vermehren sich auch sehr schnell in wassergefüllten Klimaanlagen. Die Symptome ähneln einer Lungenentzündung. Zusätzlich können jedoch Durchfall, Bauchschmerzen und Gelbsucht auftreten.
Die Viruspneumonie wird beim Erwachsenen durch Grippeviren und Adenoviren ausgelöst, bei Kindern durch Parainfluenza und RS-Viren. Das Beschwerdebild dieser Art von Lungenentzündung ist gekennzeichnet durch Fieber ohne Schüttelfrost, trockenem Husten sowie Hals-und Kopfschmerzen. Häufig gibt es virustypische Vorstadien wie akute Rhinitis, Pharyngitis oder Laryngitis. Als Komplikationen können Myokarditis, Perikarditis, Meningoenzephalitis und Hepatitis auftreten.
Bei der Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PcP) ist der Einzeller Pneumocystis carinii der Auslöser. Dieser Krankheitserreger findet sich in den Lungen der meisten Menschen, jedoch bleibt er unbemerkt und richtet beim gesunden Menschen auch keinen Schaden an. Sind die Abwehrkräfte jedoch geschwächt, kann Pneumocystis carinii Entzündungen in den Lungenbläschen und im Lungengewebe hervorrufen. Rund 85 Prozent aller Patienten mit AIDS bekommen diese Form der Lungenentzündung.
Die Aspirationspneumonie entsteht, wenn Essensteilchen beim Erbrechen oder Verschlucken mit und ohne Magensaft in die Lunge gelangen. Der saure Magensaft verätzt, der Fremdkörper reizt das Lungengewebe. Bakterielle Erreger haben somit leichtes Spiel. Diese „eingeatmete“ Lungenentzündung wird durch ein Versagen des Schutzmechanismus (Hustenreflex, Pförtnerklappe am Magen) ausgelöst. Das passiert häufig bei älteren Menschen, bei Bewusstlosigkeit, bei Alkohol- und Medikamentenvergiftung. Ebenfalls gefährdet sind Menschen mit Schluckstörungen, die auftreten können bei Parkinson, Multipler Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumor oder nach einem Schlaganfall. Bei Menschen mit diesen Erkrankungen ist nicht nur der Schluckreflex eingeschränkt, sondern auch die Motorik von Mund- und Rachenraum.
Der Lungenabszess ist eine seltene Form der Lungenentzündung. Im Lungengewebe entsteht ein mit Eiter gefüllter Hohlraum, der sich vom gesunden Gewebe abkapselt. Die Erreger eines Lungenabszesses können von einer Parodontitis, also einer Entzündung des Zahnfleisches, auf die Lunge übergreifen. Oft entsteht ein Lungenabszess jedoch auch durch den Verschluss eines Bronchus durch einen Fremdkörper oder einen Lungentumor. Hinter dem Verschluss entsteht eine Schleimansammlung, die nicht abgehustet werden kann und somit zum idealen Nährboden für Erreger wird. Wenn das Immunsystem dann noch geschwächt ist oder eine Vorerkrankung der Lunge wie Tuberkulose oder ein Lungentumor besteht, vermehren sich die Keime besonders leicht.
Extrem selten können infizierte Blutgerinnsel aus einem anderen Körperteil, in dem eine Entzündung stattfindet, in die Lunge gelangen und dort einen Abszess hervorrufen. Häufig entstehen dann mehrere, über beide Lungenflügel verstreute Abszesse. Dies ist vor allem bei Drogenabhängigen, die sich mit verschmutzten Nadeln Drogen spritzen, ein Problem.
Die meisten Lungenabszesse platzen, der eitrige Inhalt des Abszess gelangt in die Bronchien und wird abgehustet. Zurück bleibt ein Hohlraum, der sich mit Luft und Flüssigkeit füllt. Verteilt sich der Eiter hingegen in der Lunge, kann eine Lungenentzündung oder ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS) entstehen. Wenn ein Abszess platzt und eine Blutgefäßwand zerreißt, entsteht eine starke Blutung, die unter Umständen auch tödlich enden kann.
Lungenentzündung Komplikationen
Unsere Lunge umgibt eine zweilagige Membran. Zwischen den beiden Blättern der Membran befindet sich im sogenannten Pleuraspalt ein Flüssigkeitsfilm, der eine reibungsarme Lungenbewegung in der Brust am Atmen ermöglicht. Eine Lungenentzündung kann zu einer Flüssigkeitsansammlung von bis zu drei Litern im Pleuraspalt führen. Das bezeichnet man als
Pleuraerguss. Die Flüssigkeitsansammlung drückt auf die Lungen, führt zu
Atemnot und
Brustschmerzen. Behandelt wird der
Pleuraerguss, indem der Arzt mit einer Hohlnadel oder einem Drainageschlauch die Flüssigkeit absaugt.
Ein Pleuraemphysem kann entstehen, wenn ein Lungenabszess platzt und Eiter in den Pleuraspalt gelangt. Auch hier ist dann ein operativer Eingriff nötig.
Wenn die Behandlung der Lungenentzündung nicht rechtzeitig begonnen wird oder die Therapie nicht ausreichend wirkt, kann als Komplikation auch eine Entzündung des Lungenfells (Pleuritis) auftreten.
Selten, aber dennoch möglich ist es, dass die Erreger der Lungenentzündung in andere Körperregionen streuen und dort eine Blutvergiftung (Sepsis) hervorrufen. Sie können auch die Gehirnhäute, das Mittelohr oder das Herz befallen und dort Entzündungen hervorrufen. Dann entstehen eine: Meningoenzephalitis, Mittelohrentzündung, Perikarditis und Myokarditis.
Bei Menschen mit geschwächter Abwehr und chronischen Erkrankungen kann die Lungenentzündung chronisch werden. Risikopatienten sind Diabetiker, Alkoholiker und Menschen, die Kortison, Immunsuppressiva (Medikamente, die die körpereigene Abwehr unterdrücken) oder Chemotherapeutika einnehmen. Auch bei vorgeschädigter Lunge wie bei Tuberkulose oder chronischer Bronchitis kann sich eine Lungenentzündung viel leichter entwickeln und komplizierter verlaufen.
Lungenentzündung Ursachen
Verursacher einer Lungenentzündung sind häufig Bakterien der Gattungen Pneumokokken, Staphylokokken, Legionella, Chlamydia pneumoniae. Viren wie der Influenzavirus Haemophilus influenzae oder das Masernvirus MeV können ebenfalls eine Lungenentzündung auslösen. Sie können durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, können jedoch auch über den Speichel in die Luftröhre gelangen.
Seltener sind Infektionen mit Pilzen oder Parasiten die Ursachen für eine Lungenentzündung. Bei der Lungenentzündung sind Lungenbläschen und/oder das dazwischen liegende Lungengewebe durch eitriges Material und Wassereinlagerungen geschädigt. Dadurch wird der Sauerstoffaustausch behindert oder gar unmöglich.
Auch das Einatmen giftiger Stoffe kann zu einer Lungenschädigung und damit zu einer Lungenentzündung führen. Durch einen mangelnden Verschluss des Pförtnermuskels am Mageneingang kann im Liegen ständig Magensäure aufsteigen. Diese kann in die Lunge geatmet werden, die Bronchien und Alveolen verätzen und sie somit anfälliger für Krankheitserreger machen.
Begünstigt wird die Entstehung einer Lungenentzündung durch einen Blutstau in der Lunge wie er bei einer Schwäche der linken Herzkammer vorkommt. Ist ein Bronchus durch einen Fremdkörper oder Tumor verschlossen, kann sich in dem entsprechenden Abschnitt ebenfalls eine Lungenentzündung entwickeln.
Lungenentzündung Symptome
Eine Lungenentzündung ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit. Sie äußert sich vor allem durch die folgenden Beschwerden, die nicht zwangsläufig alle gleichzeitig auftreten müssen:
- trockener und schmerzhafter Husten, später oft mit blutigem-eitrigen Schleim
- schmerzhafte Kurzatmigkeit
- Brustschmerzen
- hohes Fieber
- Schüttelfrost
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Atemnot sowie bläuliche Lippen oder Fingerkuppen bei schwerer Lungenentzündung als Zeichen des Sauerstoffmangels
Neugeborene und Kleinkinder zeigen oft keine eindeutigen Symptome. Sie leiden jedoch unter Appetitlosigkeit, sie wollen nicht trinken und haben Fieber, Husten und Schmerzen im Unterbauch.
Bei einer durch Viren hervorgerufenen Lungenentzündung können die Beschwerden auch ganz anders aussehen. Dann spricht man von einer atypischen Pneumonie. Bei ihr erhöht sich die Körpertemperatur nur gering und der Husten ähnelt einem trockenen Reizhusten.
Bei einer Pneumocystis carinii ähneln die Beschwerden zunächst einer Grippe. Diese Form der Lungenentzündung entwickelt sich langsam und bis zur vollen Ausprägung vergehen oft Wochen. Die Beschwerden beginnen mit Atemnot, die anfänglich nur bei schwerer Anstrengung auftritt, später ist sie bereits bei leichten Anstrengungen vorhanden. Bei fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung gesellen sich ein trockener Husten und Fieber hinzu, es kommt zu massivem Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Durch die starke Atemnot entsteht bei dieser Form der Lungenentzündung ein Sauerstoffmangel im Körper, der die Schleimhäute und die Haut bläulich wirken lässt. Am deutlichsten sichtbar ist diese Farbänderung an den Lippen und an den Fingerkuppen.
Symptome einer Aspirationspneumonie sind starke Atemnot sowie Husten mit Auswurf. Die Beschwerden zeigen sich typischerweise erst nach einigen Stunden.
Die Beschwerden bei einem Lungenabszess können sich über einen Zeitraum von einigen Wochen oder auch ganz plötzlich entwickeln. Erste Symptome sind Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, hohes Fieber und Husten mit eitrigem Schleim, der faulig riecht. Die Beschwerden können sich verbessern oder verändern. Es kann zu starkem Gewichtsverlust, übermäßigem nächtlichen Schwitzen und täglichem Fieber kommen. Treten beim Atmen Schmerzen im Brustkorb auf, kann das Rippenfell ebenfalls entzündet sein.
Lungenentzündung Diagnose
In einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird sich der Arzt nach folgenden Dingen erkundigen:
- Haben Sie Fieber? Seit wann und wie hoch?
- Seit wann haben Sie Beschwerden? Wie sehen diese aus (Art, Dauer, Schwere)?
- Art des Hustens? Trocken, mit Schleim, mit Blut?
- Haben Sie Vorerkrankungen der Lunge, Herzschwäche, Diabetes, Immunschwäche?
- Gibt es in Ihrem Arbeitsumfeld irgendwelche Reizstoffe wie Gase, Staub oder Rauch?
- Rauchen Sie? Wie viel täglich und seit wann?
- Haben Sie sich kürzlich verschluckt oder erbrochen?
Es folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird Ihre Körpertemperatur gemessen und die Lunge mit einem Stethoskop abgehört. Bei einer Lungenentzündung sind charakteristische Rasselgeräusche hörbar. Eventuell wird auch Ihr Brustkorb abgeklopft.
Um eine Lungenentzündung eindeutig von anderen Krankheitsbildern, wie etwa einer Grippe, unterscheiden zu können, wird der Arzt eine Röntgenaufnahme Ihres Brustkorbes anfertigen. Hier kann er die typischen Veränderungen, die eine Lungenentzündung hervorruft, feststellen und das Ausmaß der Entzündung aufzeigen. Bei einer Lungenentzündung ist der entzündete Bereich auf dem Röntgenbild als weißer Fleck erkennbar. Für die einzelnen Arten der Lungenentzündung gibt es noch viele weitere charakteristische Merkmale.
Mögliche Hinweise auf eine bakterielle Infektion sind außer hohem Fieber und eitrigem Auswurf noch Entzündungszeichen im Blutbild. Das sind stark erhöhte CRP-Werte (CRP = C-reaktives Protein), eine erhöhte Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie eine extrem erhöhte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG).
Der Sauerstoffgehalt im Blut ist bei einer Lungenentzündung oft stark erniedrigt, weil die Sauerstoffaufnahme durch die Lunge behindert ist. Bei einer Pneumocystis carinii sinkt der Sauerstoffgehalt nach körperlicher Anstrengung noch stärker ab.
Eine Laboruntersuchung des Lungensekrets kann Hinweise auf den jeweiligen Erreger geben. Auch im Blut lassen sich Hinweise auf die Erreger der Lungenentzündung finden. In einer Blutkultur können die im Blut enthaltenen Bakterien angezüchtet werden. Weiterhin können spezifische Antikörper gegen den jeweiligen keim im Blut gefunden werden.
Dazu bedient man sich des ELISA-Tests: ELISA steht für enzyme-linked immunosorbent assay. Das ist ein labordiagnostisches Verfahren, bei dem man die Mechanismen unseres Immunsystems nutzt: Wird eine Substanz vom Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper, die an das fremde Molekül andocken und es so markieren.
Diese so genannte Antikörper-Antigen-Reaktion wird für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Protein nachgewiesen werden, müssen die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Ist dann in einer Probe das gesuchte Protein vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.
Eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) ermöglicht dem Arzt einen direkten Einblick in das Entzündungsgeschehen der Luftröhre und der großen Bronchien. Die kleineren Atemwege, die Lungenbläschen und das Lungengewebe sind für das Bronchoskop allerdings unsichtbar. Bei der Bronchoskopie wird unter örtlicher Betäubung ein flexibler Schlauch mit einem optischen System über die Nase oder den Mund durch den Kehlkopf und die Stimmbänder hindurch in die Luftröhre eingeführt. Über einen Videochip wird das Bild der Atemwege auf einen Monitor übertragen. Über einen Arbeitskanal am Bronchoskop können chirurgische Instrumente zur entnehme von Gewebeproben eingeführt werden. Ebenso kann Schleim abgesaugt werden, der zur Untersuchung auf Keime dient. Eingesetzt wird eine Lungenspiegelung immer dann, wenn Bluthusten besteht, wenn der Husten lange andauert und die Ursache unklar ist oder sich im Röntgenbild ein Schatten auf der Lunge zeigt. Vor der Untersuchung müssen Sie mindestens vier Stunden lang nüchtern sein und dürfen nicht rauchen. Ebenso müssen blutverdünnende Mittel vorher abgesetzt werden. Ihr Arzt wird Sie über die Vorgehensweise und alle nötigen Schritte informieren.
Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) wird eingesetzt, um einen Pleuraerguss sichtbar zu machen. Um die genaue Lage und Ausdehnung der Lungenentzündung noch exakter beurteilen zu können, wird oft auch eine Computertomographie des Oberkörpers vorgenommen. Mit der CT kann auch ein Lungenabszess nachgewiesen werden.
Die Lungenperfusionsszintigraphie ermöglicht mit Hilfe von radioaktiven Stoffen eine Untersuchung der Durchblutung der Lunge. Diese Untersuchungsmethode kommt zum Einsatz, wenn der Verdacht auf eine Lungenembolie besteht.
Lungenentzündung Therapie
Die medikamentöse Behandlung einer Lungenentzündung kommt bei bakteriellen Infektionen und bei Infektionen mit Pilzen und Parasiten zum Einsatz. Bei anderen Formen der Lungenentzündung werden vor allem die Symptome gelindert und es wird versucht, eine bakterielle Sekundärinfektion zu vermeiden.
Antibiotika
Leichte bakteriell bedingte Lungenentzündungen können ambulant mit Antibiotika behandelt werden. Wenn jedoch die Atmung beeinträchtigt ist, kann eine Einweisung in eine Klinik notwendig werden. Hier werden die Antibiotika (meist Cephalosporine) per Infusion verabreicht.
Cephalosporine werden auch bei leichter bis mittelschwerer Lungenentzündung verabreicht, wenn eine
Allergie auf
Penicillin (Amoxizillin) besteht. Wurde die Lungenentzündung durch Chlamydien oder Mykoplasmen hervorgerufen, werden
Tetracycline eingesetzt. Bei einer durch Legionellen ausgelösten Lungenentzündung kommen
Makrolide zum Einsatz.
Chinolone werden verabreicht, wenn die Erreger auf alle anderen Antibiotika nicht ausreichend ansprechen.
Penizilline hemmen während der Wachstumsphase den Aufbau der Zellwand von Bakterien und töten sie damit ab. Bereits ausgewachsene Bakterien bleiben intakt, daher müssen unbedingt immer die Tabletten der ganzen Packung eingenommen werden und die Therapie darf nicht einfach eigenhändig abgebrochen werden.
Cephalosporine töten Bakterien ab, indem sie den Aufbau der Zellwand hemmen. Sie sind geeignet zur Behandlung von Lungenentzündungen, wenn Penizilline nicht vertragen werden. Cephalosporine kommen auch bei der Therapie einer Mittelohrentzündung oder Sinusitis zum Einsatz.
Makrolid-Antibiotika (Makrolide) greifen in die Eiweiß-Produktion der Bakterien ein, die für alle Lebensvorgänge der Erreger wichtig sind. Sie wirken auf die Bakterien nicht abtötend (bakterizide Wirkung), sondern hemmen ihre Vermehrung (bakteriostatische Wirkung). Vorsicht: Wenn Sie Herzrhythmusstörungen oder eine eingeschränkte Leberfunktion haben sollten Sie Makrolid-Antibiotika meiden. Ebenfalls, wenn Sie unter Myasthenia gravis leiden, also unter einer gestörten Übertragung von Nervenreizen auf die Muskulatur.
Tetracycline hemmen die Eiweiß-Produktion in den Bakterien, indem sie den Transportprozess von Eiweiß-Baumaterial behindern. Dadurch können lebenswichtige Eiweiße nicht gebildet werden und die Vermehrung der Bakterien wird gehemmt (bakteriostatische Wirkung). Tetracycline sollten während der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie bei Kindern unter neun Jahren nicht angewendet werden, da sie Knochen- und Zahnschäden hervorrufen können. Tetracycline erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut, weshalb während der Anwendung intensive Sonnenbestrahlung vermieden werden muss. Da Tetracycline auch die Vermehrung der zur natürlichen Darmflora gehörigen Bakterien stören, rufen sie häufig Magen-Darm-Beschwerden hervor. Die dadurch ausgelösten Durchfälle können die Wirksamkeit oraler Mittel zur Empfängnisverhütung (beispielsweise [[[Antibabypille]]) beeinträchtigen.
Chinolone blockieren ein wichtiges Enzym bei der Zellteilung von Bakterien. Allerdings sind viele Bakterienstämme bereits resistent gegen dieses Mittel. Vorsicht: Wenn Sie unter Epilepsie leiden, sind Chinolone nicht geeignet, da sie die Krampfneigung verstärken. Achtung auch bei Eisenpräparaten zur Behandlung von Blutarmut, bei Kalziumpräparaten bei Osteoporose, Antazida bei Sodbrennen. Sie alle verstärken die Wirkung von Chinolonen.
Allgemein gilt: Antibiotika bekämpfen immer nur die bakteriellen Erreger einer Lungenentzündung, nicht die Entzündung selbst. Die Entzündung selbst heilt ab, wenn keine Erreger mehr vorhanden sind, die entzündliche Reaktionen im Gewebe verursachen.
Eine bakterielle Lungenentzündung erfordert Bettruhe. Zudem sollte viel Flüssigkeit aufgenommen werden. Vorsicht: Um ganz sicher zu gehen, dass das Antibiotikum wirkt, sollten Sie die Tabletten lieber mit Leitungswasser satt Mineralwasser schlucken. Denn das im Mineralwasser enthaltene Kalzium bilden zum Beispiel mit Tetracyclinen Klümpchen, die nicht mehr durch die Darmwand passen. Die Wirkstoffe können somit nicht ins Blut gelangen. Wer auf keinen Fall Leitungswasser trinken will, kann stattdessen ein Mineralwasser mit geringem Kalziumgehalt wählen. Der Kalziumgehalt ist auf dem Flaschenetikett als Calcium (Ca) angegeben. Mehrere hundert Milligramm pro Liter können die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen. Wichtig ist aber nicht nur, welches Wasser man mit dem Medikament trinkt, sondern auch, wie viel. Am besten ein ganzes Glas, denn dann zerfällt die Tablette schneller und kann somit auch schneller von der Blutbahn aufgenommen werden. Zudem ist das Medikament auch verträglicher für die Magenschleimhaut, wenn es mit viel Wasser eingenommen wird.
Milch sollte man besser nicht zu Medikamenten trinken, denn sie enthält ebenfalls viel Kalzium. Zwei Stunden vor und nach der Tabletteneinnahme sollte man daher auch keine Milchprodukte essen - also auch keinen Käse oder Joghurt. Auch Saft ist zur Einnahme von Medikamenten nicht geeignet, denn Zitrusfrüchte hemmen den Abbau der Wirkstoffe. Dadurch kann es zu einer lebensgefährlich hohen Konzentration des Medikaments im Blut kommen.
Finger weg auch von Kaffee und Alkohol. Alkohol kann die Nebenwirkungen von Medikamenten verstärken. Die im Kaffee enthaltenen Gerbstoffe können Medikamentenwirkstoffe hingegen inaktivieren. Zudem verstärkt Koffein die Wirkung anregender Stoffe und schwächt den Effekt von beruhigenden Arzneimitteln. Umgekehrt können bestimmte Medikamente den Abbau von Koffein im Blut hemmen.
Andere Therapien
Sind Pilze und Parasiten die Ursache der Lungenentzündung, werden die Erreger mit speziellen Medikamenten behandelt.
Hustenstillende Medikamente können bei trockenem Reizhusten Linderung verschaffe. Fiebersenkende Medikamente mit den Wirkstoffen Paracetamol und Acetylsalicylsäure können bei hohem Fieber angewandt werden. Achtung: Zäpfchen sind schlechtere Arzneiträger als Tabletten.
Zur Fiebersenkung können Wadenwickel eingesetzt werden. Bitte beachten Sie: Fieber unterstützt die Abwehrreaktionen unseres Körpers gegen den Krankheitserreger der Lungenentzündung, daher sollten fiebersenkende Maßnahmen nur bei einer Körpertemperatur von über 38,5 °C (im After gemessen) durchgeführt werden.
Der Wadenwickel kann auch in Kombination mit fiebersenkenden Medikamenten eingesetzt werden. Voraussetzung für einen Wadenwickel ist, dass die Beine und Füße warm und gut durchblutet sind. Benötigte Materialien:
- 2 große Baumwoll-Taschentücher
- 1 Schüssel mit kaltem Leitungswasser (so temperiert, wie es aus dem Kaltwasserhahn kommt)
- Plastik-oder Müllbeutel als Nässeschutz für die Liegefläche
Der Patient mit Lungenentzündung sollte mit Schlafanzug, aber unbedeckten Waden liegen. Als Zudecke reicht ein Bettbezug für Bauch und Oberkörper. Keinesfalls den Kranken mit dicken Decken einhüllen, denn so bildet sich aus Schweiß und Körperwärme eine Art Dunstglocke, die die Wärme anstaut statt abtransportiert.
Tauchen Sie die Taschentücher ins Wasser, wringen Sie sie leicht aus, so dass sie nicht tropfen, aber noch nass sind. Schlagen Sie ein Taschentuch um die erste Wade zwischen Knöchel und Kniescheibe. Danach das zweite Tuch um die andere Wade. Sobald sich ein Tuch deutlich erwärmt hat, abnehmen, neu mit Wasser durchtränken und wieder um die Wade legen. Das Ganze für 10-15 Minuten im 60 Sekunden-Rhythmus durchführen.
Um die Beschwerden zu lindern und dem Körper Zeit zu geben, sich zu erholen, sind Schonung und bei Fieber auch Bettruhe nötig. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Um Schleim leichter abhusten zu können und damit die Reinigung der Lunge zu erleichtern, kann der Arzt Ihnen einen Schleimlöser verordnen. Hilft das nicht und lässt sich der Schleim nicht abhusten, müssen vom Arzt gegebenenfalls die Bronchien abgesaugt werden. Bei starker Atemnot muss im Extremfall mit einem Sauerstoffgerät beatmet werden.
Versperrt ein Fremdkörper oder ein Tumor einen einzelnen Lungenabschnitt, muss er operativ entfernt werden. Das kann mit Hilfe der Bronchoskopie passieren. Hiermit kann auch ein Abszess ausgemerzt werden.
Auch bei einer Lungenembolie ist eine Operation nötig. Hier versucht der Arzt dann, den das Gefäß verschließenden Blutpfropf unter Einsatz eines Katheters zu entfernen.
Bei der Aspirationspneumonie wird versucht, das Fremdmaterial aus der Lunge abzusaugen. Atemwegserweiternde Medikamente erleichtern das Abhusten.
Führen alle Therapien nicht zum gewünschten Erfolg, kann als letzte Maßnahme eine Operation durchgeführt werden, bei der entzündete Lungenabschnitte entfernt werden.
Lungenentzündung vorbeugen
Vor allem ältere Menschen und solche, die unter Rheuma, koronarer Herzkrankheit, Diabetes leiden, können sich eine Impfung gegen Grippe geben lassen. Das beugt einer durch Influenzaviren verursachten Lungenentzündung vor. Eine Schutzimpfung gegen Pneumokokken reduziert bei Kindern die Wahrscheinlichkeit, an einer durch Pneumokokken bedingten Lungenentzündung zu erkranken. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, ob eine Impfung für Sie oder Ihr Kind sinnvoll ist.
Ganz allgemein ist ein gesundes Immunsystem der beste Schutz gegen jede Infektionskrankheit, auch gegen eine bakterielle oder durch Viren bedingte Lungenentzündung. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst oder Gemüse stärken unsere Abwehrkräfte. Wenn irgendwie möglich empfiehlt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören oder es zumindest schrittweise auf ein Minimum zu reduzieren.
Lungenentzündung Prognose
Wird eine Lungenentzündung bei sonst gutem Allgemeinzustand frühzeitig erkannt, so lässt sie sich innerhalb von zwei bis drei Wochen gut behandeln und heilt folgenlos aus. Bei älteren Menschen, sowie bereits bestehenden Herz-, Lungen- oder Infektionskrankheiten ist der Heilungsprozess schwieriger und birgt Risiken. Lungenabszesse, Entzündungen des Brustfells oder andere Komplikationen verzögern ebenfalls den Heilungsprozess. In einigen, wenn auch selteneren Fällen kann eine Lungenentzündung zum Tod führen.
Quellen
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 263. Auflage, DeGruyter
Herold. Innere Medizin. Herold, 2007
Redaktion/Bieni